Ein Garten für alle: „Bread Homes Sharing Garden“ auf den Philippinen

Das gemeinsame Anbauen von Lebensmitteln, das Community Gardening, ist weltweit groß im Kommen. Die Beweggründe der einzelnen Gruppen und Menschen sind vielschichtig. Auf Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen, entsteht seit einigen Monaten der Bread Homes Sharing Garden (BHSG) in der Millionenstadt Davao City. Einer der Initiator_innen, Kinabuhi (im lokalen Dialekt bedeutet dieser Name „Leben“), berichtet in diesem Interview nicht nur über das Projekt.

Hallo Kinabuhi, erzähl doch mal was über Dich. Wie kamst Du zu Sharing Garden?

Ich bin ein Aktivist, der sich mit vielen Themen beschäftigt, die sich auf mich und andere Menschen auswirken, wie die Zerstörung der Umwelt, Kriege, kommerzielle Religion, Landaneignung, Unterdrückung, Rassismus und Sexismus in vielen verschiedenen Formen, die Macht der Massenmedien, medizinische Bevormundung und Monopolstellung der Pharmaindustrie, Pestizide, Genmanipulation und natürlich Gesundheits- und Ernährungspolitik. Ich erfuhr viel darüber, wie unsere Lebensmittel mit giftigen Substanzen, die unsere lebenswichtigen Organe schädigen und viele Krankheiten wie Krebs verursachen können, angebaut und produziert werden (Ganz zu schweigen davon, wie abhängig die Lebensmittelproduktion von Pestiziden, fossilen Brennstoffen und der kapitalistischen Wirtschaftsweise ist.). So entschied ich mich, meine eigenen kleinen Aktionen dazu zu machen. Ich wurde Vegetarier, machte Aktionen gegen Fast Food, Bananenplantagen und das Versprühen von Pestiziden mittels Flugzeugen. Aber nach sieben Jahren änderte ich meine Ansichten über Ernährung und entschied mich wieder Fisch zu essen. Ich war immer noch nicht zufrieden damit, nur ein Konsument zu sein, der Lebensmittel kauft, ohne die Möglichkeit zu haben, sie selbst herzustellen. Neben den Lebensmitteln war ich auch über die Monopole in der Medizin besorgt und wie die Pharmaindustrie ihren synthetischen Medikamenten (wie z.B. Impfstoffen) schädliche Chemikalien und Schwermetalle zusetzt. Das ist der Grund warum viele Menschen, die sie nehmen, noch kranker werden und dann sterben, während zur gleichen Zeit geldgierige Mainstream-Ärzte von dieser Situation profitieren. Und zuletzt fühlte ich mich auch gestört durch internationale Handelsverordnungen wie den Codex Alimentarius*, die unsere Freiheit bedrohen, biologische Lebensmittel anzubauen und uns mit Naturheilmitteln zu behandeln. Darum habe ich zusammen mit einigen meiner Freund_innen beschlossen, die Verantwortung in die eigenen Hände zu nehmen und mit dem Projekt zu beginnen.

Auf den Fotos auf eurem Blog sind fast nur Kinder zu sehen. Ist das Zufall? Wieviele Menschen seid ihr insgesamt?

Nun, ich kann sagen, dass das kein Zufall ist, da die meisten unserer erwachsenen Freund_innen und Nachbar_innen, die daran interessiert sind mitzumachen, noch nicht mit an Bord sind. Im Moment sind wir nur fünf Erwachsene (Die Kinder haben auch bei einigen kleinen Aufgaben mitgeholfen.). Einer der Gründe dafür ist, dass wir noch nicht genug Werkzeuge für viele Helfer_innen haben. Derzeit bearbeiten, kultivieren und mulchen wir den Boden, aber wir haben nur drei nutzbare Werkzeuge. Wir brauchen unbedingt den Zaun, um Tiere davon abzuhalten, reinzukommen und die Pflanzen zu fressen oder zu zerstören. Wenn wir den Schutzzaun und den Wasserschlauch haben, können wir auch mit dem Pflanzen anfangen.

Wann hattest Du und Deine Freund_innen die Idee zu dem Projekt und wie lange dauerte es, sie in die Tat umzusetzen?

Mein Interesse auf einem Biohof zu arbeiten erwachte vor fünf Jahren, aber ich hatte nie den Mut es in die Tat umzusetzen und ich fand auch nicht die richtigen Leute dafür. Dann war ich mit vielen Dingen beschäftigt, die wichtig sind für mein weiteres politisches Engagement, meine Kunst und meine Lohnarbeit. Dazu kommt, dass Community Gardening hier nicht wirklich populär ist. Darum wissen nur sehr wenig Menschen darüber Bescheid. Im August letzten Jahres beeindrucktenuns die wachsenden Anstrengungen in der Welt, die Nahrungsmittel- und Energiekrise zu lösen. Der Codex Alimentarius*, die skrupellosen genetischen Experimente und Monopole der multinationalen Nahrungsmittelkonzerne wie Monsanto begannen uns immer mehr zu beschäftigen. So begannen wir mehr über Bio-Anbau und Community Gardening nachzuforschen und entschieden uns, unsere eigene Gartengruppe zu gründen. Es gibt viel Kraft, das zu tun. Dadurch begannen wir auch uns für andere natürliche Methoden wie Permakultur und biologisch-dynamische Landwirtschaft zu interessieren. Wir wollen versuchen, wenn wir die Chance dazu haben, diese Modelle in der Zukunft auszuprobieren.

In welcher Stadt auf den Philippinen befindet sich Euer Garten? Ist es Euer eigenes Stück Land?

Das momentane (oder zukünftige) Gartengelände liegt in Panorama, Buhangin, Davao City auf der zweitgrößten Insel der Philippinen, Mindanao. Es ist nur von den Nachbar_innen für die Zeit geliehen, in der sie es selbst nicht benutzen. Der Verwalter sagte, dass wir es vielleicht für drei bis fünf Jahre nutzen dürfen, was gut ist! Aber wenn sie es brauchen, werden wir es ihnen jederzeit zurückgeben. Wir versuchen zur Zeit ein zusätzliches Gelände zu finden, dessen Besitzer_in daran interessiert ist, einen Sharing Garden zu gründen und ihn mit anderen Menschen zu teilen. Wir wollen diese Idee so weit wie möglich streuen, so dass es hier in der Zukunft viele Biogärten und aktive Gärtner_innen geben wird! Wir hoffen, dass dieses Projekt viele Gemeinwesen beeinflussen wird, so dass viele Menschen daran arbeiten werden, unsere Freiheit zu schützen, biologische Nahrungsmittel anzubauen und zu essen und Naturmedizin nutzen zu können. Das ist Selbstbestimmung und das ist auch die Essenz von Gemeinschaft für mich.

Warum habt ihr die Gartengruppe gegründet?

Wie ich vorher schon gesagt habe, begannen wir das Projekt, weil wir versuchen wollen, unsere Freiheit zurückzuerlangen, unsere eigenen Lebensmittel speziell auf biologische und ökologisch nachhaltige Art und Weise anzubauen und herzustellen, und auch um den Menschen zu zeigen, dass es viele wunderbare Alternativen zu und Lösungen für die so genannte Lebensmittel- und Energiekrise gibt. Wir versuchen ihnen zu sagen, dass wir es zusammen tun können, dass das Wichtigste ihr politisches Bewusstseinund ihre Teilhabe an allen Ebenen der Entscheidungsfindung in ihrem Gemeinwesen ist. Nicht nur ein selbstvergessenes Opfer zu sein, das abhängig vom System ist und nach mehr bedeutungslosen Belohnungen zu seinem micktigen Lohn bettelt. Wir wollen als Beispiel fungieren, das sich langsam von der uns entmenschlichenden Wirtschaftsmaschinerie ablöst. In kleinen Schritten und nach unseren Möglichkeiten. Darum ist für uns die sinnvollste Antwort auf diese Herausforderung das Anbauen unserer eigenen Nahrungsmittel und diese mit den Bedürftigen, die dann vielleicht im Gegenzug an Bord kommen, zu teilen,. Wir haben uns daran gestört, wie unsere Leben zerstört werden von Leuten, die Gift sind für unsere Psyche, wie diese Leute in alle Bereiche unseres Lebens, unserer Gesundheit und unseres Wohlergehens eingedrungen sind. Ein Beispiel sind die allgegenwärtigen, giftigen Chemikalien, die den meisten verarbeiteten Lebensmitteln und den Medikamenten, die überall im Supermarkt erhältlich sind, zugesetzt sind. Dieser kranken Realität sind sich die meisten Menschen nicht bewusst. Wir entschlossen uns zu diesem Projekt, weil wir damit konfrontiert wurden, wie genmanipulierte und künstliche Lebensmittel den Markt dominieren und wie die Mehrheit das unglaublicherweise in den Fast Food-Ketten und sogar in ihren eigenen Küchen hinnimmt. Und zuguterletzt weil wir besorgt sind, wie die medizinische Tyrannei, z.B. die der Krebsindustrie*, immer effizienter darin wird, die Zukunft der Medizin und des Wohlergehens der Menschen im Allgemeinen, zu lenken.

Was für Ziele verfolgt ihr mit BHSG?

Das Ziel von BHSG ist zuerst, Selbstversorgung und Unabhängigkeit von der kapitalistischen Lebensmittelindustrie durch die Bildung einer lokalen Gemeinwesenswirtschaft des Teilens und des Lebensmittelanbaus zu schaffen. Ein anderes ist es, Erkenntnisse über Gesundheit und geeignete Alternativen zu den aktuellen Modellen der Lebensmittelproduktion, die stark von fossilen Brennstoffen und agrochemischen Giften abhängig ist, zur Verfügung zu stellen. Wir müssen diesen Zustand so schnell wie möglich beenden, da er die Umwelt, die Luft, das Wasser und natürlich die Menschen vergiftet. Was da passiert, ist unglaublich tragisch und entmutigend. Das dritte Ziel ist, Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, wo wir selbst und andere verschiedene Methoden und Anwendungsmöglichkeiten des biologischen Anbaus lernen können. So können wir unser Wissen mit anderen Menschen und Gruppen teilen, die einen Sharing Garden gründen wollen. Aber natürlich sind die dringendsten Ziele die Bereitstellung von Werkzeugen und von aktiver Mitwirkung (und auch Inspiration!) für die, die in ihrem Hinterhof oder wo auch immer biologischen Anbau praktizieren wollen. Wir werden in dieser Stadt ein Netzwerk von Gardening Communities gründen, die biologisch anbauen, und gleichzeitig werden wir den Wert des Teilens unter die Leute bringen!

Wie arbeitet ihr? Gibt es einen Obergärtner? Seid ihr alle Laien?

Bis jetzt hat niemand von uns ernsthafte Erfahrungen mit Lebensmittelanbau. Aber wir haben alle zuvor schon versucht etwas anzubauen und ich persönlich glaube, dass es nicht so schwer zu erlernen ist. Es ist eine Herausforderung herauszufinden, wie wir uns wieder mit der Natur verbinden und wie wir einen respektvollen Umgang mit ihr finden können. Wir müssen mit Umsicht dem Land und der Natur selbst zuhören. Dann werden wir ihre Schönheit und ihren Reichtum genießen können. Zusätzlich versuchen wir Hierarchie und Autoritarismus in der Organisierung sichtbar zu machen. Darum vermeiden wir meistens zentralistische Ansätze der Entscheidungsfindung. Was die aktuelle Arbeit angeht, versuchen wir die jungen Mitglieder in allen ihren angestrebten Handlungen zu respektieren, solange sich diese nicht negativ auf das Projekt auswirken oder andere Helfer_innen betreffen. Z. B. lassen wir sie selbst entscheiden, welche Arbeit oder welche Aufgabe sie übernehmen wollen. Während der Arbeit steht es ihnen frei zu spielen und es einfach nur zu genießen mit anderen Menschen zusammen zu sein. Also geht es nicht nur darum, ein Ziel zu erreichen, sondern auch zu versuchen, sich der wertvollen Erfahrungen, die das Projekt mit sich bringen wird, bewusst zu werden und die anderen Mitwirkenden in diesem Prozess zu unterstützen.

Seid Ihr mit anderen Projekten auf den Philippinen oder weltweit vernetzt? Ihr bezieht Euch auf das Sharing Garden Project von Llyn Peabody und Chris Burns in Oregon, USA. Wie kam es zu dem Kontakt?

Irgendwie ja! Eigentlich übernahmen wir die Idee des „Sharing Garden“ von ihnen. Wir lasen im Internet das Interview mit ihnen über ihr wunderbares Projekt in Oregon, und es war wirklich inspirierend für uns, zu sehen, wie motivierend es für das Gemeinwesen ist. Wir glauben, dass es wirklich wichtig ist, die biologische Landwirtschaft als eine Lösung der Probleme Hunger, Unterernährung und Saatgut-Monopole zu etablieren. Danach besuchten wir ihre Internetseite und versuchten über E-Mail in Kontakt mit ihnen zu kommen und ihnen einige Fragen zu unserem Plan, ein Community Gardening Projekt zu starten, zu stellen. Sie antworteten mit einigen ermutigenden Worten und der guten Nachricht, dass sie uns biologisches Saatgut spenden wollen. Das war der Beginn unseres Briefwechsels.

Wie wichtig ist das biologische Landwirtschaften für Euch? Gibt es eine nennenswerte Bio-Szene auf den Philippinen? Könnt Ihr da auf Erfahrungen von anderen zurückgreifen?

Biologischer Anbau ist sehr wichtig, weil wir uns nur so wieder mit der Natur und dem Leben in Bezug auf Lebensmittel und unser Überleben verbinden können. Und es ist der einzige Weg, das Land und die von ihm abhängigen Lebewesen, zu denen auch wir Menschen gehören, zu heilen. Wenn die Menschen nicht aufhören mit den derzeitigen Öl und giftige Chemikalien verbrauchenden Methoden der Landwirtschaft, die von verschiedenendavon profitierenden Konzernen und Regierungsinstitutionen eingeführt wurden, wird die Zukunft für die kommenden Generationen ziemlich düster sein. Ich habe gesehen, wie Pestizide und andere Chemikalien den Boden trocken und leblos zurücklassen. Viele Menschen wissen, dass die pestizidproduzierende Industrie viele Gegenden der Erde zerstört hat. In Indien begehen noch heute viele Bäuer_innen Selbstmord, weil sie sich angesichts der Tragödie, die ihnen diese Art der Landwirtschaft gebracht hat, völlig hilflos fühlen. Die Natur und der Boden brauchen so lange Zeit, um zu dem zu werden was sie sind, aber sie sind schnell zerstört. Wir müssen auf den Weg des biologischen Anbaus zurückkehren, zu unserem natürlichen, nicht künstlichen Leben. Ich kenne nur sehr wenige Nichtregierungsorganisationen und Bäuer_innen, die Methoden des biologischen Landbaus für sich selbst und für ihr Einkommen nutzen. Einige von ihnen sind hier in dieser Stadt und arbeiten zu verschiedenen Themen, oder helfen Bäuer_innen im Rahmen einer Kampagne, faire Preise für ihre Produkte zu bekommen und bekannter zu werden. Einige von uns machen bei dieser Kampagne mit, weil sie den Fokus auf Landrechte, Lebensmittelsicherheit, ökologische Nachhaltigkeit usw. richtet. Bei manchen Themen helfen wir uns gegenseitig, aber noch nie in Bezug auf die Gründung eines Community Garden Projektes. Vielleicht ist dies der Anfang. Ich denke, wenn die Finanzierung für das Projekt steht, werden wir mit Hilfe der Gruppen in dieser Kampagne ein Programm von Workshops und Trainings erstellen. Es wäre auch hilfreich, verschiedene biologische Bauernhöfe hier auf den Philippinen zu besuchen und dort zu arbeiten, um viele wichtige Dinge von ihnen zu lernen oder eine Verbindung zu der Kampagne herzustellen. Tatsächlich sind viele Gruppen in diese Kampagne involviert, wie z.B. „Go organic! Philippines“. Ich fand im Internet viele zertifizierte Öko-Bauernhöfe und Verkaufsstellen, aber ich bin mir nicht wirklich sicher, wie groß die Szene hier ist. Ich weiß, dass die philippinische Regierung auf den Öko-Zug aufgesprungen ist und versprochen hat, Programme zu schaffen, die Bäuer_innen darin unterstützen, biologische Landwirtschaft zu betreiben. Aber tatsächlich tut sie nur so. Für die Düngemittelindustrie bedeutet dies, dass sie so weitermachen kann wie bisher. Sie benutzt vielleicht genmanipulierte und pestizidverseuchte Stoffe, um ihre überteuerten sogenannten biologischen Dünger herzustellen.

Der Garten ist für Euch mehr als nur ein Ort, an dem Ihr Essen anbaut. Welches Potenzial seht Ihr in ihm und welche Hoffnungen verbindet ihr mit ihm?

Ja, die Gartenarbeit ist für uns nicht nur das Anpflanzen und Ernten von frischen Lebensmitteln. Sie ist für uns natürlich auch die Möglichkeit, neue Menschen und verschiedene Aspekte des Lebens kennenzulernen. Wir wissen alle, dass die Menschen ohne Land nicht leben können. Ist das Land zerstört oder tot, können wir keine gesunden Lebensmittel produzieren und nicht überleben. In unserem Projekt lernen wir die Verantwortung für den Boden zu tragen und das Land und die Natur zu respektieren. Es geht auch darum, Räume zu schaffen, in denen sich Menschen treffen und sich über die wundervollen Dinge des Lebens austauschen. Und bei BHSG geht es darum, zu lernen, sich von den Fesseln der kapitalistischen Landwirtschaft zu lösen. Abgesehen davon sehen wir das Projekt als eine Möglichkeit, mit den beteiligten Menschen über Persönliches bis hin zu sozialen und politischen Fragen zu diskutieren. Während sich das Projekt entwickelt, werden wir viele verschiedene Aspekte in Bezug auf Gesundheit, Umwelt, Geschlecht, Rassismus und vieles mehr kennenlernen. Wir werden regelmäßig Workshops und Diskussionen durchführen um unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten weiter zu entwickeln. Um es nochmal deutlich zu sagen: Wir bauen nicht nur Lebensmittel an, sondern uns sind viele andere Fragen ebenso wichtig. Uns geht es bei unserem Projekt darum, ein gesundes Gemeinwesen zu entwickeln. Das ist die größte Hoffnung, die in diesen Tagen unser Herz am lautesten jubeln lässt.

Wie seht Ihr die weitere Entwicklung Eures Projektes?

Im Moment denke ich, wie es der Grundstücksverwalter schon sagte, dass wir das Gelände für drei bis fünf Jahre nutzen dürfen. Es wäre gut, wenn es so lange klappen würde, aber wir werden unsere Vision, viele solche Plätze schaffen zu helfen, nicht vergessen. In der Zukunft wird der Sharing Garden allgegenwärtig sein und dabei helfen, die Verbindungen zwischen den Gemeinwesen zu stärken.

Die Philippinen waren Kolonie von Spanien und später auch der USA. Einige Jahre waren sie von Japan besetzt. Heute ist die Politik auf den Philippinen eng mit der der USA und anderer westlicher Länder verbunden, was sich natürlich auch auf die Wirtschaft auswirkt. Kannst Du etwas zu den Auswirkungen dieser Verflechtungen berichten?

Bis heute durchdringen diese Überbleibsel der Kolonialzeit jeden Aspekt des Lebens auf den Philippinen. Du kannst immer noch die Einflüsse dieser Länder auf die Politik und die Kultur sehen. Wirtschaftlich gesehen kämpfen die einfachen Leute jeden Tag darum, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Sie müssen ihre Zeit verkaufen, nur um leben zu können und sich selbst und ihre Familien am Leben zu erhalten. Und sie sind ständig im Einsatz für ihren Job. Manche Menschen müssen im Ausland arbeiten, um einen höheren Lohn zu erhalten. Andere lassen sich auf illegale Machenschaften ein, nur um ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Von der Regierung gibt es nur sehr wenig Alternativen. Und da viele reiche Menschen viel brachliegendes Land besitzen, ist es für die meisten Leute nicht leicht, ein Projekt ins Leben zu rufen, das Nachhaltigkeit oder ein einfaches naturverbundenes Leben sichert. Traurigerweise zerstörten verschiedene von der kapitalistischen Regierung und sogar von den kommunistischen Parteien unterstützten Programme und Geschäfte nicht nur das Land, sondern auch die Zukunftshoffnungen der jungen Generation.

Was können wir Menschen hier in Deutschland tun, um Euch in Eurem Projekt zu unterstützen?

Ich denke, es gibt viele Wege, dieses Projekt zu unterstützen. Z. B. kann mensch uns helfen, biologisches Saatgut zu finden, um es für die Zukunft zu bewahren. Ihr könnt uns auch Links zu Internetseiten schicken, auf denen wir viele verschiedene Methoden des biologischen Anbaus kennenlernen können. Aber im Moment ist das Projekt noch nicht ganz Realität geworden, da wir erst begonnen haben. Wir brauchen finanzielle Unterstützung, um die wichtigen Werkzeuge und Materialien zu besorgen und die Programme fortzusetzen, die das Projekt gedeihen lassen. Als Vollzeitaktivist_innen, die auch noch zu anderen Themen tätig sind, brauchen wir dringend finanzielle Unterstützung, um den Sharing Garden und die anderen Projekte finanzieren zu können. Wir erarbeiten für dieses Jahr (und hoffentlich darüber hinaus!) ein Trainingsprogramm über verschiedene Arten des Aktivismus, Organisation und Projektmanagement. Wir wollen Räumlichkeiten im sehr gut erreichbaren Stadtzentrum anmieten. Dort wollen wir alternative Veranstaltungen zu wichtigen sozialen und politischen Fragen anbieten. Es wird ein Platz für Menschen sein, die Zugang zu verschiedenen Arten von Informtionen und Medien haben wollen, um zu forschen und Aktionen zu planen. Gleichzeitig wird es ein Laden sein, in dem Menschen aus den verschiedenen Stadtteilen die unterschiedlichsten lokal produzierten biologischen Produkte und Naturmedizin erwerben können. So braucht es unsere volle Zeit und Arbeit, und wir brauchen Unterstützung, da wir versuchen unsere persönliche Lohnarbeit für diese wunderbaren Projekte aufzugeben.

Danke für das Interview, Kinabuhi.

Danke und viel Kraft für Euch!

Wer mit Bread Homes Sharing Garden in Kontakt treten oder das Projekt auf irgendeine Art und Weise unterstützen will, kann dies über diese E-Mail-Adresse tun: organic_city „at“ yahoo „punkt“ com

Fotos und Berichte über den Stand des Projektes finden sich auf dessen Blog: http://breadhomessharinggarden.blogspot.com/

Am Sonntag, den 5. Februar findet ab 11 Uhr  im Alarmraum in Offenburg ein veganer Soli-Brunch für BSHG statt.

*Recherchen zu den im Interview verwendeten Begriffen „Krebsindustrie“ und „Codex Alimentarius“ führen mensch schnell auf dubiose Verschwörungstheorieseiten mit haarsträubenden Inhalten. Mir ist dies bewusst. Die Herangehensweise an diese stark aufgeladenen Begriffe sollte eine sachliche, kritische und emanzipatorische sein. Die Pharmaindustrie und Lebensmittelkonzerne richten de facto großen Schaden besonders in armen Ländern an.

(Das Interview wurde Ende Januar per E-Mail geführt. Weder der Interviewer noch der/die Interviewte sind englische Muttersprachler_innen. Daraus ergibt sich eine stellenweise holprige Übersetzung …)

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Start der Veranstaltungsreihe „Es ist keine Krise – es ist das System“ des Anarchistischen Netzwerks Südwest*

Am Freitag, den 27.01.2012, finden in Freiburg und in Karlsruhe die ersten inhaltlichen Veranstaltungen der Reihe  „Es ist keine Krise – es ist das System“ des Anarchistischen Netzwerks Südwest* statt.
Bis Ende Februar können Menschen im Einzugsgebiet des Netzwerks (Baden-Württemberg, Saarland,…) sich so durch die gebotenen Vorträge und den folgenden Diskussionen mit den Themen Krise und Kapitalismus herrschaftskritisch auseinandersetzen.

Während in Griechenland, Spanien und Portugal der soziale Kahlschlag die Schuldenkrise lösen soll, wetten Rating-Agenturen schon auf den Bankrott weiterer Staaten. Hieß es noch vor drei Jahren, der Neoliberalismus sei gescheitert, treibt er heute seine wildesten Blüten in den von der Krise befallenen Ländern. Demokratische Wahlen werden zur Farce und die Reste von direkter Demokratie werden entweder entsorgt oder so manipuliert, dass sie keinen Einfluss mehr auf die Politik haben. Hinter dem Diktat von EU, Europäischer Zentralbank, dem IWF und der Finanzindustrie steht das Interesse, die kapitalistische Eigentums- und Gesellschaftsordnung aufrecht zuerhalten, wenn es sein muss auch mit steigender Repression nach innen und verheerenden Kriegseinsätzen nach außen.

Der Krieg und die Krise – sie sind aus demselben Stoff gemacht. Krisen treten uns in verschiedenen Formen entgegen: als Klimakrise, Überakkumulationskrise, Kulturkrise oder Währungskrise. In zwei Inputs wollen wir uns aus herrschaftskritischer Perspektive der Frage nähern, wie es zur sogenannten Schulden- und Eurokrise kam, wie die Regierungen und das Kapital versuchen, die Probleme in den Griff zu kriegen, wer dafür zahlen muss und wie der Widerstand dagegen organisiert werden kann. Wir wollen auch der Frage nach dem Charakter der Krise nachgehen, ob sie eine zyklisch wiederkehrende Erscheinung ist oder ob sie permanent stattfindet, welche verschiedenen Formen sie annimmt und welche Gesellschaftsbereiche betroffen sind.

Nach der gleichnamigen Demonstration im vergangenen Oktober in Karlsruhe wollen wir die ersten Monate des neuen Jahres dazu nutzen, in verschiedenen Städten im Südwesten der BRD diese Fragen gemeinsam mit Aktivist_innen und Interessierten zu diskutieren. Dabei wollen wir nicht nur unsere Stimmen zu Wort kommen lassen, sondern auch mit Freundinnen und Freunden aus Griechenland Erfahrungen austauschen und unsere Verbindungen stärken. Desweiteren bieten die Vorträge Raum, um über den internationalen, antikapitalistischen Aktionstag „M31 – capitalism is the crisis“ am 31. März diesen Jahres zu informieren.

Anarchistisches Netzwerk Südwest* im Januar 2012

Zu den beiden Veranstaltungen:

Schocktherapie! – Zur Lage in Griechenland

Zwei Jahre kapitalistische Kahlschlagspolitik in Griechenland

„Während die Vibrationen der Geschichte immer spürbarer werden und uns bestätigen, dass wir tatsächlich eine historische Epoche erleben, gleicht Griechenland täglich mehr einem unregierbaren Land. Staatliche Institutionen werden missachtet, elementare demokratische Regeln funktionieren nicht, Gesetze werden straflos gebrochen. Im Gleichschritt mit Arbeitslosigkeit und Armut steigt die Gewalt auf allen Ebenen spektakulär an, der Staatsapparat scheint in Auflösung begriffen und die Verwaltungsbürokratie hält die Regierung schon seit geraumer Zeit für ihren Feind. Diese ist nicht in der Lage, die schulische Ausbildung zu gewährleisten, die Gesundheitsvorsorge sicherzustellen, Steuern einzutreiben und Steuerhinterzieher ausfindig zu machen, genauso wenig wie sie es schafft, die selbst verabschiedeten Gesetze umzusetzen. Die Lage ist extrem unsicher und niemand weiß wohin die Reise geht.“ (Eleftherotypia, 6.11.2011)

Die Veranstaltung behandelt:

  • die Politik der Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF und ihre Auswirkungen auf die griechische Gesellschaft
  • den Widerstand gegen die kapitalistische Ausplünderung
  • Landbesetzungen, Kollektivbetriebe, Basisgewerkschaften, die anarchistische Bewegung und andere emanzipatorische Chancen der „Krise“?
  • rechtsradikal-christliche Fundamentalisten in der Regierung und das Erstarken rassistischer und faschistischer Organisationen
  • die internationale Zusammenarbeit antiautoritärer, anarchistischer und linksradikaler Gruppen und anarchosyndikalistischer Gewerkschaften und den antikapitalistischen Aktionstag am 31. März 2012.

Es berichtet Ralf Dreis, FAU-Frankfurt. Der Griechisch-Übersetzer und freie Journalist schreibt seit Jahren für die linke und anarchistische Presse über das politische Geschehen in Griechenland. Zwischen 1996 und 2001 in der anarchistischen Bewegung Thessalonikis aktiv, pendelt er seitdem zwischen Deutschland und Griechenland.

Hellas 21 – Sysifus und die sieben Krisen

Krisen jeglicher Art scheinen inzwischen zum Normalzustand zu gehören, sei es als Wirtschafts-, Klima-oder Währungskrise. Doch wo liegen die Ursachen dafür, dass sich die Institutionen in Staaten wir Griechenland Tag für Tag mehr in Luft auflösen und die Menschen dort vieles verlieren, was einstmals sicher schien? Welchen Charakter hat die kapitalistische Krise? Tritt sie zyklisch auf oder findet sie permanent statt?

Diesen Fragen werden die beiden Referenten des Libertären Bündnis Ludwigsburg [LB²] in zwei Inputs nachgehen, um anschließend mit den interessierten Menschen vor Ort darüber zu diskutieren. Beide sind langjährige politische Aktivist_innen und beschäftigen sich in diesem Rahmen seit geraumer Zeit mit dem Themenkomplex „Krise“ aus herrschaftskritischer Perspektive.

Weitere Informationen findet ihr unter http://esistdassystem.blogsport.de und http://a-netz.org

Kontakt: info{at}a-netz.org

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dresden 2012

im folgenden dokumentiere ich den anarchistischen aufruf des allgemeinen syndikats dresden gegen den diesjährigen naziaufmarsch in dresden. das syndikat ist organisiert im libertären netzwerk dresden.

Anarchistische Gruppen und Projekte rufen zur Verhinderung der Dresdner Naziaufmärsche im Februar auf

Wie in jedem Jahr wollen Neo-Nazis im Februar wieder zwei Aufmärsche in Dresden durchführen. Das Bündnis „Dresden Nazifrei“, das von bürgerlich-linken über emanzipatorische Antifa-Gruppen bis hin zu autoritär-kommunistischen Organisationen reicht, mobilisiert bereits seit einigen Monaten um die rechten Demonstrationen zu blockieren. Ein Aufruf des linksradikalen Bündnisses „No Pasaran“ blieb bis jetzt für dieses Jahr aus. Dafür melden sich erstmals explizit anarchistische Gruppen, Projekte, Gewerkschaften und Einzelpersonen zu Wort und kritisieren sowohl den Naziaufmarsch als auch Repression und konservative Ideologien. Der Mobilisierungstext, der vom Allgemeinen Syndikat Dresden (FAU IAA – FdA IFA) ausgeht, will dazu einladen, sich stärker mit anarchistischen Standpunkten zu positionieren und perspektivisch unabhängige Mobilisierungsbündnisse auf die Beine zu stellen. Er kann auch nachträglich unterzeichnet werden.

Als Anarchist*innen treten wir für eine Gesellschaft ohne Herrschaft und Gewalt des Menschen über den Menschen ein. Das schließt den Kampf gegen jegliche gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, physische und psychische Gewalt gegen Menschen und Diskriminierungen z. B. aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Aussehen, Sexualität ein.

Als Mitglieder verschiedener Kampforganisationen der lohnabhängigen Klasse sind wir bemüht, wirtschaftliche Gesetze für die Bevölkerung transparent zu machen, damit wir uns so in Theorie und Praxis zum Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung selbst ermächtigen können. Der Kampf gegen die Ideologien des Faschismus und der des Führerkultes Nationalsozialismus als schlimmste Formen menschenverachtenden Denkens stellt für uns daher eine Selbstverständlichkeit dar. Wir möchten mit diesem Aufruf dazu ermutigen, sich den Neo-Naziaufmärschen am 13. und 18. Februar in Dresden unter einem anarchistischen Blickwinkel in den Weg zu stellen.

Mythos und Auseinandersetzung mit konservativem Bürgertum

Politische Kämpfe um gesellschaftlichen Einfluss sind immer auch Kämpfe über begriffliche und historische Deutungshoheit. Die Bewertung und der Umgang mit der Bombardierung Dresdens war seit jeher ein wichtiger Gegenstand verschiedener machtpolitischer Interessen. Bereits die Nationalsozialist*innen versuchten die Luftangriffe auf Dresden zu einem riesigen Kriegsverbrechen zu stilisieren und die Bevölkerung damit zum Endkampf gegen die Alliierten anzustacheln. In der DDR und der SU wurde weiterhin mit der Übertreibung der Opferzahl und dem Mythos von der harmlosen, kriegsunrelevanten Kulturhauptstadt argumentiert, um somit die Westalliierten als grausame Kriegsführer zu diffamieren und diesen die „ehrenvolle Rote Armee“ entgegenzustellen. Zudem wurde die Bombardierung als eine Art gewollte Einschüchterung des Ostblocks durch die Westmächte interpretiert. Die Gedenkveranstaltungen wurden vorrangig für SED-Agitationskundgebungen gegen „den Westen“ genutzt (1).

In den letzten Jahren konnten linksradikale, libertäre und zivilgesellschaftliche Kräfte den konservativen Lagern, vor allem vertreten durch die CDU und die Frauenkirchenstiftung, einige Zugeständnisse in ihrem Umgang mit dem Jahrestag im Februar abringen. So wird mittlerweile immer der Kontext der Bombardierung erwähnt. Auch die haltlose Behauptung, Dresden hätte keine kriegserhaltenden Funktionen übernommen, wird von dieser Seite nicht mehr offen verbreitet. Bezüglich der Opferzahlen wurden durch die Einsetzung einer Historiker*innenkommission neue Erkenntnisse gewonnen. So wird heute anstatt der Nazizahl, die von 300.000 Toten berichtete, mittlerweile offiziell von 25.000 Getöteten ausgegangen. In einem jahrelangen Diskurs ist es gelungen, die vorherrschenden meinungsbildenden Institutionen zu dem Bekenntnis zu bewegen, dass weite Teile der damaligen Dresdner Bevölkerung für die Verbrechen im Nationalsozialismus mitverantwortlich waren. Diese Tatsache prägt die heutige bürgerliche Gedenkkultur, die sich nicht mehr alleine mit der Trauer um die Opfer des Bombenangriffs beschäftigen darf.

Die Konservativen ihrerseits haben mit der Etablierung des Begriffs Extremismus für verschiedenste radikale Ideologien und Gesinnungen einen großen Sieg errungen. Der Begriff ist heute so stark im politischen Diskurs verwurzelt, dass er von Medien und sogar von vielen antifaschistischen Gruppen unhinterfragt verwendet wird. Gleichsam gelang es, die sogenannte Mitte, vor allem als Synonym der ideologischen Anhänger*innen der herrschenden Partei (in Sachsen meist die CDU) gebraucht, als einzige freiheitlich-denkende Gesellschaftsschicht zu stilisieren. Alle Positionen, die sich von der vorgegebenen Mitte entfernen, bedrohen nach dieser Logik die bürgerlich-parlamentarisch definierten Freiheitsbegriff.

Bis jetzt ist es in Sachsen kaum gelungen, dieser totalitären Ideologie etwas Wirksames entgegen zu setzen. Es gelang nur vereinzelt, sich den gröbsten Blüten, wie der Extremismusklausel, z. T. zivilgesellschaftlich zu entziehen (2). Vielmehr ist aber von Zivilgesellschaft bis hin zu linksradikalen Kräften verbaler Untertanengeist zu vernehmen. So betonten in den letzten Jahren Initiativen, die sich z. B. antifaschistisch betätigen, immer wieder ihre Treue zu Grundgesetz und Demokratie, obwohl sich darunter durchaus Gruppen und Einzelpersonen befinden, die freiheitlichere Gesellschaftsformen anstreben. Durch dieses Vorgehen spalten sich gemäßigte/parlamentarische Linke selbst von revolutionären und libertären Bewegungen ab, was zu einer politischen Lähmung aller führt.

Gleichzeitig werden die Straftaten durch Linksradikale und Libertäre im Vergleich zu denen von rechter Seite im bürgerlichen Diskurs überhöht und Angst vor linkem Terror geschürt. Dazu wird der Auftritt in Medien genutzt, der durch die Regierungsämter der Konservativen wesentlich leichter realisierbar ist als für Politiker*innen der Opposition oder gar außer- und antiparlamentarischer Bewegungen. So wird in den Publikationen und Statements von CDU und FDP über Rechtsradikalismus auch immer die Gefahr von links hervorgehoben. Gleichsam werden Kriminalstatistiken äußerst eigenwillig interpretiert (3) und Verweise auf die Publikationen des Verfassungsschutzes geliefert. Dieser wiederum publiziert nach den Maßstäben der konservativen und CDU-nahen Politologen Jesse (TU Chemnitz) und Backes (TU Dresden).

Zusammenfassend kriminalisiert die Extremismusideologie alle politischen Meinungen außer der durch die Regierung vorgegebenen (4). Dies führt zu einer grundlegenden Entpolitisierung der gesamten Bevölkerung, was einer Vernichtung der Demokratie gleichkommt. Deutungshoheit ist daher ein Mittel, um Realitätswahrnehmung bewusst zu konstruieren und ein Denken in bestimmte Richtungen durch die Vernichtung oder Schaffung von Begriffen gesellschaftlich unmöglich zu machen.

Der 13. Februar ist in diesem Sinne Ort und Zeit intensiver ideologischer Auseinandersetzungen für Dresden, Sachsen und ganz Deutschland. Linke und linksradikale/libertäre Initiativen versuchen in diesem Zusammenhang, die Eigenverantwortung der Menschen im Kampf gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt zu verdeutlichen. Zudem stellt die Organisation von Massenprotesten dieser Ausmaße auch die Fähigkeit zur Selbstorganisation dar und lässt breiten Bevölkerungsschichten Erfahrungen mit Selbstverwaltung, Solidarität, aber auch dem repressiven Charakter des deutschen Staates zu Teil werden.

Da unter dem Gesichtspunkt von Massenprotesten zehntausender Menschen gegen faschistische Großdemonstrationen die jahrelange „Wegschau-Taktik“ der konservativen Akteure immer öfter auch medial als schweigende Zustimmung gewertet wurde, sahen sich die entsprechenden Institutionen in den letzten Jahren gezwungen ihre Taktik zu ändern, um nicht offen als Nazifreunde dazustehen und trotzdem die Rechtsstaatlichkeit gegen „linksextremistische“ Initiativen verteidigen zu können. So rief die Herrschaft 2010 zum ersten Mal eine Menschenkette ins Leben, bei der es den Leuten erlaubt wurde, mit Tillich (Ministerpräsident von Sachsen) und Orosz (OB von Dresden) in Reih’ (und Glied) zu stehen. Diese Aktionsform ist nichts anderes als ein Publicity-Gag, geschützt von tausenden Beamt*innen: Weit ab vom Geschehen wird per Zeichensetzung und (bestenfalls) oberflächlicher Selbstkritik etwas für den angeschlagenen Ruf der Stadt getan. Anschließend kann auch das befriedete Bürgertum für den Rest des Jahres aufatmen, haben doch ein paar Stunden Händchenhalten eindrücklich bewiesen, dass ja eigentlich alle etwas gegen Nazis haben. Eine Analyse tatsächlicher rechter Ideologien und die Prüfung auf ein Vorhandensein in der so genannten Mitte finden dabei ebenso wenig statt wie die Wahrnehmung des tatsächlichen Ausmaßes militant-rechter Übergriffe und Strukturen. Die nationalstaatlichen Institutionen integrieren dabei den Protest der gemäßigten Empörten und kompensieren ihn in einem kontrollierbaren Rahmen.

Weder die Menschenkette, noch andere symbolische Akte können und sollen die Neo-Nazis wirklich aufhalten, genauso wenig wie es reichen würde, einen faschistischen Aufmarsch zu blockieren, um die Grundlage für die Ausbreitung rechter Ressentiments zu beseitigen.

Auseinandersetzungen mit Repressionsorganen

Auch Staatsanwaltschaft, Bereitschaftspolizei und BKA leisten gute Zuarbeit zu den Kampagnen und gehen seit 2009 immer härter gegen Antifaschist*innen und Linksradikale/Libertäre vor. Dies äußert sich in steigenden Verletztenzahlen bei entsprechenden Demonstrationen, da Polizeieinheiten immer schneller zum Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken neigen, an einer steigenden Zahl von Observationen und Hausdurchsuchungen und nicht zuletzt an dem Großverfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ($129 StGB) gegen Antifaschist*innen. Letzteres führte im Übrigen bis jetzt zu keinen nennenswerten Ergebnissen (5).

Während linksmotivierte Delikte in Sachsen vor allem aus Street-Art, Widerstand und Verweigerung gegen polizeiliche Maßnahmen und tausende Verstöße gegen das Versammlungsgesetz im Rahmen des 13. Februars bestehen, sind gewalttätige Übergriffe von Rechten gegen verhasste Menschengruppen an der Tagesordnung. Die Folgen sind oft schwere Körperverletzungen, z. T. sogar der Tod (wie im jüngst bekanntgewordenen Beispiel der Nazigruppe „NSU“). Die Tatsache, dass bei Regierung und Repressionsbehörden die Infragestellung von Eigentum und Staatlichkeit scheinbar bedrohlicher ist als die von Menschenleben, spricht für sich.

Naziaufmarsch und Gedenktrauermärchen beenden

Das Ziel, die Neo-Naziaufmärsche in Dresden zu beenden, eint verschiedenste Interessengruppen. Die einen sehen im alljährlichen Spektakel eine schlechte Werbung für ihren Wirtschaftsstandort, andere fühlen sich davon schlicht genervt und bedroht. Wieder andere befürchten, dass durch die Gegenproteste die Stärke und der Zusammenhalt linker Menschen und Gruppen in der Stadt wachsen. Unsere Gründe liegen anders. Im Kampf für Menschlichkeit und ein gutes Leben für alle Menschen stellen wir uns selbstverständlich den größten Feinden der Menschlichkeit in den Weg. Dabei ist uns bewusst, dass der Aufmarsch für die Nazis Werbung und Selbstbestätigung darstellt, die gravierende rechtsradikale Politisierung jedoch alltäglich stattfindet.

Aber auch das offizielle Gedenken sollte kritisch hinterfragt werden. Der 13. Februar ist unserer Meinung nach durch die vielfältigen Versuche diesen politisch zu instrumentalisieren ein problematisches Datum, um große öffentliche Gedenkveranstaltungen durchzuführen. Auch wenn zwar betont wird, dass es um alle Opfer des Nationalsozialismus geht, so ist doch die Priorisierung der Opfer der Bombardierung durch die Datumswahl klar. Dies ist für sich eine deutliche politische Aussage, die die eigentlichen Opfer der faschistischen Terrorherrschaft mit Füßen tritt.

Während am 13. Februar tausende von Bürger*innen, also weit mehr als tatsächlich Zeitzeugen sein dürften, das Gedenken an die Bombennacht begehen, finden sich bei Gedenkveranstaltungen z. B. an die Novemberpogrome von 1938 nur maximal hundert Menschen zusammen. Unserer Meinung nach hat die Geschichte deutscher Städte andere Trauertage zu bieten, um sich der Geschichte bewusst zu werden, als ihre Zerstörung in einem von Deutschland mit unzähligen Verbrechen gegen die Menschlichkeit begonnenen Krieg. Wir plädieren für das Fallenlassen des 13. Februars als Gedenktag abseits von persönlicher Trauer der Angehörigen. Wir erinnern an Massendeportationen, an politische Schauprozesse gegen Widerstandskämpfer*innen, an Erschießungen und Zwangsarbeit und wir feiern die Kapitulation Nazideutschlands am 8. Mai. Wir wollen uns die bedeutenden Tage der Geschichte mit ihrer Grausamkeit oder ihrer bitteren Freude ins Gedächtnis rufen, um die Entwicklungen und die gesellschaftlichen Dynamiken zu verstehen, um uns und andere zu mahnen, die Wiederholung von Krieg, Völkermord, Repressionsterror und Faschismus irgendwann unmöglich zu machen.

Der Kampf um die nachhaltige Verhinderung der Naziaufmärsche im Februar ist daher mehr und mehr nicht nur ein rein antifaschistischer, sondern auch ein anarchistischer Kampf.

Antifaschismus überlassen wir nicht dem Staat! Für ein gutes und gerechtes Leben für alle!

Allgemeines Syndikat Dresden (FAU IAA – FdA IFA)

Unterstützer*innen(6): Karakök Autonome,Schweiz/Türkei (FdA IFA); Libertäres Bündnis Ludwigsburg (FdA IFA); Antinationale.org (FdA IFA); FAU Stuttgart; ASJ Köln; ASJ Göttingen/Südniedersachsen; Libertäre Sozialist_innen Darmstadt (ASJ); AK Libertad, Augsburg; Nigra, anarchistischer Blog; Libertäre Jugend Siegburg; Dirk Lohmeyer (Libertäres Netzwerk Lippe); Syndikalismus.tk (Anarcho-Syndikalistisches Infoportal)

Erklärung:
FAU = Freie Arbeiter und Arbeiterinnen Union
IAA = Internationale Arbeiterassoziation
FdA = Forum deutschsprachiger Anarchist*innen
IFA = Internationale der anarchistischen Föderationen
ASJ = Anarchosyndikalistische Jugend

Fußnoten:
(1) AK Antifa, Indymedia-Feature zum 13. Februar 2009, 10.02.09. – „Im Zuge des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts wurde die Bombardierung von der DDR-Führung zum Symbol für den angloamerikanischen Luftterror erklärt und mit dem Korea- und später dem Vietnamkrieg in Zusammenhang gestellt. In einem am 13. Februar 1960 veröffentlichten Appell der Bevölkerung Dresdens an die friedliebenden Menschen der Welt wurden nun als schuldig an der Zerstörung Dresdens die westdeutschen Militaristen benannt. Es hieß in diesem Appell: ‘Die zehntausenden Toten unserer Stadt, Millionen Kriegsopfer aller Länder mahnen uns: Nicht zum dritten Mal darf es den westdeutschen Militaristen gelingen, das Leben von vielen Millionen Menschen zu vernichten.’“

(2) Siehe z. B.: www.addn.me/freiraeume/demokratiepreis-ohne-extremismusklausel/

(3) Alternative Dresden News, Alles wie immer: Verfassungsschutzbericht vorgestellt, 06.07.11 – „Der Bundesinnenminister sprach von einer zunehmenden ‘Gewaltspirale’ bei Auseinandersetzungen zwischen den beiden politischen Lagern und verwies auf interne Zahlen seiner Behörde für die ersten fünf Monate diesen Jahres. Obwohl auch die Straftaten mit politisch motiviertem rechtem Hintergrund mit knapp 15% stark gefallen sind, kann von einer Entwarnung nicht die Rede sein. Das Innenministerium führt für 2010 insgesamt 15.905 Straftaten mit rechtem Hintergrund. Damit liegt die Zahl aber nicht, wie das ZDF kürzlich glauben machen wollte, auf einem ähnlichen Niveau wie auf der linken Seite, sondern mehr als viermal höher.

Im Unterschied zum bundesweiten Trend stiegen im letzten Jahr die von der sächsischen Polizei zu linken Straftaten gezählten Delikte von 89 (2009) auf 128. Ein Grund für den plötzlichen Anstieg liegt vor allem in der Entscheidung sächsischer Gerichte, den Naziaufmarsch am 13. Februar 2010 in unmittelbarer Nähe zum alternativen Szeneviertel Neustadt stattfinden zu lassen. Als Reaktion auf den Gerichtsentscheid kam es im Gebiet um den Neustädter Bahnhof nicht nur zu Blockaden tausender Menschen, sondern auch zu Auseinandersetzungen zwischen linken GegendemonstrantInnen und der zum Schutz der rechten Versammlung eingesetzten Polizei.
(…)
Eine große Diskrepanz wird auch in den den Statistiken zugrundeliegenden Zahlen sichtbar. Im Unterschied zu den von der Opferberatung des RAA Sachsen e.V. im Halbjahresrhythmus veröffentlichten Zahlen über rechte Übergriffe, gilt für die Einordnung als linke Straftat ausschließlich die Zählweise der Polizei. So werden beispielsweise Widerstandshandlungen im Rahmen von Sitzblockaden durch die Polizei zu linken Straftaten gezählt, während die tödliche Messerattacke gegen einen 19-jährigen Iraker im vergangenen Oktober vor dem Leipziger Hauptbahnhof durch ein Mitglied der rechten Szene als unpolitisch eingestuft wurde. So verwundert es dann auch nicht, dass sich die Angaben der Opferberatung zu denen des Sächsischen Innenministeriums deutlich unterscheiden. Während das Innenministerium für 2009 insgesamt 98 Gewalttaten zählte, spricht die Opferberatung von 239 rechtsmotivierten Übergriffen, darunter 136 Körperverletzungsdelikten.“

(4) Wie weit die politische Deutungshoheit schon reicht, zeigten Anfang 2011 die Reaktionen auf den Artikel „Wege zum Kommunismus“ der damaligen Vorsitzenden der Linkspartei Gesine Lötzsch, die sich durch die Gleichsetzung von Realsozialismus und Kommunismus diffamieren ließ. Ihre Spekulationen wurden damals mit einer plumpen Gleichstellung von Staatskapitalismus/Realsozialismus und theoretischem Kommunismus diffamiert. Obwohl diese Darstellung jeder polit-theoretischen als auch ökonomischen Auffassung entspricht, sah sich die Partei anschließend mit einer Welle künstlicher und echter Entrüstung bis weit ins Lager der Gewerkschaften und Sozialdemokrat*innen konfrontiert. Daraufhin gab sie den Kommunismus-Begriff symbolisch auf und Lötzsch selbst schwor der verbotenen Lehre ab.

(5) Siehe dazu: sachsens-demokratie.net und 129-ev.tk

(6) Uns erreichte zu diesem Aufruf noch von mehreren Gruppen solidarische Kritik, die wir annehmen, in der Kürze der Zeit aber leider nicht mehr einarbeiten konnten. Wir danken trotzdem für diese Hilfe und werden den Aufruf für nächstes Jahr mit mehr Akteuren als bisher und in einem transparenteren Verfahren erarbeiten.

[dresden 2011]
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anarchie-tage in winterthur

schon zum siebten mal finden dieses jahr die anarchie-tage im schweizerischen winterthur statt, veranstaltet von der libertären aktion winterthur (law).

das thema in diesem jahr ist „anarchismus und gewalt“. ein kontroverses motto, das spannende vorträge und diskussionen verspricht. referenten wie jörg bergstedt, ralf dreis und michael halfbrodt, allesamt langjährige aktivisten in der anarchistischen bewegung, kommen mit historischen und aktuellen beiträgen. umrahmt wird das ganze von veganer vokü, brunches, einem film und einem solikonzert am samstag.

die tage finden vom freitag, den 10. bis zum sonntag, den 12. februar in verschiedenen locations in winterthur statt. eine offizielle schlafplatzbörse gibt es nicht. darum macht es sinn, sich mit der law im voraus in  verbindung zu setzen.

wir sehn uns in winterthur.

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von kleinen schweinereien und dem großen ganzen

ein beitrag zum text „Von „Tier-KZ’s“ und einer befreiten Gesellschaft“ der anarchistischen gruppe freiburg

[mein text ist als solidarischer diskussionsbeitrag und ergänzung zum text der agfr zu verstehen. ich gehe hier weniger auf die tierrechtlichen aspekte des themas ein, als vielmehr auf andere aussagen im text.]

im großen und ganzen stimme ich dem text „Von „Tier-KZ’s“ und einer befreiten Gesellschaft“ der ag freiburg zu. die aussage des textes, dass es falsch sei, den täglichen massenmord an nichtmensch­lichen tieren in der ganzen welt mit der in der menschheitsgeschichte einzigartigen unbegreiflich­keit der shoa gleichzusetzen, unterstütze ich voll und ganz.

aber der vergleich ist etwas anderes als die gleichsetzung. ich kann durchaus verstehen, wenn tier­schützer_innen und (seltener) tierrechtler_innen auf der suche nach erklärungen, bildern und einer zuordnung für die unglaublichen leiden der tiere in unserer gesellschaft die unglaublichen leiden der europäischen jüd_innen während des dritten reiches als orientierungspunkt heranziehen. daraus spricht für mich eher eine hilflosigkeit, als bewusster antisemitismus: wie sollen wir denn sonst auf die missstände aufmerksam machen? wie sollen wir die alltäglichen qualen und langsamen tode von abermillionen leidensfähiger tiere den menschen begreifbar machen? die benutzung von wörtern wie „tier-kz“ oder „hühner-kz“ spiegeln diese hilflosigkeit wider. richtig sind sie dennoch nicht. eine emanzipatorische tierrechtsbewegung muss ohne dem vergleich und erst recht ohne der gleichsetzung des leidens der tiere mit den greueln der shoa auskommen. was unsere gesellschaft den tieren antut ist in sich auf eine andere art und weise schlimm und braucht den vergleich mit dem massenmord an den jüd_innen nicht. ihre kritik muss eine herrschafts- und kapitalismuskritische sein.

widersprechen möchte ich der behauptung „Gerade in letzter Zeit stoßen wir häufiger auf Bezeich­nungen wie „Tier-KZ“ oder „Hühner-KZ“, vor allem im Zusammenhang mit einer (berechtigten) Kritik an Fastfood-Ketten oder Massentierhaltung.“. was heißt „in letzter zeit“? was heißt „häufig“? in meinem umfeld finden sich viele veganer_innen, vegetarier_innen und tierrechtler_innen. doch niemand (ich eingeschlossen) hat in den letzten jahren diese begriffe benutzt. spätestens mit der un­säglichen peta-kampagne „der holocaust auf ihrem teller“ aus dem jahre 2004 hatte sich das erle­digt. in der radikalen linken und der autonomen tierrechtsbewegung wurde hier viel aufgearbeitet und es wurde sich weiterentwickelt. dennoch finden sich im netz viele beispiele für die verwen­dung. aber: die beiträge sind durch die bank mehrere jahre alt und meist auf bürgerlichen seiten zu finden. der einzige „neuere beitrag“ ist vom 23.01.2010 vom arbeitskreis tierschutz, einer reformis­tischen und sehr bürgerlichen gruppe. insofern scheint mir die obige behauptung entweder aus der luft gegriffen oder fußt auf inner-freiburger, privaten begegnungen. falls nicht, bin ich für hinweise dankbar.

das zitat von moishe postone

„Die Ausrottung der Juden musste nicht nur total sein, sondern war sich selbst Zweck – Ausrottung um der Ausrottung willen -, ein Zweck, der absolute Priorität bean­spruchte.”

im text der agfr fasst den wahn und die sinnlosigkeit der industriellen massenvernichtung gut zusammen. selbst in ihrem von purem hass, tiefer irrationalität und wirklichem wahnsinn getrie­benen tun, richteten die nazis buchhalterische, ökonomische und rationale rahmenbedingungen ein. die vernichtung musste geplant, organisiert, verwaltet und dokumentiert werden. wie sonst sollten millionen menschen reibungslos ermordet werden? aber selbst aus der restlosen tilgung der millio­nen jüd_innen wurde noch profit gezogen. nicht alle wurden vergast. viele arbeiteten sich zu tode, frauen wurden in den kz’s zur prostitution gezwungen, kinder dienten als menschliche „versuchskaninchen“. ihr hab und gut wurde in den ökonomischen kreislauf des dritten reiches eingespeist, die kleidung, die schuhe, der schmuck, die haare und die goldzähne wurden weiterverwertet. alles wurde zur ware… wären die nazis auf die idee gekommen, hätten die krematorien strom erzeugt.

„Antisemitismus ist oft ein Element einer oberflächlichen, personalisierten Kapitalismus-kritik. Da­durch, dass die abstrakten und ungreifbaren Eigenschaften des Kapitalismus auf eine Personengrup­pe projiziert werden, wird ein Feindbild geschaffen. Dies schürt Hass und das Bedürfnis der Ver­nichtung des vermeintlichen „Feindes“, der für die negativen Verhältnisse verantwortlich gemacht wird.“

ich verstehe die kritik an einer personalisierten kapitalismuskritik nicht wirklich. dahinter scheint die angst zu stehen, dass sie einem antisemitismus tür und tor öffnet oder dass sie per se schon antisemitisch sei. einer personalisierten kapitalismuskritik wird der abstrakte kapitalismus ge­genübergestellt: schwarzweiß-denken blitzt hier auf. ich finde eine personalisierte kritik am kapi­talismus wichtig und nötig: wir müssen mit konkreten beispielen die zerstörerische wirkungsweise des kapitalismus aufzeigen, um ihn zu verstehen und um unsere kritik den menschen verständlich zu machen. im selben text schreibt die agfr ja selbst „…vor allem im Zusammenhang mit einer (berechtigten) Kritik an Fastfood-Ketten oder Massentierhaltung.“ (ich setze hier voraus, dass die kritik an fastfoodketten durch emanzipatorische tierrechtler_innen immer auch kapitalismuskritik beinhaltet.) wenn ich konkrete fastfoodketten kritisiere, personalisiere ich meine kapitalismuskritik, da ich z.b. speziell mcdonalds angreife. ich fände es äußerst zynisch, z.b. den (indigenen) menschen in kanada , deren land zerstört wird, weil dort teersandöl abgebaut wird, zu sagen: “die firma xy kann da nix für, daran ist der abstrakte kapitalismus schuld. nehmt es bitte hin, ihr könnt eh nix dran ändern.“ personalisierte kapitalismuskritik hindert mich jedoch nicht, den abstrakten (meint unanschaulich, ungegenständlich, unkonkret, unwirklich), ich bevorzuge „allumfassenden“, charakter des kapitalismus zu erkennen und mich als teil von ihm zu sehen, als rädchen im system. ich habe die wahl: ergebe ich mich dieser allumfassenden übermacht oder akzeptiere ich einen weiteren widerspruch in meinem leben und kämpfe dennoch?

die alleinige behauptung vom abstrakten kapitalismus, nimmt uns allen die verantwortung für unser alltägliches handeln ab: „die verhältnisse sind halt so…“. dass aber die verantwortung durch die ungleiche machtverteilung vom neuen chef von bp, bob dudley, der umwelt und den menschen gegenüber ungleich größer ist als z.b. meine, liegt auf der hand.

was meint die agfr mit den

„abstrakten und ungreifbaren Eigenschaften des Kapitalismus“?

warum sind die funktionsweisen und auswirkungen des kapitalismus ungreifbar? wir sehen sie doch überall um uns herum. wir können sie anfassen. es wurden tausende bücher dazu geschrieben, millionen diskussionen darüber geführt. akw’s strahlen munter vor sich hin, der klimawandel ist in vollem gange, 40 000 menschen verhungern jeden tag und milliarden tiere leiden ein kurzes leben lang, damit konzerne profit machen. alles sehr greif- und verstehbar finde ich.

und nur weil ich einen konzern oder eine person für missstände verantwortlich mache, will ich ihn oder sie nicht vernichten (den konzern will ich enteignen…). ich will, dass er oder sie im hier und jetzt die verantwortung für sein oder ihr handeln übernimmt und im zweifelsfall für die schäden aufkommt. und ich will dass er oder sie aus den fehlern lernt. konkret würde das z.b. den ausstieg der energiekonzerne aus der atomkraft bedeuten. allumfassend würde es, durch die erkenntnis, dass endloses wachstum in einem endlichen system unmöglich ist, das ende des kapitalismus bedeuten…

„Linksradikale, herrschaftskritische Politik muss diese Gesellschaft und alle mit ihr einhergehenden Herrschaftsmechanismen als Ganzes begreifen, kritisieren und letztendlich abschaffen. Anders wer­den wir eine befreite Gesellschaft nicht erreichen.“

„begreifen“ und „kritisieren“ sind erstmal sehr passive und intellektuelle vorgänge, die zuhauf (nicht immer erfolgreich) passieren. das „abschaffen“ ist das handeln, ist die revolution. hier hapert es noch im ganzen. das üben hierfür halte ich für immens wichtig und ist der link zwischen der theorie und der befreiten gesellschaft: es geschieht überall um uns herum in autonomen zentren, in politischen gruppen, auf demos, in tierrechtsgruppen, bei direkten aktionen, in kollektivbetrieben und anderen emanzipatorischen projekten. hier lernen wir die selbstverwaltung in einer von oben verwalteten gesellschaft. hier schaffen wir den kapitalismus im kleinen ab (ja, ich weiß, auch in der kts kostet ein bier geld…). hier probieren wir das richtige im falschen aus. wie stünden wir da, wenn plötzlich die revolution käme und wir gar nicht wüssten wie das alles geht…

um den großen saustall zu erkennen und verstehen, muss ich die vielen, kleinen schweinereien erkennen und verstehen.

um das große ganze zu erreichen, muss ich im kleinen üben. fehler gehören dazu und sollten uns weiter- nicht auseinanderbringen

für eine vegane gesellschaft.

für die anarchie.

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der g20–gipfel in cannes – demo in freiburg

ab morgen treffen sich die herrscher_innen der g20–staaten im südfranzösischen cannes. im angesicht der wirtschafts- und eurokrise stehen themen wie finanzmarktregulierung und „Starkes, nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum“auf dem tagesplan.
wer starkes wachstum auf seine agenda setzt, hat aus der krise nichts gelernt und ist nicht willens, das wirtschaftssystem wirklich grundlegend zu verändern. aber tiefgreifende veränderungen sind ja auch nicht das, was politik und wirtschaft wollen: wer schaufelt sich schon sein eigenes grab?

wie immer wird das treffen, egal ob g8 oder wie seit drei jahren g20, nach außen hin bemüht sein, gutes zu tun und wie immer wird es menschen geben, die auf diese farce reinfallen und die fortschritte und ergebnisse loben.
wie immer werden wachsweiche lippenbekenntnisse kundgetan werden. ändern wird sich für die „99 %“ nichts. im gegenteil, nehmen wir die folgen früherer treffen, wird es, wenn es so weiter geht, den meisten menschen immer schlechter gehen aber den global players und den banken immer besser. daran ändern auch die „knallharten“ forderungen der deutschen teilnehmer_innen schäuble und merkel nach einer transaktionssteuer (eine uralte attac-forderung, die tobinsteuer) nichts.
nach dem gipfel geht’s dann wieder zurück zum tagesgeschäft: sozialleistungen kürzen oder ganz streichen, überwachungsapperate ausbauen und perfektionieren, gewinne privatisieren und verluste sozialisieren, kriege führen und waffen produzieren.

die gipfelproteste in diesem jahr fallen eher klein und überschaubar aus, was verschiedene gründe haben dürfte.
zum einen hat die linksradikale, autonome und anarchistische bewegung im november 2010 und den folgenden monaten auf verschiedenen treffen vorgeschlagen, die proteste gegen die beiden großen gipfel dezentral zu organisieren, was beim g8–gipfel leidlich (auch lokal) gut gelang.
zum anderen sahen und sehen viele aktivist_innen keinen sinn darin etliche kilometer entfernt vom gipfelort zu protestieren: während des g8–gipfels im nordfranzösischen deauville wurden die zentralen proteste ins weit entfernte und gut kontrollierbare le havre verbannt. dementsprechend klein waren die demos. beim jetzigen g20–protest müssen die aktivist_innen mit nizza vorlieb nehmen, was über 30 km weiter weg liegt. und dennoch hat der französische staat 12 000 polizist_innen zu ihrer kontrolle aufgeboten.
seit gestern findet in nizza zudem ein alternativgipfel statt, auf dem eigene forderungen diskutiert und veröffentlicht werden sollen.
eine aktion gegen steuerflucht im hinblick auf die „steueroase“ monacco soll auch stattfinden. radikale oder revolutionäre aktionen scheinen nicht geplant zu sein und dezentral finden bis auf sehr wenige ausnahmen keine proteste statt.

eine dieser ausnahmen ist die demo „die krise heißt kapitalismus! für die soziale revolution!“ am 5. november in freiburg. es wurde überregional mobilisert und so finden sich gruppen aus ganz baden-württemberg, aber auch aus norddeutschland und der schweiz in der unterstützer_innenliste. diese ist dominiert von kommunistischen gruppen in allen rottönen.
dennoch ist der aufruf so geschrieben, dass er anbindungsfähig ist für anarchistische, autonome oder andere linke gruppen.

am 5. november raus auf die straße in freiburg gegen die g20, den staat und den ganzen rest.
für die soziale revolution. jetzt.

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scharia ante portas

fressen der islamismus und das militär die kinder der nordafrikanischen revolutionen?
was ist übrig von der aufbruchstimmung in nordafrika?

wo organisierte religion ihren fuß in die tür stellt, ist misstrauen angesagt. in tunesien tut sie das vehement und mit sehr großem fuß. die islamistische ennahda gewann die ersten freien wahlen nach der revolution und stellt nun 90 von 217 sitzen im parlament.

sprecher und vorsitzende der partei geben sich moderat, sichern den frauen in tunesien gleichberechtigung zu und wollen zb alkohol nicht verbieten. folgendes zitat von parteichef ghannouchi macht mich sehr misstrauisch: er wolle ein land, „in dem die Rechte Gottes, des Propheten, der Frauen, der Männer, der Religiösen und der Nicht-Religiösen gesichert sind“. wenn der vorsitzende einer religiösen partei von den „Rechten Gottes und des Propheten“ spricht, sind einschränkungen für alle nichtmuslim_as, nichtgläubigen und frauen vorprogrammiert. was sind diese ominösen rechte gottes (so es ihn denn überhaupt gibt)? was sind die rechte von mohamed (so es ihn denn überhaupt gab), der seit 1500 jahren tot ist?

viele menschen in tunesien sehen die entwicklung mit sorge. einige von ihnen machten ihrer enttäuschun und wut durch demonstrationen und handfeste interventionen luft. dazu kommen die berichte über unregelmäßigkeiten bei der wahlkampffinanzierung einiger parteien.

in ägypten ist immer noch der militärrat an der macht und herrscht mit eiserner hand und willkür. seit seiner machtübernahme wurden über 12 000 menschen von militärgerichten abgeurteilt. einer von ihnen ist maikel nabil sanad. er ist kritischer blogger und kriegsdienstverweigerer und war von der ersten stunde an auf dem tahirplatz in kairo. als kriegsdienstverweigerer, pazifist und atheist hatte er es nie leicht in seinem land. nun sitzt er seit ende märz 2011 wegen „beleidigung des militärs“ im knast und befindet sich seit dem 23. august aus protest gegen seine inhaftierung im hungerstreik. seit dem 18. oktober scheint er in einer für misshandlungen berüchtigten, psychatrischen einrichtung eingesperrt zu sein. die graswurzelrevolution schreibt in ihrer novemberausgabe (leider noch nicht online) hier ganz richtig von einer „pathalogisierung der militärkritik“. der autor befürchtet, dass maikel mittels psychopharmaka gebrochen werden soll.

auch arbeitskämpfe werden von militäreinsätzen bekämpft und beendet. unzählige arbeiter_innen sitzen in den militärknästen, weil sie für mehr lohn und bessere arbeitsbedingungen gekämpft haben.

parallel zu dieser situation biedern sich die neoliberalen muslimbrüder dem militärrat an und suchen im hinblick auf die ende november anstehenden wahlen bündnispartner.

muslimbrüder und salafisten kämpfen beide gegen religiöse und soziale minderheiten und das nicht nur mit worten. so wurden u.a. von salafisten eine kirche und mehrere häuser von christ_innen angezündet und angegriffen. diese konflikte wurden nicht von der revolution ausgelöst. sie sind viel älter, treten aber durch die neue situation in ägypten greller in den vordergrund. dennoch hatten nicht wenige menschen (auch ich) die hoffnung auf eine positive entwicklung im land am nil.

in libyen ist der krieg offiziell zu ende, die nato hat ihren einsatz beendet, gaddafi wurde in gerechtem zorn abgeschlachtet und seine entstellte leiche öffentlich zur schau gestellt (panem et circenses …).

gadaffis leiche - demokratie in libyen

und schon beginnt das aufteilen der kriegsbeute unter den siegermächten, sprich den usa, frankreich, italien und großbritannien. allein frankreich wurden 35 % der zukünftigen geschäfte zugesichert.

die libysche gesellschaft steht vor einem trümmerhaufen und bis zu 60 000 toten durch den nato-einsatz.

obwohl frauen einen großen anteil an der revolte hatten, sitzt nur eine im natogestützten übergangsrat. und ankündigungen, dass die scharia als grundlage für die gesetzgebung dienen soll, machen nicht nur den frauen angst.
aktivist_innen, die für eine trennung von staat und religion eintreten, berichten von einschüchterungen durch islamistische kräfte.

und die größten wünsche der westlichen mächte, zu denen auch deutschland gehört, sind weiterhin garantierte rohstofflieferungen, eine ungebremste, reibungslose flüchtlingsabwehr und der erhalt billiger urlaubsorte. so lange der euro, das pfund und der dollar rollen, ist alles gut. der wunschzettel wird voll erfüllt werden, weil sich in nordafrika das system nicht grundlegend geändert hat, sondern nur die personen ausgetauscht wurden und die drei staaten ein demokratisches facelifting erhalten. sobald wieder ruhe im maghreb eingekehrt, die toten begraben und gras über deren gräber gewachsen ist, kann jeder player zu seinem business as usual zurückkehren.

es ist eine ernüchternde bilanz, die nach den revolten in nordafrika, zu ziehen ist. sie macht wieder einmal deutlich, wie träge menschen und ganze gesellschaften reagieren und sich verändern und wie wenig die chancen zu tiefgreifenden veränderungen wahrgenommen werden. sie macht deutlich wie stark der einfluss der westlichen mächte und der mulitnationalen konzerne in der region ist.

eine wirkliche trennung von religion und staat, eine umfassende gleichberechtigung von frauen und männern und den verschiedenen ethnischen minderheiten in den drei ländern und ein eigener norafrikanischer weg ohne abhängigkeiten zum westen wären wünschenswert gewesen und waren in greifbarer nähe. und nicht wenige menschen vor ort haben genau dafür gekämpft. sie haben weniger erreicht, als sie wollten, aber mehr, als wenn sie geschwiegen hätten.

ein anfang ist gemacht, der viele andere menschen in westlichen und arabischen ländern inspiriert hat.

es geht immer weiter.

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rückblick der antifa ortenau

das antifaschistische bündnis ortenau hat einen rückblick auf die aktionen gegen die südbadischen nazis der vergangenen monate veröffentlicht. lest ihn hier.

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siamo tutti antifascisti!

nachdem der anmelder der nazidemo „Gegen linken Terror – Nationalen Sozialismus erkämpfen!“ die widerspruchsfrist des demoverbots verstreichen ließ, sieht es im moment so aus, als ob die nazis morgen nicht in emmendingen aufmarschieren werden.

die nazis schreiben auf ihrem neuen blog:

Die Demonstration bleibt verboten und wird somit am 22. Oktober nicht stattfinden. Wir bedanken uns für die große Unterstützung aus Baden-Württemberg und aus anderen Teilen Deutschlands und melden uns bald wieder zurück mit neuen Taten – vielleicht schneller, als es so manchem Volksfeind lieb ist…

Die Demoleitung

das antifaschistische bündnis ortenau mobilisiert weiterhin nach emmendingen und südbaden, weil damit zu rechnen ist, dass die nazis irgendwo in der region spontan auftauchen werden. es wäre nicht das erste mal.
von emmendingen aus ist mensch relativ schnell in anderen städten südbadens, um dann den dort auftauchenden nazis entgegentreten zu können.

ein anderer ort wäre sicher auch im interesse der vielen antifaschist_innen in baden-württemberg, die seit gestern mit aufenthaltsverboten für emmendingen überzogen werden. begründet werden diese mit deren verhalten in der vergangenheit bei ähnlichen protesten und demonstrationen.

nichts desto trotz werden wir morgen auf den beinen sein. in emmendingen, offenburg, in ganz südbaden, überall dort, wo sich die nazis zeigen werden!

stay tuned!
alerta antifascista!

[wer den nazi-blog selbst ansurfen will, tut das am besten mit tor: httxx://www.demo-suedbaden.nw.am/]

 

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ganz bawü goes emmendingen!

hier könnt ihr den aktuellen aufruf des antifaschistischen bündnisses ortenau gegen den naziaufmarsch in emmendingen am 22.10.2011 lesen:

Den Naziaufmarsch in Emmendingen verhindern!

Antifaschistische Aktion

Am Samstag, den 22.10.2011, wollen Nazis aus der Region unter dem Motto „Gegen linken Terror – Nationalen Sozialismus erkämpfen!“ in Emmendingen aufmarschieren. Das Antifaschistische Aktionsbündnis Ortenau ruft dazu auf, sich an den Protesten dagegen zu beteiligen.

Nachdem die Demonstrationsanmeldung für den 22.10. in Offenburg von den Nazis zurückgenommen wurde (Hierbei spielte sicher der Vorfall in Riegel eine große Rolle), haben sie unter dem oben genannten, neuen Motto ihren Aufmarsch nach Emmendingen verlegt.

 

Innerhalb weniger Tage hat sich ein breites Bündnis aus der Emmendinger Zivilgesellschaft gegründet: Emmendingen nazifrei veranstaltet den ganzen Tag über auf dem Marktplatz einen Bunten Markt für ein tolerantes und demokratisches Emmendingen. Um 10 Uhr 30 findet dort auch eine Kundgebung statt.

 

Die Nazis wollen sich auf dem Festplatz, ca. 10 Minuten Fußweg vom Marktplatz, treffen. Getrennt sind die beiden Plätze durch die von Nordwest nach Südost verlaufenden Bahngleise (siehe Übersichtskarte im Anhang).

Am 17.10. wurde der Naziaufmarsch von der Stadtverwaltung verboten. Das wird einerseits mit dem „zu erwartenden Gefahrenpotential“ und andererseits mit dem geschichtsträchtigen Datum begründet: Auch aus Emmendingen wurden am 22.10.1940 jüdische Menschen in das Konzentrationslager Gurs in Frankreich deportiert.

Es ist zu erwarten, dass dieses Verbot vom zuständigen Gericht gekippt wird.

Kommt alle um 10 Uhr 30 zur Kundgebung auf dem Marktplatz in Emmendingen!

Den Naziaufmarsch verhindern!
Kein Fußbreit den Faschisten und Faschistinnen!

Die Nummer des Ermittlungsausschusses (EA) für diesen Tag lautet 0761 – 409 72 51

Für aktuelle Infos:
Antifaschistisches Bündnis Ortenau
Emmendingen nazifrei

 

Zugtreffpunkte:

  • Stuttgart: Treffpunkt 7 Uhr Gleis 6, Abfahrt 7:18 Uhr, Ankunft 10:40 Uhr (Umsteigen in Freudenstadt und Offenburg)
  • Villingen: Treffpunkt 8:40 Uhr Gleis 2, Abfahrt 8:55 Uhr, Ankunft 10:40 Uhr Gleis 2 (Umsteigen in Offenburg)
  • Karlsruhe: Treffpunkt 8:45 Uhr Bahnhofsvorplatz, Abfahrt 9:09 Uhr Gleis 6, Ankunft 10:40 Uhr Gleis 2 (Umsteigen in Offenburg)
  • Rastatt: Treffpunkt 9:00 Uhr Hinterausgang Bahnhof, Abfahrt 9:23 Uhr Gleis 3, Ankunft 10:40 Uhr Gleis 2 (Umsteigen in Offenburg)
  • Bühl: Treffpunkt 9:15 Uhr Gleis 2, Abfahrt 9:37 Uhr, Ankunft 10:40 Uhr Gleis 2 (Umsteigen in Offenburg)
  • Achern: Treffpunkt 9:20 Uhr Gleis 3, Abfahrt 9:42 Uhr, Ankunft 10:40 Uhr Gleis 2 (Umsteigen in Offenburg)
  • Offenburg: Treffpunkt 9:50 Uhr Gleis 2, Abfahrt 10:07 Uhr, Ankunft 10:40 Uhr Gleis 2
  • Lahr: Treffpunkt 10 Uhr Gleis 1, Abfahrt 10:18 Uhr, Ankunft 10:40 Uhr Gleis 2
  • Freiburg: Treffpunkt 9:45 Uhr Gleis 2, Abfahrt 10:03 Uhr, Ankunft 10:13 Uhr Gleis 1

Antifaschistisches Aktionsbündnis Ortenau am 18. Oktober 2011

PDF:
22.10.2011 Übersichtkarte Emmendingen neu

 

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