pforzheim 2013: erste massenbesteigung des wartbergs

1000 menschen trafen sich am 23. februar in pforzheim, um gegen die alljährliche nazifackelmahnwache auf dem wartberg zu demonstrieren.

pforzheim ist seit jahren ein hartes pflaster für linke politik und aktionen. unter anderem war die stadt über jahre hinweg die einzige in baden-württemberg, die sich erdreistete sogenannte „demogebühren“ zu erheben. begründet wurde dieses vorgehen mit den anfallenden verwaltungskosten. besonders traf dieser verwaltungsakt auch die anmelder_innen der demonstrationen gegen die nazifackelmahnwache. im jahr 2005 wurden so z.b. 150 € verlangt. 2008 dann wurden die gebührenverordnung vom karlsruher verwaltungsgericht als rechtswidrig eingestuft.

nahtlos reiht sich in dieses bild der geschichtsrevisionistische umgang der stadt pforzheim mit ihrer rolle im dritten reich. die zeit des deutschen faschismus wird entweder komplett ausgespart oder pforzheims rolle dabei schöngefärbt.

so ist es auch kein wunder, dass das geschichtsrevisionistische fackelschwenken der nazis seit 1994 nicht nur geduldet, sondern mit allen mitteln ermöglicht und unterstützt wird. antifaschistischer protest und entsprechende aktionen dagegen waren meist nur gegen große widerstände und starke repression möglich.

das sollte in diesem jahr anders werden. ein breites bündnis von bürgerlichen, kirchlichen, gewerkschaftlichen, linken, linksradikalen und anarchistischen gruppen arbeitete seit monaten zusammen und bereitete verschiedene aktionen gegen die nazis vor.

die stadt, die polizei und die lokale presse zeichneten im vorfeld ein düsteres bild von chaotischen zuständen und gewaltbereiten autonomen, die pforzheim ein zweites mal in schutt und asche legen würden. so wurde am tag zuvor auch in letzter instanz vor dem verwaltungsgericht karlsruhe entschieden, dass die antifaschistische demonstration auf keinen fall nördlich der gleise erlaubt werden würde. ziel war es, das nazigedenken reibungslos über die bühne gehen zu lassen und antifaschisitschen protest nicht mal in hörweite an den wartberg herankommen zu lassen.

über 1000 polizist_innen, hamburger gitter, baustellenzäune, pferde- und hundestaffeln und ein helikopter sollten dies ermöglichen.

die demonstration wurde nun vom bündnis abgesagt, es sollte nur eine kundgebung geben.

nach und nach versammelten sich trotz unzähliger kontrollen und schikanen seitens der polizei über 1000 menschen am südausgang des pforzheimer bahnhofes, wo die kundgebung mit verschiedenen reden stattfand. hier stach die rede von alert|a pforzheim und dem antifaschistischen aktionsbündnis stuttgart & region mit ihrer grundlegenden gesellschaftskritik hervor, die nicht bei „gegen nazis“ und „eine schande für deutschland“ stehen blieb, sondern einen rundumschlag gegen deutsche zustände darstellte. sie fungierte als der stachel im fleisch nicht nur der pforzheimer stadtverwaltung, sondern sicher auch vieler anwesender.

gegen 16:40 h ging dann die spontandemo los. unerwarteterweise gelang es recht schnell auf der berlinerstraße die gleise zu unterqueren und in die nordhälfte der stadt zu gelangen, was das urteil aus karlsruhe explizit untersagte. nun begann ein anrennen gegen den berg. über treppen, schmale wege, seitenstraßen und durch wohngebiete gelangten hunderte von ungehorsamen auch gegen widerstand der pfeffersprühenden und knüppelnden polizist_innen von norden auf den wartberg. es gelang aber nicht den ort der nazifackelmahnwache zu erreichen: der zugang war durch baustellenzäune, wannen und polizist_innen versperrt. nach ungefähr zehn minuten, es war inzwischen 17:50 h, wurde das von drei seiten umzäunte gelände von nachrückenden polizeitrupps in einen kessel umgewandelt. kleine scharmützel und kurze hetzjagden fanden schnell ein ende. das warten begann. es wurde, auch durch die fehlende bewegung, immer kälter (das wasser meiner trinkflasche war am ende gefroren.).

am hotel hasenmeyer harrte zur gleichen zeit eine kleine blockade aus. circa 50 menschen verstopften hier den aufgang zum wartberg und wurden von solidarischen menschen mit heißem tee versorgt. gegen 19:50 h läuteten dann die glocken der pforzheimer kirchen, um der bombardierung der stadt zu gedenken.

doch was war mit den nazis? der ticker und andere quellen spuckten widersprüchliche informationen und zahlen aus: mal hieß es, 20 autos mit nazis seien auf dem berg angekommen. dann standen angeblich nur drei fackelfreaks einsam vor ort. eine andere quelle sprach von über 90 nazis bei der fackelmahnwache. diese info sollte sich später als die richtige erweisen. weitere 100 faschist_innen konnten in mühlacker nahe pforzheim eine kurze spontandemonstration mit fackeln durchführen.

die mahnwache wurde nicht verhindert. sie wurde behindert und erschwert. viele nazis gelangten nicht auf den wartberg. als wichtigsten effekt des tages sehe ich die gelungene landesweite mobilisierung und das erklimmen des bescheuerten berges. viele menschen setzten sich über gesetze, regeln und richterliche verbote hinweg, durchflossen oder überrannten polizeiketten und nahmen auch verletzungen in kauf, um gegen faschistische umtriebe ein zeichen zu setzen. diese selbstermächtigungen, das erleben von solidarischem handeln und das bewusste übertreten von gesetzen zeigt menschen, dass sie nicht so ohnmächtig sind, wie sie es im alltag und vielen anderen situationen oft erleben. politisierung und radikalisierung durch die direkte aktion.

als negativ zu bewerten ist der große kessel. hunderte von menschen wurden mit ihren persönlichen daten erfasst, schikaniert und froren sich die ärsche ab. es bleibt abzuwarten, welche folgen der kessel haben wird.

nächstes jahr ist der 23. februar ein sonntag. gestern wurde ein solider grundstein für eine endgültige verhinderung des ekligen naziwahns auf dem wartberg im jahr 2014 gelegt.

[wenn ihr die fotos anklickt, werden sie größer.]

suamo tutti antifascisti!

links:
alert|a
fackeln aus!
bericht des aabs
fotos der ag freiburg

 

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am 23.02.2013: am besten alle nach pforzheim!

die antifaschistische mobilisierung gegen den nazifackelmarsch in pforzheim am 23.02.2013 ist in vollem gange (1, 2, 3).

am samstag, den 16.02.2013, findet im alarmraum in offenburg eine info- und mobiveranstaltung von alarm und der antifa ortenau statt. mehr dazu gibt es hier.

um gemeinsam von offenburg nach pforzheim zu fahren, gibt es auch einen zugtreffpunkt: 12:45 h am haupteingang des offenburger bahnhofs. der zug fährt um 13:02 ab und kommt um 14:25 h in pforzheim an.

nass

 

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alerta pforzheim: Aufruf zu den Protesten gegen die Nazi-Fackelmahnwache am 23. Februar

[hier dokumentiere ich den aufruf von alerta pforzheim gegen die diesjährige fackelmahnwache der nazis]

Seit 1994 findet jährlich am 23. Februar eine Fackelmahnwache auf dem Pforzheimer Wartberg statt. Unter Organisation des Neonazi-Vereins „Freundeskreis ein Herz für Deutschland“ wird hierbei der „deutschen Opfer“ des Zweiten Weltkriegs gedacht, die bei dem Luftangriff der Alliierten am 23. Februar 1945 ums Leben kamen. Damit findet mit 100-200 Teilnehmer*innen die größte regelmäßige faschistische Veranstaltung Baden-Württembergs statt.

Die Deutung der Nazis fällt in der Pforzheimer Öffentlichkeit auf fruchtbaren Boden. Über Jahrzehnte wurde der Angriff auf Pforzheim als „unnötiges Kriegsverbrechen“ charakterisiert. Dabei wurden maßgebliche historische Fakten, wie die NSDAP-Wähler*innen, die 1933 über 50% der Pforzheimer Stimmen ausmachten oder die Beteiligung an der deutschen Rüstungs-produktion für einen von Deutschland aus-gehenden Vernichtungskrieg außer Acht gelassen. Somit handelt es sich um bewusst eingesetzte Geschichtsverfälschung, die ebenso die Grundlage der „Trauerveranstaltung“ der Neo-nazis ist.
Zwar findet öffentlich ein Umdenken statt – aber eine Erklärung für den von Deutschland aus-gehenden Vernichtungskrieg soll auch hier nicht geliefert werden. Vielmehr wird betont, dass es bei allen Kriegsparteien Leid gegeben hätte. Weiter geht die Betrachtung nicht – und das ist auch folgerichtig. Denn der Zweck der staatstragenden Geschichtsschreibung ist in aller erster Linie die ideologische Legitimation des heutigen Deutschlands als „geläuterte Nation“, die auch wieder selbstbewusst in der Welt auftreten soll.
Bei den Protesten gegen den Naziaufmarsch in Pforzheim finden wir eine so große Plattform für unsere Kritik, wie sonst nie im Jahr. Als Teil einer breiten Protestbewegung haben wir die Chance mit unserer Kritik sowohl innerhalb des bürgerlichen Lagers, als auch in Teilen der Bevölkerung eine Debatte über den bürgerlich-kapitalistischen Staat als Grundlage des Faschis-mus anzustoßen.
Dieser Aufruf ist als Teil dessen zu verstehen – deshalb möchten wir im Folgenden unsere Kritik an Nationalismus und Rassismus grob umreißen.

Nationalismus

Kapitalistische Staaten stehen auf dem Weltmarkt zueinander in Konkurrenz. Der Erfolg des einen Staats oder Staatenverbunds bedeutet notwendig die Niederlage eines anderen. Dabei wissen alle Gesellschaftsmitglieder, dass ihre gesamte Lebensgrundlage vom Staatserfolg abhängt. Fast alle Menschen leben hier direkt oder indirekt davon, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Kapitalist*innen müssen sich in großem Umfang ausrechnen, dass mit der Arbeit der Leute hier genug Geld zu verdienen ist.
Oberstes Staatsziel ist es dabei, möglichst gute Bedingungen im Vergleich zu anderen Standorten auf dem Weltmarkt zu schaffen.
Um das zu gewährleisten, verpflichtet der Staat seine gesamte Gesellschaft mit seinen Gesetzen auf die kapitalistische Produktionsweise. Mit seinem Gewaltmonopol setzt er durch, dass das gesamte Leben vom Erfolg in der Konkurrenz abhängt.
Konkret bedeutet das unter anderem, dass selbst die grundlegendsten Bedürfnisse nur dann befriedigt werden, wenn man auch dafür bezahlen kann und dass die Interessen der Arbeitenden prinzipiell unter die unternehmerische Gewinn-rechnung untergeordnet sind.
Wer akzeptiert, dass die Welt so eingerichtet ist, und sich positiv zum Staatsziel stellt, steht schon auf dem Standpunkt des Nationalismus.

Weil Nationalist*innen also akzeptieren, dass sich alle ihre anderen Interessen nur dann erfüllen lassen, wenn der Erfolg in der Staatenkonkurrenz gegeben ist, machen sie sich den Staatserfolg als ihr oberstes Interesse zu eigen – sogar wenn das für den Einzelnen bedeutet, „den Gürtel enger zu schnallen“.
In dem Standpunkt „Deutschland zuerst“ unterscheiden sich Nazis nicht von den meisten Demokrat*innen. Sie unterscheiden sich nicht in ihrem Interesse, sondern darin, welche Mittel sie für den Erfolg der Nation für notwendig halten.

Das soll keineswegs heißen, dass es keine Unter-schiede zwischen Demokratie und Faschismus gäbe – wer aber die Grundlagen des Faschismus an der Wurzel packen will, muss sich auf einen antinationalen Standpunkt stellen.

Rassismus

Jeder Staat basiert zu allererst auf Ausgrenzung. Er braucht elementar Staatsgrenzen und Staats-bürger*innen, über die er die ausschließliche Macht ausübt. Das funktioniert in der Logik von Staaten nur in Abgrenzung zu anderen Staatsgebieten und Menschen mit einem anderen Pass. Diese Aufteilung der Welt setzen Staaten auch vehement durch. Das geschieht beispiels-weise mit der Regelung der Staatsangehörigkeit (wer ist Deutscher, und vor allem: wer nicht?), wer darf einreisen, und wie werden Menschen davon abgehalten, die das nicht dürfen (Grenzschutz), oder wie wird ein Staat „Illegale“ wieder los (Abschiebungen).

Da verwundert es auch nicht, wenn Menschen aus einem anderen Land prinzipiell Misstrauen entgegengebracht wird. Sie sind ja Bürger einer konkurrierenden Staatsmacht – und dement-sprechend gibt es in der nationalistischen Logik immer die Befürchtung, dass sie im Zweifelsfall fremden Interessen dienen.

Daraus folgt, dass an Migrant*innen stets andere und höhere Maßstäbe angelegt werden. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass es keine Debatte über die stammtischdeutsche Parallelgesellschaft oder Schwaben, die sich weigern Hochdeutsch zu lernen, gibt.

Auch in diesem Punkt unterscheiden sich Nazis von den meisten Demokrat*innen nicht in ihrer Sortierung in verschiedene Völker – sondern in ihren Konsequenzen aus der Sortierung. Während der demokratische Staat ihm nützende Ausländer*innen gerne aufnimmt (während er andere zu Tausenden im Mittelmeer ersaufen lässt), sind Nazis hier nicht kompromissbereit: Für sie hat hier kein*e Ausländer*in was zu suchen.

Auch hier gibt es für die Betroffenen von Rassismus wieder gravierende reale Unterschiede – wer es aber ernst meint damit, dass Menschen nicht auf Grund ihrer Herkunft diskriminiert werden sollen, sollte auch hier wieder einen antinationalen Standpunkt einnehmen.

Ziviler Ungehorsam

Aus unserer Erfahrung heraus wissen wir, dass die Verbreitung und Vermittlung von Kritik nicht nur auf Grund von sachlichen Argumenten geschieht. Meist ist es eine Kombination aus sozialer Interaktion, gemeinsamen Erlebnissen, kollektivem Reflektieren und sachlicher Kritik. Wir glauben also, dass als Teil einer realen Bewegung auch inhaltliche Diskussionen eher geführt werden – und gegen Nazis auf die Straße zu gehen, halten wir auch deshalb schon für sinnvoll, weil sie eine reale Bedrohung für politische Gegner*innen und Migrant*innen sind.

Aktionen des zivilen Ungehorsams halten wir in diesem Fall für ein geeignetes Mittel. Zum einen haben wir damit die Chance, real den Aufmarsch der Nazis zu verhindern, die eigene Ohnmacht kurzzeitig zu durchbrechen und real etwas, wenn auch im Kleinen, zu verändern – und das gibt Kraft für neue Kämpfe.
Zum anderen ist im kollektiven Regelübertritt eine radikale Kritik angelegt. Wer dazu bereit ist, eine Polizeikette nicht mehr als unüberwindbares Hindernis zu betrachten, wer also sein Interesse, den Nazis im Weg zu stehen, im Zweifelsfall auch gegen die Polizei durchzusetzen versucht , stellt den Rechtsstaat praktisch ein Stück weit in Frage. Einigen ist das schon im Vorfeld klar, für andere ist das eine neue Erfahrung.
Ob diese Erfahrung dann auch in ihrer Tragweite so erfasst wird, ist dabei zwar offen – wir sind aber optimistisch, dass sich viele der Protestierenden danach zumindest die richtigen Fragen stellen – und das ist der Ausgangspunkt für eine radikale Gesellschaftskritik.

Den Naziaufmarsch in Pforzheim zur Geschichte machen!
Rassismus und Nationalismus auf allen Ebenen bekämpfen!

Demo der Inititative gegen Rechts | Pforzheim Hauptbahnhof | 23.02.2013 | 15.30 Uhr

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widerstand in concert: fessenheim stilllegen. jetzt.

300 menschen auf der kundgebung „widerstand in concert“ für die sofortige stilllegung des akw fessenheim im französischen elsass

das akw fessenheim ist das älteste sich in betrieb befindliche atomkraftwerk in frankreich. betreiber_innen sind die französische edf, die deutsche enbw und die schweizer alpiq, axpo und bkw fmb energie.

schon während des baus ende der 1960er und im lauf der 1970er jahre kam es zu zahlreichen demonstrationen von menschen aus dem dreiländereck. konnte in der gleichen zeit durch ausdauernden protest und widerstand das geplante akw in wyhl auf der deutschen seite verhindert werden, gelang dies im elsass leider nicht. doch der protest gegen das marode bauwerk kam nie zum erliegen und hat viele menschen inspiriert: so ist z.b. im jahr der inbetriebnahme 1977 der piratensender radio verte fessenheim entstanden, heute besser bekannt unter dem namen radio dreyeckland.

nun soll das akw endlich für immer stillgelegt werden. ende 2016. der präsident hat’s gesagt…

schaut mensch sich die störfallliste des akws und die geologischen gegebenheiten des oberrheintals an, wird schnell klar: jeder tag, an dem es läuft, ist ein tag zu viel.

und die atomkraft ablehnenden menschen in frankreich sind skeptisch: wer weiß, ob der selbe kasper, der das versprechen zur stilllegung gab, 2016 noch am drücker sitzen wird? hinzu kommt, dass atomkraft in frankreich einen weitaus größeren stellenwert hat als in deutschland und der schweiz. ca. 80 % des stroms wird in atomkraftwerken erzeugt. ungleich mehr menschen gehen dort und in den beteiligten konzernen ihrer lohnarbeit nach. die arbeitsplatzkeule schlägt hart und unerbittlich zu. dazu kommt, dass die grande nation atomwaffen herstellt und besitzt und dadurch eine verquickung von industrie und militär/staat auch im nuklearen bereich besteht.

über 300 menschen aus frankreich, deutschland und der schweiz trafen sich in der nähe des fessenheimer akw, um deutlich zu machen, dass eine sofortige stilllegung der zeitbombe notwendig ist.

getreu dem motto „widerstand in concert“ bestand die aktion hauptsächlich aus musikalischen beiträgen und nur wenigen reden auf deutsch und französisch. kinder, junge und alte erwachsene, alte hasen und von fukushima politisierte menschen, musiker_innen und solche, die sich dafür hielten, trommelten, schepperten und sangen.

infostände und gespräche brachten einen auf den neuesten stand der situation in frankreich. tee, glühwein und feuer hielten warm.

leider fand die an sich gute und wichtige aktion abseits jeglichen publikums am wasserkraftwerk der edf statt, so dass eine außenwirkung ausblieb…

fessenheim stilllegen.
alle akws weltweit abschalten.
dezentrale, regenerative energieversorgung auf- und ausbauen.

yeah.

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there is no alternative – kapitalismus überwinden! 600 (nicht nur) anarchist_innen auf demonstration in mannheim

von helis, der polizei und vernetzten menschen

bei ausdauerndem regen, umringt von mehreren hundertschaften demonstrierten über 600 menschen in mannheim gegen die kapitalistische gesellschaft und für ein herrschaftsfreies leben.

im bus von freiburg über offenburg nach mannheim

der bus war voller gut gelaunter menschen, fast alle plätze waren belegt. kurz hinter karlsruhe auf der a 5 gesellte sich ein hubschrauber der polizei zu uns. die übliche paranoia? der ist doch nicht wegen uns da, oder? der überwacht nur die autobahn, um staus frühzeitig melden zu können…

spätestens als wir die a 5 verließen, auf die a 6 umschwenkten und der hubschrauber im tiefflug an uns klebte, wurde klar: der gehörte zu uns.

der rastplatz hockenheim west war zugeschissen mit bfe-wannen aus bruchsal und lahr. kaum passierten wir ihn, fuhren sie los und nahmen uns in die zange, um uns auf den nächsten parkplatz zu lotsen. dort warteten noch mehr freund_innen und helfer_innen.

nun wurde jede_r einzeln aus dem bus befohlen, um dann akribisch durchsucht zu werden. das ging teilweise bis auf die unterhose und die socken. rucksäcke, taschen, geldbeutel, erstehilfe-material, bücher: alles wurde unter die lupe genommen. die personalien wurden aufgenommen und immer wieder wurden „unverfängliche“ fragen gestellt. die abgefertigten genoss_innen wurden in einen halbkreis aus polizist_innen gebracht, wo dann auf das ende der aktion gewartet wurde. als der bus dann leer war, kam er an die reihe: er wurde geentert, abgefilmt und ebenso akribisch durchsucht wie wir. es wurden einige angeblich gegen das versammlungsrecht verstoßende gegenstände gefunden und beschlagnahmt. zum glück hatten wir keinen kartoffelsalat und plätzchen an bord. nach einer kurzen ansprache des einsatzleiters und dem deutlichen hinweis, dass die mannheimer einsatzleitung keine aktionen außer der genehmigten demonstration dulden würde, durften wir weiter fahren.

die demo

in mannheim kamen wir am weihnachtsmarkt an und machten erstmal eine kleine aber feine spontandemonstration zum hauptbahnhof.

dort wurden gerade die unmöglichen und lächerlichen auflagen verlesen. der platz war komplett von polizei umringt, in den seitenstraßen standen wannen und einsatztrupps.

mehrere hundert menschen waren schon da und begrüßten uns lautstark. nun konnte es eigentlich losgehen. ging es aber nicht. die demo-orga verhandelte mit der einsatzleitung: wir wollen nicht im spalier laufen.

irgendwann fing es auch noch zu regnen an. bullen zu fuß und hoch zu ross um uns und wasser von oben: eine kombination, die nervt.

endlich ging es los. inzwischen waren wir nach ersten zählungen zwischen 600 und 700 menschen, die durch fast menschenleere aber viel befahrene straßen zogen (unsere route durch den planken und die innenstadt wurde auch nach langen vorverhandlungen nicht genehmigt: das weihnachtsgeschäft und das recht auf konsum sind höhere güter als es das demonstrationsrecht ist.). an die wenigen menschen, die uns begegneten und sich rantrauten, wurden flyer und die gaidao-sonderausgabe zur demo verteilt. vor und hinter uns unzählige wannen und polizist_innen, neben uns ein enges spalier: die sind gefährlich und müssen bewacht werden! kommen sie lieber nicht zu nahe!

immer wieder kam es zu rangeleien mit polizist_innen, ein fotograf wurde von einem gewaltaffinen helfer in rüstung während des fotografierens geschlagen und die demospitze wurde ständig von der polizei bedrängt, ausgebremst und genervt. und der regen legte auch noch einen zahn zu. yeah!

nach weiteren verhandlungen sicherte die einsatzleitung zu, das spalier aufzulösen: es sollten nur noch jeweils 15 beamt_innen an den seiten marschieren. das wurde halbwegs eingehalten. im gegenzug schwollen die bullenblöcke am anfang und ende der demo an.

am neumarkt endete die demo: durchnässt, durchgefroren, aber trotz allem gut gelaunt. auch hier wurden wie bei den zwischenstopps (am schloss, auf dem neuen messeplatz) reden verlesen. deren inhalte (migration, kapitalismus und geschlechterverhältnis, nationalismus, „was tun wir anarchist_innen?“,…) waren breit gefächert, spannten aber immer den bogen zur grundlegenden kritik am kapitalismus.

spontan demonstrierten wir zum schluss durch die neckarstadt west zum jugendzentrum in selbstverwaltung friedrich dürr am neuen messeplatz, wo eine warme, vegane vokü bereit stand und am abend die soli-party für die zweite anarchistische buchmesse der anarchistischen gruppe mannheim stattfinden sollte. erste reflektionsgespräche, sich hinfläzen, ein bier trinken, trocknen.

was hat’s gebracht?

unsere plan, möglichst viele menschen in der innenstadt mit unseren ideen und inhalten in berührung zu bringen, wurde vom mannheimer ordnungsamt und der polizei verhindert. es war politischer wille, uns den zugang zum planken zu verwehren. begründet wurde dies in einem über 30seitigen schreiben. letztendlich bleibt die schnöde erkenntnis, dass das recht auf konsum höher gewertet wurde, als das versammlungsrecht von anarchist_innen. durchgesetzt werden konnte dies durch ein von der polizei aufgebautes gefahrenszenario, das uns als potenzielle gewalttäter_innen darstellte. ein klischeebild, das gerne angenommen wird.

das unglaubliche polizeiaufgebot machte spontane aktionen während der demo unmöglich. dennoch fanden zwei kurze selbstbestimmte demos statt.

die vorbereitung und die demo selbst haben aber eines ganz klar gezeigt: die anarchistische bewegung im deutschsprachigen raum gewinnt an fahrt und wächst.

es gab viele info- und mobilisierungsveranstaltungen, tausende flyer wurden im vorfeld verteilt und hunderte palakate geklebt.

waren es auf der ersten demo des anarchistischen netzwerks südwest* in karlsruhe im oktober 2011 noch 250 menschen, hat sich die zahl gestern mehr als verdoppelt. die maschen der netzwerke werden enger, wir werden effektiver und motivieren uns gegenseitig. es entstehen starke synergieeffekte, menschen lernen sich kennen, gruppen bilden und organisieren sich, föderationen werden gegründet. es macht spaß und mut, das mitzuerleben.

mit zuversicht in die zukunft.
für die anarchie.

[ zum vergrößern der fotos, draufklicken. einen weiteren artikel findet ihr hier und mehr fotos gibt’s hier.]

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Demonstration in Mannheim: There is no alternative – Kapitalismus überwinden!

Seit über 4 Jahren befindet sich die Weltwirtschaft in der schwersten Krise seit langem. Einhergehend mit einer massenhaften Verelendung, Arbeitslosigkeit und allgemeinen Verschärfung der Lebensbeding-ungen, spitzt sich diese auch in Europa – vor allem in Griechenland, Spanien und Portugal – immer weiter zu. Immer neue, schärfere und größere Sparprogramme und Rettungspakete sollen den Kapitalismus vor dem Zusammenbruch bewahren.

Das Drohszenario der Kredit- und Schuldenkrise dient der aus Europäischer Kommission, IWF und EZB bestehenden Troika zur Legitimation eines angeblich alternativlosen Spardiktats. Diese verordnete Sparsamkeit führt dazu, dass die „Sparsünder“ geradezu kaputtgespart werden. Die Folge sind massivste Einschnitte in Gesundheits- und Sozialsysteme, die die Menschen in Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Spanien oftmals an den Rand ihrer Existenz drängen. Während in diesen Ländern immer wieder Widerstand in Form von Streiks und Massenprotesten gegen das EU-Krisenregime aufkommt, sieht die derzeitige Lage im „Exportweltmeisterland“ Deutschland, das bisher als Gewinner aus der Krise hervorgeht, ganz anders aus:

Die gegenüber anderen EU-Ländern aggressive Krisenpolitik der Bundesregierung ruht auf einer soliden Basis aus Gewerkschaften, die dem Standort Deutschland sozialpartnerschaftlich verbunden bleiben, einer Opposition, die sich herzergreifend um den „deutschen Steuerzahler“ sorgt, sowie nationalistischen Ressentiments in weiten Kreisen der Bevölkerung. Chauvinistische Parolen und Pauschalisierungen, wie bspw. die “griechische Regierung müsste endlich mal ‘ihre Hausaufgaben machen’” (Westerwelle) oder das Bild des „faulen Griechen“ (Bild-Zeitung), stoßen in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit auf Zustimmung.

Zwar beteiligten sich hierzulande im vergangenen Jahr mehrere Tausend Menschen an antikapitalistischen Protesten wie dem europaweiten M31-Aktionstag oder auch Blockupy, doch von einem breiten Widerstand gegen das EU-Krisenregime in Deutschland kann bisher keine Rede sein. Während von der einen Seite nationalistische Stammtischparolen zu hören sind, beklagt man sich in linksliberalen Kreisen über die entfesselten Märkte und sehnt sich nach einem „gezähmten“ Kapitalismus. Mit Tobin-Steuer, Bankenverstaatlichung und einem soliden Sozialstaat soll der scheinbar vom rechten Wege abgekommene „Finanzmarktkapitalismus“ wieder in eine „produktive“, „schaffende“ soziale Marktwirtschaft überführt werden, von der angeblich alle profitieren würden.

Eine solche Kritik läuft Gefahr, letztlich mit moralischen Schuldzuweisungen Ressentiments zu bedienen. Verursacht wurde die aktuelle Krise jedoch nicht von spekulierenden Banken, Manager*innen oder den „Sozialschmarotzern“. Sie ist vielmehr ein immer wieder – mal mehr, mal weniger regelmäßig – auftretender fester Bestandteil des Kapitalismus.

Der Kapitalismus ist die einzige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in der der Überfluss an Gütern ein Problem darstellt. Unverkäufliche Güter können zum Ruin ihrer Besitzer*innen führen und schlussendlich zu einer Überproduktionskrise. Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen, denen es am Nötigsten fehlt und die nicht in der Lage sind, das einzige worüber sie verfügen – ihre Arbeitskraft – zu verkaufen.

Dies führt zu der absurden Situation, dass Lebensmittel, welche nicht verkauft werden können, auf der Müllhalde landen, während andernorts Menschen Hunger leiden. Oder dass zum Beispiel in Spanien neue Häuser gebaut wurden, die nun leer stehen, da sie sich niemand leisten kann; gleichzeitig steigt die Zahl obdachloser Menschen an.

Die Produktivkräfte (sprich, die Maschinen zur Produktion von Gütern) waren in der Menschheitsgeschichte noch nie so weit entwickelt wie heute. Es wäre durchaus möglich, in einer Welt, die weder Hunger und Krieg noch Leid oder andere existentielle Ängste kennt, zu leben. Dazu wäre es nur notwendig, die Produktion der Güter bedürfnisorientiert und vernünftig in die eigenen Hände zu nehmen. Der Kapitalismus ist aber weder das Eine noch das Andere, sondern Willkürherrschaft der Warenproduktion. Im Kapitalismus zählt nur die Verwertung des Wertes, sprich das Erwirtschaften von Profit, um diesen sogleich wieder zu reinvestieren, aber nie die Bedürfnisse aller Menschen.

Anstelle dieses kapitalistischen Überlebenskampfes und dem aus ihm erwachsenen Krisennationalismus setzen wir uns für eine antinationale Solidarität zwischen allen Menschen ein, die unter den Lasten des kapitalistischen Alltagswahnsinns leiden. Alternativlos für ein Ende des alltäglichen Elends sind für uns nicht Spardiktate oder Haushalts-konsolidierungen sondern einzig „Die Überwindung aller Verhältnisse, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx).

Wir setzen uns ein für eine Welt, in der die Menschen ihr Zusammenleben nicht mehr nach den Zwecken von Konkurrenz und Verwertung in nationalstaatlichen Grenzen ausrichten, sondern selbstbestimmt und solidarisch in freier Vereinbarung zusammenleben. Wir wollen darum keinen „besseren“, vermeintlich „sozialeren“ Kapitalismus, sondern gar keinen!

 Wir sind uns bewusst, dass ein Umsturz der Verhältnisse in Europa und erst recht in Deutschland derzeit alles andere als greifbar scheint. Trotzdem, und gerade deswegen, wollen wir unsere Kritik am Bestehenden am 22. Dezember 2012 in Mannheim auf die Straße tragen und das EU-Krisenregime sowie den kapitalistischen Alltag zumindest punktuell delegitimieren.

Denn es gibt keine Alternative: Kapitalismus überwinden!
Für eine solidarische, herrschaftsfreie Gesellschaft!

Sa, 22 Dezember, Mannheim Hauptbahnhof, 15 Uhr

Blog zur Demo: esistdassystem.blogsport.de

(Wir freuen uns, wenn ihr den Aufruf unterstützen möchtet. Schreibt uns: demo[at]a-netz.org)

Anarchistisches Netzwerk Südwest

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Das Anarchistische Netzwerk Südwest* schließt sich dem Forum deutschsprachiger Anarchist*innen an

Auf der Vollversammlung des Anarchistischen Netzwerks Südwest* haben wir beschlossen, uns als regionale Struktur dem Forum deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA-IFA) anzuschließen. Wir wollen damit der verstärkten Zusammenarbeit beider Organisationen in der letzten Zeit und der Tatsache, dass einige Gruppen und Personen in beiden Organisationen aktiv sind, Rechnung tragen. Außerdem streben wir eine Vernetzung und Aktivität an, die über den Südwesten* hinaus, im deutschsprachigen Raum, aber natürlich auch weltweit geht.

Die anarchistische Bewegung im deutschsprachigen Raum ist derzeit stark wie schon lange nicht mehr. Vor einigen Jahren ließen sich die anarchistischen Gruppen noch an einer Hand abzählen. In den letzten Monaten und Jahren haben sich viele neue Gruppen, und Netzwerke gegründet. Gründungen von weiteren Gruppen, aber auch regionalen Föderationen, wie die der Anarchistischen Föderation Rhein Ruhr laufen gerade.

Außerdem haben wir den Eindruck, dass das Bewusstsein, sich zu organisieren und zu vernetzen unter den Anarchist*innen im Allgemeinen gestiegen ist. Einen weiteren Schub gab dieser Entwicklung auch das internationale anarchistische Treffen in Saint Imier im Sommer diesen Jahres.

Wir hoffen durch diesen Schritt dazu beizutragen, die Organisation der anarchistischen Bewegung weiter voranzutreiben und durch das Arbeiten in hierarchielosen, föderalen Strukturen zu zeigen, dass eine herrschaftsfreie Organisation auch über größere Distanzen und mit vielen Menschen möglich ist.

Das Anarchistische Netzwerk Südwest* und die in ihm vernetzten Gruppen werden dabei natürlich weiterhin, wie alle anderen Gruppen und Föderationen im FdA, autonom bleiben und ihre lokale und regionale Arbeit wie gewohnt fortsetzen.

In diesem Sinne: Anarchie leben – Anarchismus organisieren!

Anarchistisches Netzwerk Südwest* im Oktober 2012

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unsere solidarität gegen euere repression

[ein aufruf zur solidarität von der antinationalen.org aus saarbrücken]

Am Mittwoch Abend, den 20. Juli 2011, zog eine unangemeldete Demonstration durch die Saarbrücker Innenstadt.
Anlass der Demonstration war der 10. Todestag des italienischen Aktivisten Carlo Giuliani. Dieser wurde während der schweren Auseinandersetzungen, rund um den G8 Gipfel 2001 in Genua von einem Carabinieri ermordet.
In zahlreichen weiteren Städten in ganz Europa trugen an diesem Tag Menschen ihre Solidarität und Wut auf die Straßen.
Kurz nach 18.00 Uhr startete die, etwa 30 Personen große, Spontandemo mit einer Runde durch das Nauwieser Viertel. Neben Parolen (Carlo Giuliani – das war Mord; Carlos Blut auf dem Asphalt – die Bullen ham’ ihn abgeknallt etc.) sorgte ein Transparent und massenhaft am Rand des Zuges verteilte Flyer für die nötige Aufmerksamkeit und Information der Passant*innen.
Als die Demo sich auf der Bleichstraße, Richtung St. Johanner Markt bewegte, fuhr ein erster Streifenwagen an den Demonstrant*innen vorbei und bremste vor diesem scharf ab, augenscheinlich um den Zug aufzuhalten. Daraufhin bog die Demo in eine Seitengasse ein und erreichte über Umwege den zentralen Marktplatz in der Innenstadt. Von dort aus ging es weiter durch die Fußgängerzone, Richtung Hauptbahnhof. Inzwischen trafen immer mehr Einsatzkräfte der Polizei ein, die zu Beginn jedoch noch umgangen werden konnten, da sie sich aufgrund ihrer anfänglichen, zahlenmäßigen Unterlegenheit zunächst zurück hielten. Auf Höhe des Karstadt löste sich die Demonstration aufgrund immer höherer Polizeipräsenz auf und die Menschen zerstreuten sich in verschiedene Richtungen. Jedoch wurden mehrere Kleingruppen vor der Europa-Galerie von, mittlerweile eingetroffenen Einheiten der Bereitschaftspolizei, gestellt und nach einer kurzen Verfolgungsjagd durch den Konsumtempel überwältigt und mit Handschellen abgeführt.
Alle Festgenommenen wurden auf die Innenstadtwache „Karcherstraße“ verbracht, wo sie abfotografiert und durchsucht wurden. Gegen alle wurden Anzeigen, u.A. wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und Widerstand gegen die Staatsgewalt erhoben. Die Anklagen gegen 12 der 13 Festgenommenen wurde fallengelassen. Ein Aktivist muss sich jedoch jetzt vor Gericht verantworten. Am ersten Verhandlungstag, an dem keine Zeugen geladen waren, stellte der Staatsanwalt die maßlos überzogene Forderung einer Geldstrafe in Höhe von 800 Euro und einem halben Jahr Bewährung.

Kommt alle am 16.10.2012 ins Amtsgericht Saarbrücken und zeigt eure Solidarität mit den Aktivist*innen. Seid kreativ und zeigt euren Protest!

Zeigen wir, dass Solidarität nicht nur ein Wort für uns ist, sondern ganz konkrete Ansatzpunkte in der Realität findet.

Kein Fußbreit der Repression!

Unterstützt die Aktivist*innen am 16.10.
Amtsgericht Saarbrücken, 9:00, Saal 2!

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solidaritätskonzert im molodoï

im herbst 2010 gab es in frankreich eine große bewegung gegen die pläne der regierung, die rente zu reformieren. die staatliche repression traf einige menschen dieser bewegung und sie geht heute weiter in form von gerichtsverfahren gegen sie.

antonin ist einer dieser menschen. antonin wurde verhaftet, nachdem er an einigen nichtangemeldeten demonstrationen teilgenommen hatte. er wurde mit einer selbstgemachten schleuder und einer kleinen menge benzin (25 cl) aufgegriffen – diese hätte für eine lampe oder feuerjonglage ausgereicht.

er wurde der versuchten herstellung eines molotov cocktails und des mitführens einer verbotenen waffe angeklagt. während des ersten verfahrens wurde er zu drei monaten haftaufschub auf drei jahre bewährung verurteilt. ebenso sollte er an einem staatsbürgerschaftskurs teilnehmen. wenn er sich in diesen drei jahren etwas zu schulden kommen ließe, müsste er für drei monate in den knast. desweiteren sollte er für die verweigerung einer dna-entnahme ein bußgeld über 400 € bezahlen.

gegen dieses urteil ging er in berufung. ein neues verfahren sollte am vierten april 2012 in reims stattfinden, wurde aber auf den zwölften september 2012 verschoben.

die prozesskosten sind sehr hoch und stellen einen anderen aspekt der staatlichen repression dar.

zur unterstützung von antonin und um das nötige geld zu beschaffen, organisieren wir ein solidaritätskonzert am sechsten september im molodoï, in der rue du ban la roche 19, in strasbourg.

lasst uns unsere widerstandsnetzwerke verstärken. solidarität ist eine waffe.

strasbourg legal team

[den kompletten text im original französisch findet ihr auf der seite von alsace libertaire. hier wird auch nicht von drei jahren knast, sondern von drei monaten geschrieben. das habe ich in meiner übersetzung übernommen.]

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chile: luciano “tortuga” verurteilt

[abc-berlin hat die englische übersetzung aus dem spanischen von waronsociety ins deutsche übersetzt.]

Heute, am 15. August um 13 Uhr verlas das Strafgericht in Santiago das Urteil gegen Luciano.

Im Raum 901 des Gerichts verurteilten die RichterInnen Mauricio Olave (Vorsitzender), Graciela Gómez (Schriftführerin) und Antonio Ulloa (Mitglied des Gericht; stimmte für die Einführung des Anti-Terror-Gestzes) Luciano Pitronello Schuffeneger aufgrund von „illegalem Transport von Sprengstoff“, „Sachbeschädigung“ (an der Bank) und „Gebrauch eines falschen Nummernschildes“.

Das verhängte Urteil im Einzelnen:
Für die Beschädigung der Santander-Bank: 41 Monate Haft, Entzug der öffentlichen Rechte oder Arbeit für die Dauer der Strafe.
Für den Besitz von Sprengvorrichtungen: 3 Jahre und ein Tag Haft, Entzug aller politischen und öffentlichen Rechte und Arbeit für die Dauer der Strafe.
Für das Fahren eines Fahrzeuges mit fremden Nummernschild: 541 Tage Haft, Entzug der öffentlichen Rechte oder Arbeit für die Dauer der Strafe und Entzug des Führerscheins für 3 Jahre.

Da jede der auferlegten Strafen unter 5 Jahren liegt und aufgrund der Tatsache dass er nicht vorbestraft ist, sprach sich das Tribunal für die Freilassung Tortugas aus, mit der Bedingung, dass er sechs Jahre unter Aufsischt stehen müsse. Deswegen muss Luciano nicht in den Knast zurück, sondern wird unter der Aufsicht eines von den Bullen Deligierten stehen (Psychologe oder Sozialarbeiter), der/die in Abständen Einschätzungen zu Lucianos Person machen wird.

Die Staatsanwaltschaft des Innenministeriums reagierte sofort nach der Urteilsverlesung frustriert und fügte hinzu, dass sie vor das Berufungsgericht ziehen werden, um das Urteil für nichtig zu erklären, für das sie insgesamt zehn Tage Zeit hätten. Die Staatsanwaltschaft ist auf die Stimme von Richter Antonio Ulloa angewiesen, der in der Abstimmung für die Anwendung des Anti-Terror-Gesetzes auf Lucianos Fall in der Minderheit war.

Das komplette Urteil in Spanisch.

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