tortuga gibt nicht auf

luciano, genannt tortuga (span. für schildkröte) verletzte sich bei einem missglückten bombenanschlag auf eine bank in santiago de chile im sommer 2011 schwer (1, 2).

in den vergangenen neun monaten machte seine genesung den umständen entsprechend große fortschritte und seine psyche scheint stärker zu sein, als je zuvor.

so schrieb er am neujahrstag aus dem knast: „ … weil solange ich am leben bin, werde ich weiter kämpfen. es spielt für mich keine rolle, ob ich einige finger, eine hand, mein gehör oder meine fähigkeit zu sehen verloren habe: ich werde um jeden preis weitermachen. das sollten meine feinde genauso wissen wie meine genoss_innen.“ der brief ist deutlich formuliert und voller energie: luciano schreibt über seine tochter, den knast, er bedankt sich ausführlich für die weltweiten solidaritätsaktionen, beschreibt sein hin- und hergerissensein zwischen schweigen den behörden gegenüber und seinem wunsch, den genoss_innen über sich, die aktion und vieles andere zu berichten. am ende wendet er sich direkt an die person, die ihn in jener tragischen nacht begleitet hatte: „ … und ich werde dir niemals für irgendetwas einen vorwurf machen, denn in dieser nacht war ich an der reihe, so wie du in vergangenen zeiten an der reihe warst: falls etwas schief läuft, flieht die zweite person. das war unsere abmachung und so musste es sein. auch wenn du dich viele male wie ein_e verräter_in gefühlt haben magst: das bist du nicht, …“

dieser kämpferische und einfühlsame text war dann auch der grund für die staatsanwaltschaft mitte februar den gelockerten vollzug für luciano wieder aufzuheben: er befand sich in der wohnung seiner mutter unter hausarrest. nach der veröffentlichung des textes wurde der hausarrest widerrufen und luciano musste zurück ins gefängnis. auch seine doppelte staatsangehörigkeit, er hat den chilenischen und italienischen pass, musste als begründung herhalten: es bestehe angesichts seiner guten gesundheitlichen fortschritte fluchtgefahr.

nun ließ die staatsanwaltschaft verlauten, dass sie insgesamt 15 jahre haft für totuga fordert: 12 jahre für das legen der bombe im rahmen des anti-terrorgesetzes und 3 jahre für das verwenden von gefälschten/gestohlenen nummernschildern am motorrad, das für die aktion als fahrzeug genutzt wurde.

morgen, am 20. märz 2012, beginnt der prozess gegen tortuga.

alles gute für dich!

Dieser Beitrag wurde unter Anarchismus, Repression veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.