stuttgart und gomorra – wenn sexkuschelecken die leitkultur zersetzen

am gestrigen sonntag demonstrierten zum siebten mal tausende besorgter eltern, christliche fundamentalist*innen, stramme rechte, identitäre, nazis, pfaffen, nonnen und bayern vorgeblich gegen den neuen bildungsplan, der ab 2016 an den baden-württembergischen schulen umgesetzt werden soll.
mehrere hundert gegendemonstrant*innen protestierten gegen die rechte allianz und versuchten die „demo für alle“ zu blockieren.

waren es gegen 13 uhr nur wenige hundert teilnehmer*innen auf dem schillerplatz, wuchs die zahl in den nächsten stunden auf über 4000 menschen an. es war wieder mal eine unseelige mischung, die sich versammelt hatte, um eine weltsicht zu präsentieren, die rückwärtsgewandter nicht sein könnte: menschen jeden alters, viele kinder und jugendliche, ganze familien und senior*innen zeigten gemeinsam mit evangelikalen, konservativen, afd, la manif pour tous, csu, cdu, rechten, identitären, nazis, pfaffen, nonnen, menschen aus bayern, der schweiz und österreich, was sie von einer befreiten gesellschaft halten, nämlich nicht viel. die ehe zwischen mann und frau, das heilige, von gott gesegnete, lebenslange bündnis, sei die einzige bindung, die der mensch eingehen dürfe. eine weltweite homolobby arbeite fleißig daran, der großen mehrheit der menschen, ihren willen und ihr falsche sexualität aufzuzwingen. es wurde sich vehement gegen die geplanten „sexkuschelecken in unseren kindergärten“ und „verrückte gender-experimente“ ausgesprochen. dazu wurden christliche gesänge angestimmt, mit kreuzen und fahnen gewedelt. und immer wieder beteuert, dass mensch nichts gegen homosexuelle habe, aber…
getaucht war die ganze szenerie in ein meer von blauen und rosafarbenen ballons und schildern. ein klares statement für die überholte einteilung der menschen in zwei geschlechter: blau für die jungen, rosa für die mädchen.

auf dem schlossplatz versammelten sich ab 12 uhr 30 mehrere hundert menschen, um gegen die „demo für alle“ zu protestieren und um sie im anschluss an die kundgebung zu blockieren. doch das enorme bullenaufgebot von bereitschaftspolizei, bfe-einheiten und berittener polizei machte ein effektives agieren so gut wie unmöglich. strenge vorkontrollen, mehrere platzverweise, mindestens fünf ingewahrsamnahmen, ungezählte gewalttätige übergriffe, widerliche, herablassende verbalattacken, das einsetzen der polizeipferde als barrieren, behinderung und schikanierung von pressevertreter*innen und das schleimige agitieren von passant*innen durch die antikonfliktbullen sind die repressionsbilanz dieses tages in stuttgart.

gegen 15 uhr 30 setzte sich die „demo für alle“ in bewegung: der zug schien kein ende zu nehmen. hier wurde nochmal deutlich, dass die zahl im vergleich zum 21.03.2015 sicher um das doppelte angestiegen ist. nach einer kurzen route, begleitet von kleinen gruppen von gegendemonstrant*innen, erreichte sie ungehindert den gut gesicherten platz vor dem staatstheater, wo die abschlusskundgebung stattfand und hunderte von blauen und rosafarbenen ballons in die luft zum himmlischen vater entlassen wurden.
auch hier wurde der protest sichtbar: an den absperrungen standen die gegendemonstrant*innen, viele nutzten die warmen temperaturen und wateten durch den eckensee, um auf tuchfühlung mit den fanatiker*innen der „demo für alle“ zu gehen und diese und die bullen mit parolen und einer nassen abkühlung zu beglücken.

die „demo für alle“ wächst stetig und zeigt von mal zu mal deutlicher ihr wahres gesicht: es geht ihr nicht nur darum, um „für die Wahrung der Elternrechte, Ehe und Familie und gegen Gender-Ideologie und Sexualisierung der Kinder zu demonstrieren“ – was ja schon genügend gründe wären, um proteste gegen sie zu organisieren – sondern darum eine rechte allianz zu schmieden, die emanzipatorische bewegungen verleumdet, die das selbstbestimmungsrecht von menschen beschneiden will und die den konservativen rollback der gesellschaft beschleunigt. sie arbeitet dabei mit angst, religiösem eifer und rechtskonservativer ideologie. nazis sind mit an bord, werden toleriert und als teil der familie mit offenen armen aufgenommen.

wenn die nächste „demo für alle“, die in wahrheit eine „demo gegen fast alle“ ist, stattfindet, müssen wir unseren protest um einiges deutlicher machen und das nicht nur zahlenmäßig.

die „demo für alle“ stoppen.
homophobie raus aus den köpfen.
für eine befreite gesellschaft.

amen.

[bericht vom aabs]

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Das Linke Zentrum R12 in Offenburg ist eröffnet!

Über 70 Menschen feierten am Samstag die Eröffnung des Linken Zentrums R12 in Offenburg.

Nachdem die Initiator*innen des Linken Zentrums im April 2015 endlich ein Ladengeschäft und  Vermieter*innen fanden, die sich auf sie einlassen wollten, folgten sechs intensive Wochen mit unzähligen langen Plena, Arbeitseinsätzen, Einkaufs- und Ogranisierungstouren. In dieser Zeit kamen viele Menschen und Gruppen aus unterschiedlichen politischen Strömungen und Kulturen zusammen, diskutierten über den Namen des Ortes, das Selbstverständnis, das Wie der Entscheidungsfindung, der Organisierung und der Selbstverwaltung.

 Dann war es am gestrigen Samstag endlich soweit: Nachdem schon einige öffentliche Veranstaltungen in den Räumlichkeiten stattgefunden hatten, wurde nun die offizielle Eröffnung gefeiert. Über 70 Menschen kamen im Laufe des Tages ins R12, ließen sich den großen, hellen Veranstaltungsraum, das Büro/den Infoladen und die Küche zeigen, unterhielten sich mit den im R12 organisierten Leuten, aßen vom leckeren Buffet und schlürften den einen oder anderen Cocktail.

 Ab 18 Uhr stellten zwei Vertreter*innen des R12-Plenums das Projekt vor. Im Anschluss hatten die im Zentrum aktiven Gruppen die Gelegenheit, sich darzustellen, was sowohl mit kurzen Redebeiträgen getan wurde, wie auch durch aussagekräftige Collagen an den Wänden der Räume. Zur Zeit sind das die VVN/BdA Ortenau, die neu gegründete Rote Aktion Ortenau, Alarm e.V., die Anarchistische Initiative Ortenau und die Bildungsinitiative für Roma und Sinti Offenburg, die im R12-Büro jeden zweiten Donnerstag ein Beratungs- und Bildungsangebot für Roma und Sinti macht. Neben den genannten Gruppen sind auch viele Einzelpersonen aktiv im R12.

Das R12 steht noch ganz am Anfang und es gibt noch viel zu tun. Wer sich aktiv einbringen oder das R12 finanziell oder materiell unterstützen will, schreibt am Besten an die unten genannte Emailadresse (eine Website kommt noch).

Adresse:
Linkes Zentrum R12
Rammersweierstraße 12
77654 Offenburg

(Vorläufige) Emailadresse:
r12-offenburg@riseup.net

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das r12: ein linkes zentrum für offenburg!

[der alarmraum ist geschichte, es lebe das r12. fühlt euch alle eingeladen zur eröffnungsfeier des neuen linken zentrums r12 in offenburg!]

Eröffnungsfeier des Linken Zentrums R12 in Offenburg am 13.Juni

Liebe Freundinnen und Freunde, Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
Liebe Interessierte

karte liz-Seite001Nach 3 Monaten renovieren, bauen, werkeln, streichen, diskutieren, planen … ist es nun endlich fertig, das Linke Zentrum R12 in Offenburg.

Das ist natürlich ein Grund zum Feiern, deshalb möchten wir euch alle herzlich einladen zum Austauschen, Diskutieren, Kennenlernen bei lockeren Beisammensein in netter und solidarischer Atmosphäre.

Stattfinden soll das ganze am 13. JUNI 2015

Wir starten um 16:00 und ab 18:00 ist ein kleines Programm angedacht, bei dem sich die verschiedenen Gruppen, die das Linke Zentrum R12 mit Leben füllen, sich vorstellen. Auch die Ideen, Ziele, und Grundsätze des Zentrums selbst, werden vorgestellt.

Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt, es gibt leckere Vegane Vokü, Waffeln, Salate, Snacks, Cocktails, Longdrinks…

Auch für unsere kleinen Mitstreiterinnen und Mitstreiter ist mit einer Kinder-Schminkecke gesorgt.

Wir freuen uns darauf, alte und neue Gesichter zu sehen!

Mit solidarischen Grüßen,

Euer Linkes Zentrum R12 in Offenburg

ANFAHRT: Rammersweierstr 12, 77654 Offenburg / 2 Minuten zu Fuss vom
Hauptbahnhof (Ostausgang)

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Die Politik und der Erste Mai

[hier könnt ihr einen kurzen bericht der anarchistischen initiative ortenau zum diesjährigen ersten mai in offenburg lesen – und bitte: lasst die politik zu hause…]

fists_starAn der diesjährigen Ersten Mai Demonstration in Offenburg beteiligten sich an die 200 Menschen. Über 50 Leute reihten sich in den antikapitalistischen Block ein.

Vorspiel: Eher unschön begann für uns der internationale Kampftag der Arbeiter*innen in Offenburg. Wie schon letztes Jahr bauten wir vor der Demo unseren Infotisch in der Reithalle auf. Dort sollte das DGB-Fest stattfinden. Und auch wie letztes Jahr wollten wir unser Gruppen-Transparent über den Tisch hängen, als plötzlich der Vorsitzende des DGB-Kreisverbands Ortenau, Klaus Melder, angestürmt kam und darauf bestand, dass wir das Transpi nicht aufhängen dürften – er wolle keine Politik hier bei der 1. Mai-Veranstaltung.

Nachdem wir über dieses seltsame Geschichts- und Eigenverständnis zwischen Belustigung und Ärger schwankend mit dem Aufhängen fortfuhren, drohte er uns, von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen und uns notfalls rauszuwerfen. Irgendwann kam dann heraus, dass er genau diesen Platz an der Wand der Verdi-Krankenhauskampagne “Der Druck muss raus” versprochen hatte. Wir hatten eine andere Vermutung, beschlossen aber, den Platz frei zu lassen bis nach der Demo und dann das Transpi anzubringen. Die Verdi-Leute schienen kooperativer zu sein und hatten sich einfach einen anderen Platz gesucht.

Wieder mal bei stetigem Regen trafen sich 200 Menschen auf dem Fischmarkt und zogen zur Reithalle. Der antikapitalistische Block machte sich lautstark bemerkbar und rief beständig Parolen und verteilte Flyer und Zeitungen. Angekommen an der Reithalle formierten wir uns gleich zu einer Spontandemonstration, die dann nach 300 Metern von einem einsamen Polizisten gestoppt wurde: Er bestand auf einer Anmeldung. Diese führten wir dann auch artig durch und konnten, begleitet von zwei Polizeifahrzeugen, eine große Runde durch die Innenstadt ziehen.

Zurück in der Reithalle, betreuten wir unseren Infotisch, führten Gespräche mit Interessierten, aßen leckeres (veganes) Essen der alevitischen Gemeinde Offenburg und lachten noch viel über das merkwürdige Geschichts- und Politikverständnis eines DGB-Kreisverbands-Vorsitzenden.

Den Abend ließen wir im neu entstehenden Zentrum in der Rammersweierstraße in gemütlicher Runde mit den Genoss*innen des antikapitalistischen Blocks ausklingen.

Wir kommen auch nächstes Jahr wieder. Mit Infotisch. Mit Transpi. Mit Politik.

Für die Anarchie!

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1. Mai 2015 in Offenburg – Heraus auf die Straße – Rein in den antikapitalistischen Block!

[Auch dieses Jahr beteiligt sich die Anarchistische Initiative (und somit auch ich) am ersten Mai in Offenburg. Gemeinsam mit anderen Gruppen ruft sie zu einem antikapitalistischen Block innerhalb der DGB-Demo auf. Im Anschluss bauen wir unseren Infostand beim DGB-Fest auf.]

chaplin_cogDer 1. Mai gilt international als Kampftag der Ausgebeuteten und Unterdrückten. Auch hier in der Ortenau gehen jedes Jahr Menschen auf die Straße und beteiligen sich an verschiedenen Aktionen rund um diesen geschichtlich und inhaltlich so wichtigen Tag. Leider sind die eigentlichen Themen und Positionen der Lohnabhängigen in der Öffentlichkeit, in den meisten Medien und im Bewusstsein vieler Menschen inzwischen fast vergessen. Während es früher ganz konkret z.B. um den 8-Stunden Tag, mehr Lohn und allgemein um die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse bis hin zur Überwindung des Kapitalismus ging, sind heute die Themen Arbeitszeitverkürzung, mehr Rechte für Arbeiter*innen und der Kampf für eine solidarische Gesellschaft in weite Ferne gerückt. Dabei ist die Aktualität dieser Themen größer und der Widerstand gegen rückwärtsgewandte Bestrebungen notwendiger denn je.

Schlimmer geht’s immer …

Überall auf der Welt verschärfen sich die Bedingungen für die meisten Menschen und die Lebensumstände werden roher: Sei es durch Kriege, wie gerade besonders im Nahen und Mittleren Osten und in der Ukraine. Oder sei es durch die Abwälzung der Krisenkosten des kapitalistischen Systems auf die breite Masse der Bevölkerung, was sehr deutlich in südeuropäischen Staaten zu beobachten ist. Oder seien es die Millionen von billigsten – weil profitabelsten – Lohnarbeiter*innen auf dem asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Kontinent. Diese müssen unter absolut unmenschlichen, sklavenartigen Bedingungen oft für weniger als einen Hungerlohn schuften, um den „Wohlstand“ der reichen Industriestaaten zu erhalten. Aber nicht nur die wirtschaftlichen Missstände nehmen zu, auch die gesellschaftliche und politische Situation wird weltweit – und auch hier in Deutschland – immer unsolidarischer und aggressiver. Rassistische und reaktionäre Bewegungen rund um „Pegida“, „Hogesa“, Sarrazin und die „Alternative für Deutschland“ (AfD) finden vielerorts Zustimmung. Der sogenannte „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) konnte unter staatlicher Aufsicht mordend durchs Land ziehen. Einige Medien und Politiker*innen forcieren einen Rechtsruck in der Bevölkerung mit der Botschaft, dass es eine sinnvolle Krisenlösung von Rechts geben würde und es wird ständig versucht, uns rassistisch aufgrund von Nationalitäten zu spalten. Das macht jeden Tag deutlicher, wie wichtig es ist, dass wir uns organisieren und mit möglichst vielen anderen bald selbst das Heft in die Hand nehmen!

… außer …

Denn neben den politischen und sozialen Negativentwicklungen gibt es auch fortschrittliche Projekte und Strategien gegen die kapitalistische Produktionsweise, Rassismus und gegen das Patriarchat – also die grundsätzlich privilegierte Stellung des Mannes gegenüber der Frau in der Gesellschaft. In Rojava, den kurdischen selbstverwalteten Gebieten im Norden Syriens, passiert genau das. Ursprünglich als Verteidigung gegen die syrische Armee und dschihadistische Kampfverbände wurden befreite Gebiete errichtet und unter demokratische Kontrolle gestellt. Es wurden Gesellschafts-, Wirtschafts- und Verteidigungsstrukturen von unten nach oben gebildet, ohne dabei Ausgrenzungen wegen dem Geschlecht, der Herkunft oder der Religion vorzunehmen. Schrittweise werden dort Strukturen geschaffen, die die Unterdrückung der Frau nachhaltig bekämpfen. Stück für Stück wird die Wirtschaft in den Dienst der dort lebenden Menschen gestellt – und das in einer permanenten Kriegssituation gegen die dschihadistische Miliz des „Islamischen Staates“. Wir halten es für sehr wichtig, sich mit den Menschen in Rojava zu solidarisieren und auf diesen Kampf aufmerksam zu machen.

… wir fangen an, uns zu organisieren!

Es gibt neben Rojava noch einige andere Beispiele, in denen Menschen sich zusammenschließen und anfangen, ihre Geschichte selbst in die Hand zu nehmen. Das ist der einzige Ausweg aus dem globalen, systematisch organisierten Elend.

Denn: Zu erwarten haben wir vom Kapitalismus und seinen Vertreter*innen nichts! Außer den nächsten Überwachungs- und Polizeistaatsmaßnahmen, weiterer Verarmung und noch weniger verfügbare gesellschaftliche Zeit hat der bürgerliche Staat nichts für uns.

In Deutschland befinden wir uns in einem der Zentren dieser weltweiten Entwicklung. Von hier aus werden Kriege geplant und geführt (Bundeswehr, AFRICOM, US-Basen in Ramstein usw.) und von hier aus wird das Menschenrecht auf Asyl täglich staatlich organisiert gebrochen (z.B. durch das Abkommen Dublin II, Abschiebungen und Frontex). Die deutsche Regierung baut an der militärisch abgesicherten Festung Europa mit, die tagtäglich für mehrere Zehntausende Menschen den Zugang zu Sicherheit und Hilfe versperrt. Für „unseren“ Anteil an den Fluchtgründen in den Herkunftsländern übernimmt die deutsche Regierungen keine Verantwortung. Das Projekt „Europäische Union“ ist längst ein Wirtschafts- und Militärprojekt in Konkurrenz zur USA, Asien und Russland, das zunehmend für den Abbau mühsam erkämpfter demokratischer und sozialer Rechte steht. Das sogenannte „Freihandelsabkommen“ (TTIP), das gerade verhandelt wird, ist nur ein weiterer Schritt in diese Richtung. Profitieren werden davon nur die großen Konzerne auf beiden Seiten des Atlantiks. Nur eine große Bewegung von unten gegen die bürgerlichen Regierungen und die aktuellen Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse in den einzelnen Ländern kann weiteren Schaden an anderen Menschen, an der Umwelt und an uns verhindern! Ansatzpunkte für unseren Widerstand gibt es genügend, auch in der Ortenau.

Wir haben nichts zu verlieren, packen wir’s an!

Deshalb müssen wir uns lieber heute statt morgen zusammensetzen, vernetzen und organisieren, denn von alleine wird nichts besser. Lasst uns zum Beispiel darüber nachdenken, wie wir dem Rassismus und Faschismus auf unseren Straßen etwas entgegensetzen können. Lasst uns überlegen, was wir gegen die Krise, die seit über 150 Jahren Kapitalismus heißt, unternehmen können und was wir effektiv gegen Militarismus und Waffenhandel vor unserer Haustüre tun können! Die Zeit ist mehr als reif dafür. Dabei kommen wir aber mit dem Konzept der Sozialpartnerschaft, was vor allem von der SPD und dem DGB vertreten wird, nicht weit.

In unseren Augen sind die Blockupy-Proteste Mitte März in Frankfurt am Main nur ein Blitzlicht und Ausschnitt eines aktuellen praktischen Widerstandpotentials gegen Krise und Kapital. Im Juni gilt es für uns deshalb auch, den G7-Gipfel in Bayern zu thematisieren und über die verbrecherische Rolle der G7-Staaten aufzuklären. Wir wollen zwar am 1. Mai klarmachen, wie wichtig und richtig es ist, auf die Straße zu gehen, aber nur auf diesen Tag beschränken wollen wir das sicher nicht. An jedem anderen Tag im Jahr ist es genauso notwendig.

Schließlich müssen wir uns immer wieder vor Augen führen, welche Gestaltungsmöglichkeiten der Gesellschaft es geben würde, wenn nicht Profitmaximierung bei Wenigen und Verarmung und Entrechtung bei Vielen diese Gesellschaft bestimmen würden, sondern Solidarität, Frieden und die Abschaffung der Ausbeutung von Menschen tatsächlich umgesetzt werden würde. Denn die herrschenden Verhältnisse sind nicht in Stein gemeißelt. Für uns waren, sind und bleiben das erstrebenswerte Ziele.

Gegen Kapitalismus und Krieg! Für eine solidarische Gesellschaft!

Kommt am 1. Mai in den antikapitalistischen Block um 10 Uhr auf den Fischmarkt in Offenburg!

Ab 17 Uhr können wir gemeinsam im Linken Zentrum Offenburg in der Rammersweierstr. 12 beim Hauptbahnhof den Tag ausklingen lassen.

Unterstützer*innen: Anarchistische Initiative Offenburg, Linksjugend [‘solid] Offenburg, Soziales Zentrum Caracol Bühl, Antifa Ortenau, Alarm Offenburg

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die demo für alle in stuttgart

wenn christlicher fundamentalismus, nazismus, paranoia und die angst vor veränderung eine irre melange bilden

am gestrigen samstag fand zum ersten mal seit fast einem halben jahr wieder eine „demo für alle“ der „besorgten eltern“ in stuttgart statt. über 1000 christliche fundamentalist*innen, rechte und nazis demonstrierten vorgeblich gegen den neuen bildungsplan der grün-roten landesregierung in baden-württemberg. 500 menschen fanden sich zu gegenprotesten auf dem schlossplatz ein.

das bündnis stuttgart ist und bleibt bunt hatte auf dem schlossplatz ab 14 uhr eine kundgebung angemeldet zu der sich im laufe der zeit über 500 menschen einfanden. es war ein breites spektrum, das seine ablehnung gegenüber den „besorgten eltern“ und deren forderungen und weltsicht ausdrückte.
neben einem hiphop-act traten mehrer redner*innen auf, die immer wieder betonten, dass stuttgart eine bunte und tolerante stadt sei mit einer offenen gesellschaft. das alles wirkte im angesicht der tausenden von vorbeieilenden, shoppenden, nichts-von-alledem-wissen-wollenden passant*innen bisweilen surreal und aufgesetzt.

als sich dann ab ca. 15 uhr die fundis und ihre freund*innen um das schillerdenkmal sammelten, begaben sich immer mehr menschen an den nordzugang zum benachbarten schillerplatz, um diesen zu blockieren. das mehrere hundertschaften umfassende bullenaufgebot inklusive reiter*innenstaffel riegelte die fünf zugänge mit gittern ab und ließ nur menschen durch die schleußen, die nicht in ihr oberflächliches raster passten. so gelang es immer wieder aktivist*innen auf den schillerplatz zu kommen und akzente gegen die hetzreden der rechten gläubischen zu setzen: von parolen rufen über stinkbomben bis hin zu fahnen schwenken.
gegen 16 uhr 30 stellte sich die „demo für alle“ am nordausgang auf, um in richtung opernhaus zu marschieren. doch der ausgang wurde von mehr und mehr menschen blockiert, die mit ironischen parolen, das weltbild der fundis verarschten, konfetti regnen ließen, straßentheater veranstalteten, transparente und schilder hochhielten und gut gelaunt waren. auch durch mehrere aufforderungen durch die bullen, ließen sie sich nicht vom blockieren abhalten.
die „demo für alle“ wurde schließlich durch einen anderen ausgang eskortiert. begleitet von protesten und hunderten von bullen kam sie schließlich am alten opernhaus an.

(da ich nicht bis zum ende anwesend war, solltet ihr den ausführlichen bericht des antifaschistischen aktionsbündnisses stuttgart & region (aabs) lesen.)

für mich war es erschreckend zu sehen, was für eine gefährliche mischung an ideologien und wahnvorstellungen sich auf dem schillerplatz versammelt hatte. es mag sein, dass dort wirklich eltern am start waren, die um das wohl ihrer kinder besorgt sind. hörte mensch sich aber die reden dort an, schaute sich die transparente, fahnen und gesichter an, liest sich die texte auf den entsprechenden websites durch, wird schnell klar, dass wir es hier hauptsächlich mit menschen und gruppen zu tun haben, die eine extrem ausgrenzende, nationalistische und von religiösem fanatismus geprägte weltanschauung vetreten. so spricht eine deutschlandfahne auf der in weißer schrift zu lesen ist „jesus ist herr“ bände.
ich war an diesem tag nicht vor ort, um den bildungsplan der grün-roten regierung zu verteidigen, sondern um genau gegen diesen jesus-ist-herr-schwachsinn zu protestieren. ich will keinen anderen bildunsgplan. ich will gar keinen bildungsplan, da ich das schulsystem mit seinem leistungsdruck, seiner notengebung, seiner hierarchie, seiner zurichtungsdynamik ablehne.

homophobie ist doof.
religion ist noch doofer.
die demo für alle ist am allerdoofsten.

anarchie ist cool.

[wenn ihr die fotos anklickt, werden sie größer.]

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rauchzeichen aus frankfurt am main

viele tausend menschen nahmen am 18.03.2015, dem tag der eröffnung des neuen ezb-gebäudes in frankfurt am main, an unterschiedlichsten aktionen teil und drückten damit vieles aus.

als wir um 6 h 45 morgens völlig ohne vorkontrollen in frankfurt ankamen, erkannten wir gleich, dass einige auf krawall gebürstet waren: neben dem verglasten, neuen  tower der ezb stieg eine große, dunkle rauchwolke auf.
angekommen am blockadepunkt flösserbrücke/schöne aussicht waren schon einige hundert menschen da und blockierten die kreuzung. es war ein bunter haufen: von parteimenschen über gewerkschaftler*innen bis hin zu gut ausgerüsteten aktivist*innen war so ziemlich das gesamte linke spektrum vertreten. die straßen rund um den blockadepunkt waren verstopft. da ging nichts mehr für menschen, die zur lohnarbeit mussten.

die sonnemannstraße in richtung ezb war von bullen abgesperrt, als um 7 uhr 05 die blockade darauf losstürmte, um die party von draghi und co zu stören. die bullen reagierten, wie wir es in deutschland nicht gewöhnt sind: sie schossen mit tränengaskartuschen in die menge. auf so etwas nicht vorbereitet zogen sich die menschen nach einem kurzen scharmützel schnell zurück. viele waren desorientiert, bekamen keine luft, konnten kaum etwas sehen. ein trost war, dass viele bullen ihr eigenes gas in die fressen bekommen haben…
der orga sei dank, waren viele demosanitäter*innen vor ort und konnten verletzte und tränengasgeschädigte versorgen.

nun begann ein mehrstündiges katz-und-maus-spiel: nachdem einige leute mülltonnen, chemietoiletten, baustellenmaterial und vieles andere auf die straße gezerrt und den ganzen haufen angezündet hatten, wollten die bullen die kreuzung unbedingt räumen, was ihnen immer wieder gelang. im gegenzug konnte der blockadepunkt aber auch immer wieder besetzt werden, trotz völlig aufgedrehter cops, wasserwerfern, tränengas, pfefferspray und knüppeln.
zuletzt wurde die kreuzung den bullen überlassen und versucht auf anderen brücken über den main zu kommen, doch diese wurden schnell von den bullen dicht gemacht.

nach und nach begaben sich die menschen in kleingruppen über umwege auf die nordseite des flusses und viele suchten den weg zum no-troika-center naxos, um dort etwas zu essen und die eindrücke und blessuren des langen und intensiven vormittags zu verarbeiten. auf dem weg dorthin kam mensch an unzähligen überresten von riots vorbei: überall waren schaufenster zersört, lagen steine und andere gegenstände auf der straße. die polizeiwache auf der zeil war (wieder mal…) gesmasht und auf dem bullenparkplatz direkt davor waren vier schwarze, klumpige rechtecke zu erkennen, die kläglichen überreste von einsatzfahrzeugen (hier könnt ihr ein polizeivideo anschauen, das währenddessen aus dem inneren der wache aufgenommen wurde. achtung! bullentwitter: twitter.com/Polizei_Ffm/status/578160253193363456). in den parkanlagen lümmelten unzählige aktivist*innen herum und erholten sich.

das naxos war völlig überlaufen, die schlange an der vokü länger als lang. aber das tat der stimmung keinen abbruch: die leute waren zwar erschöpft, viele waren schon seit den frühen morgenstunden auf den beinen, aber gut gelaunt. mit spannung wurde der verlauf des restlichen tages erwartet. gerüchte, dass die bullen die abschlussdemo nicht laufen lassen würden, machten die runde. überall wurden die erlebnisse des vormittags diskutiert: viele waren darüber überrascht, dass die bullen (auch entgegen vorheriger aussagen) tränengas eingesetzt hatten und das auch noch in solchen mengen.
immer mehr menschen, aus gesas, den kesseln und von anderen blockadepunkten, strömten zum naxos, so dass eine art schichtwechsel erbeten wurde: wer gegessen und getrunken hatte, solle bitte platz für die neu ankommenden machen.

so begaben sich viele in einer art demo in richtung römer/paulskirche, wo gerade die kundgebung zwischen der dgb- und der abschlussdemo stattfand. der platz war schon gut gefüllt und es kamen immer mehr menschen: das mussten weit über die anvisierten 10 000 sein. unzählige redner*innen, hauptsächlich irgendwelche polit-prominenz, aber auch aktivist*innen aus anderen eu-ländern hielten ihre reden, während die mehrheit der leute in der sonne ausspannte und sich für die demo aussruhte.

kurz nach 17 uhr gings dann los: die blöcke stellten sich auf. in den ersten reihen, das fronttransparent in den händen, ging der frauen-und-lesben-block. ganz vorne wurde die demo von einem massiven bullenaufgebot begleitet. jede seitenstraße war von starken bulleneinheiten blockiert, um zu verhindern, dass leute aus der demo ausscherten. der demozug nahm kein ende. das waren auf jeden fall weitaus mehr als 10 000 menschen und die stimmung war trotz oder wegen (wer weiß das schon?) der morgendlichen action gut und ausgelassen. gegen 18 uhr erreichte die demospitze die alte oper, wo die abschlusskundgebung stattfinden sollte. der platz füllte sich rasch. eng gedrängt standen die vielen tausend menschen und waren wohl auch froh, dass der anstrengende tag zu ende ging.

rückblickend empfand ich den tag als ein wechselbad der gefühle: wir waren mit wut im bauch gekommen, um gegen ein symbol der unmenschlichen eu-politik zu protestieren. manche wollen diese politik reformieren, manche wollen etwas ganz anderes. der spagat an diesem tag in den straßen (und wohl auch im blockupy-bündnis) war ein sehr breiter und viele transparente, schilder und parolen lösten bei mir entweder ein lachen oder einen brechreiz aus: mit was für leuten bin ich hier unterwegs? dennoch machten die aktionen, seien es die blockaden, die riots, die demos oder die reden, klar, dass immer mehr leute keinen bock mehr auf was auch immer (hier bitte entsprechendes einfügen…) haben. wie immer finde ich es an solchen tagen schön zu sehen, wie viele menschen sich dann trauen, sich selbst zu ermächtigen. und das gegenüber einer militärisch hochgerüsteten bullenarmee, die vor fast nichts mehr zurückschreckt (warum tragen bullen bei demoeinsätzen eigentlich schusswaffen?). einfach mal den bullen rechts liegen lassen und trotzdem weiter blockieren. gemeinsam mit anderen dem räumungsversuch durch robocops widerstehen. hindernisse auf straßen bauen, obwohl das ja eigentlich ein gefährlicher eingriff in den straßenverkehr sein könnte. eine markierte kreidelinie überschreiten. einen brutalen bullen angehen.

das bullenaufgebot war erschreckend groß und die materialschlacht völlig irre. mindestens vier helikopter, ein flugzeug, angeblich 28 wasserwerfer, panzerfahrzeuge, schiffe der wasserpolizei, unzählige wannen, kamerawagen. 8000 bullen in immer perfekteren rüstungen bis an die zähne bewaffnet zeigten in kombination mit einem enormen gewaltpotenzial, dass wir, wenn es hart auf hart kommt zur zeit auf den straßen keine chance haben: wenn sie uns weg haben wollen, schaffen sie das auch. jede*r, der*die gestern tränengas abbekommen hat, weiß, was ich meine. der nächste schritt bei solchen großveranstaltungen werden weitere non-lethal-weapons sein: flashballs, lärmgranaten, blendgranaten, etc. es gibt viele weitere spielzeuge, die sie in petto haben. der g7-gipfel steht vor der tür…

auf unserer seite wurde enormes geleistet: eine bundesweite mobilisierung, begleitet von vielen kreativen und militanten aktionen im vorfeld, pressearbeit, die verpflegung durch die genialen veganen voküs, die schlafplatzbörse, die infopunkte, mahnwachen, der ermittlungsausschuss, die demo-sanitäter*innen, die out of action, das info-telefon und vieles andere. weit mehr als 10 000 menschen, die dann an diesem tag unter der woche teilweise von sehr weit her anreisten, um einen ganzen tag bei aktionen am start zu sein und ihr bestes zu geben. das ist cool.

smash capitalism. start everywhere.

[fotos zum vergrößern anklicken.]
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some people still love feminism!

ungefähr 200 menschen demonstrierten am heutigen samstag, ein tag vor dem eigentlichen internationalen frauenkampftag in freiburg für feminismus, gegen das patriarchat, gegen heteronormativität und gegen die ganze sexistische kackscheiße.

aufgerufen hatte das bündnis 8. märz, das sich aus vielen gruppen und einzelpersonen, von anarchist*innen über antifas, parteien, projekte, den kurdischen demokratischen gesellschaftszentrum bis hin zu antimilitarist*innen und feministischen gruppen, zusammensetzte.

startpunkt war am platz der alten synagoge, wo mensch sich u.a. für eine onlineaktion gegen germany’s next top model und das dadurch transportierte menschenverachtende schönheitsideal fotografieren lassen konnte (irgendwo auf twitter und auf irgendeiner facebookseite könnt ihr dann die fotos anschauen: keine ahnung wie das funzt, vielleicht kann das jemensch in den kommentaren ergänzen.).

nach einer auftaktkundgebung gings auf der üblichen route durch freiburg. hier nahm ein*e redner*in der feministischen geschichtswerkstatt freiburg die zuhörer*innen mit auf eine reise in die geschichte und erzählte vom neben dem colombihotel ansässigen ersten frauenklub freiburgs, der anfang des 20 Jahrhunderts aktiv war. vor dem basler hof, der heute der sitz des regierungsbezirks freiburg ist und während des dritten reichs die zentrale der gestapo war, erzählte sie die geschichten von margarete seitz und käthe vordtriede: beide wurden wegen ihrer antifaschistischen haltung von den nazis verfolgt und inhaftiert. käthe konnte 1939 in die usa flüchten, margarete wurde 1943 im gefängnis berlin-plötzensee ermordet. heute erinnern links neben dem haupteingang zwei stolpersteine u.a. an sie.
nach der zwischenkundgebung mit verschiedenen reden ging es wieder zurück zum platz der alten synagoge, wo die demo, mal was anderes, mit einem kurdischen kreistanz ausklang (muss ja nicht immer punkgerumpel sein…).

der internationale frauenkampftag ist eine gute und wichtige gelegenheit, zu zeigen, dass sexistische anfeindungen für viele menschen immer noch alltäglich sind, dass das patriarchat nicht durch quoten verschwindet und dass eine freie gesellschaft nur eine feministische sein kann.
aber wie hat es ein*e redner*in heute ausgedrückt? jeder tag ist internationaler frauenkampftag!

smash patriarchy!
still lovin‘ feminism!

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„…denk doch mal jemand an die kinder!“

Coppers-Kissing-Banksy-Wallpaperbesorgte eltern, fundamentalistische christenmenschen und andere merkwürdige leute haben letztes jahr in stuttgart gegen den neuen bildungsplan, der die „akzeptanz sexueller vielfalt“ zum inhalt hatte, der grün-roten landesregierung demonstriert und ein erschreckendes menschen- und gesellschaftsbild propagiert. unter dem motto „demo für alle“ ließen sie das ideal der patriarchalen familie und die christliche religion hochleben. war es in den letzten monaten eher ruhig um die truppe, haben sie für den 21.3.2015 die nächste demo angekündigt.

passend dazu (war zwar zufall, aber was soll’s) veranstalten wir (die anarchistische initiative ortenau) mit lucius teidelbaum einen  vortrag. sehr lesbar dazu ist auch der grundsatztext zu diskriminierung und heterosexismus des libertären bündnisses ludwigsburg.

Homophobe Bewegungen in Baden-Württemberg

Vortrag und Diskussion von und mit Lucius Teidelbaum

Seit Anfang des Jahres 2014 finden in Stuttgart Demonstrationen statt, die sich u.a. gegen eine geplante Verankerung der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ im neuen Bildungsplan für Baden-Württemberg richten. Die rechten Demonstrant/innen sind mehrheitlich nicht Neonazis, sondern kommen aus christlich-fundamentalistischen Kreisen. Diese rechts-klerikalen Milieus erfahren in Deutschland kaum kritische Aufmerksamkeit, solange sie nicht auf der Straße sichtbar werden.

Einen Überblick über die homo- und transphoben Proteste on- und offline, die daran beteiligten Gruppen und ihre Motive gibt Lucius Teidelbaum, der sich mit dieser Szene seit Jahren beschäftigt.

Donnerstag, 19.02.2015, 19 Uhr 30 im Brandeck, Zeller Str. 46, Offenburg

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ein rückblick auf einen anstrengenden aber spannenden monat

da ich ja auch in der anarchistischen initiative ortenau organisiert bin, will ich euch unsere auswertung der marathonveranstaltungsreihe vom november 2014 nicht vorenthalten:

Fragend schreiten wir voran…

Ein Rückblick auf unsere Veranstaltungsreihe “Gegen den Strom – selbstbestimmtes Leben jenseits von Profit und Ausbeutung” im November 2014

a-ini-logo quadratischIm Frühjahr 2014 hatten wir die Idee, den Film “Cecosesola – Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela” zu zeigen. In der Diskussion über den Film kam in der Gruppe ziemlich bald der Gedanke auf, dass diese Kooperative ja schön und gut, aber reichlich weit weg ist. Mit uns vor Ort ließ sich das Ganze nicht so richtig vergleichen: zu unterschiedlich sind die Bedingungen und die Geschichte. Um dies aufzufangen, wollten wir im Anschluss regionale Projekte vorstellen. Es wurde uns schnell klar, dass es in diesem Rahmen nicht zu mehr reichen würde, als die einzelnen Projekte kurz namentlich zu nennen, dabei aber die Inhalte verloren gehen würden. So überlegten wir, eine ganze Reihe zum Thema Selbstverwaltung zu organisieren, bei der die beteiligten Gruppen die Möglichkeit haben sollten, sich und ihre Idee vorzustellen.

Wir machten uns daran, Projekte überwiegend aus der Ortenau zu finden, die sich grob unter dem Thema “Selber machen” sammeln ließen. Wir waren dann doch überrascht, wie viele es da gibt. Die allermeisten Projekte sagten ohne große Umstände zu und zeigten keinerlei Scheu, mit den Anarchist*innen zusammenzuarbeiten.

So hatten wir am Ende des Sommers nach einigem Hin und Her acht interessante Veranstaltungen stehen:

1. Cecosesola – Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela (Filmvorführung)
2. Gemeinwohlökonomie (Vortrag und Diskussion)
3. Solidarische Landwirtschaft Ortenau (Vortrag und Diskussion)
4. Repaircafé Offenburg (Vortrag und Diskussion)
5. Kommune und Druckereiwerkstatt Mühle Renchen (Vortrag und Diskussion)
6. Steffi Bleibt! (Filmvorführung)
7. Freie Software (Vortrag und Diskussion)
8. In Transition 2.0 (Filmvorführung)

Wir wollten mit unseren Veranstaltungen nicht nur uns selbst erreichen und bilden (was aber auch immer ein Beweggrund ist), sondern auch Menschen, die zwar keine Anarchist*innen sind, sich aber für die Thematik der Selbstverwaltung interessieren oder uns kennenlernen wollten.

Wir gestalteten Flyer und Plakate, legten sie großflächig in der Ortenau aus, verschickten sie und betrieben eine aufwändige Öffentlichkeitsarbeit: wir schrieben Pressemitteilungen zur gesamten Veranstaltungsreihe und zusätzlich zu den einzelnen Terminen an die lokalen Redaktionen und fütterten sämtliche örtlichen, uns bekannten Veranstaltungsforen. Natürlich bewarben wir die Reihe auch auf den üblichen Wegen: Indymedia linksunten, auf unserem Blog, über unseren E-Mail-Newsletter und auf diversen Websites.

Überrascht waren wir davon, dass wirklich jede einzelne Veranstaltung im Offenburger Tageblatt abgedruckt wurde. Teilweise wurden unsere Pressemitteilungen wörtlich übernommen. Die Veranstaltung zu Freier Software schaffte es sogar in die linksliberale “die tageszeitung”.

Die Veranstaltungen waren für Offenburger Verhältnisse durchweg gut besucht. Es waren immer Leute von außerhalb der Anarchistischen Initiative dabei, teilweise auch gänzlich neue und szenefremde Gesichter. Durchschnittlich fanden 14,5 Menschen den Weg zu uns, davon 6,5 externe Besucher*innen. Bei der guten Berichterstattung in den Printmedien hätten wir zwar noch einige Menschen mehr erwartet, freuten uns aber dennoch über die anwesenden, eifrig mitdiskutierenden und offenen Leute, die sich nicht von dem Wort “anarchistisch” abschrecken ließen. Die Rückmeldungen der Besucher*innen und sonstigen Informierten zu der Reihe waren gut. Einziger Wermutstropfen war die Lage des Veranstaltungraumes: sie scheint für viele eine Hürde zu sein, weil der Raum außerhalb der Innenstadt liegt und der Weg dahin nur schlecht beleuchtet ist.
Überraschend war für uns, dass von den Referent*innen niemand bei anderen Veranstaltungen auftauchte. Vermutlich kannten sie die Inhalte bereits oder waren zu eingebunden in eigene/andere Termine. Allerdings war die Vernetzung auch nicht unser Hauptanliegen. Ein Stück Vernetzung ist allein dadurch schon passiert, dass sich die Referent*innen auf uns einließen und bereit waren, uns kennen zu lernen.

Einige Referent*innen bezogen sich in ihren Beiträgen explizit auf den Anarchismus und stellten die vorhandenen Gemeinsamkeiten dar. Teilweise wurden in den Diskussionen im Anschluss die Projekte unter anarchistischen Gesichtspunkten betrachtet. Die Rückmeldungen der einzelnen Referent*innen waren positiv: die freundliche, lockere Atmosphäre und die kritischen Diskussionen wurden gelobt. Einerseits wurde der angenehme Veranstaltungsraum hervorgehoben, andererseits wurde er als “zu suspekt” für “gesetzteres Publikum” wahrgenommen.

Erfreulich war, dass sich einige unserer Initiative aufmachten, trotz Widerständen und persönlicher Unsicherheiten den inneren Schweinehund zu überwinden: die acht Veranstaltungen wurden von sechs verschiedenen Personen mit einleitenden Worten eröffnet. Es war ein Versuch, erste Schritte zum Abbau von informellen Hierarchien zu gehen und anarchistische Ansprüche im eigenen Umfeld umzusetzen. Auch die Vorbereitung der Reihe durch wenige Personen wurde kritisch hinterfragt und führte zu konkreten Veränderungen und Aufgabenverteilungen für zukünftige Projekte.

Somit werten wir die Reihe als Erfolg: sie wurde in der Öffentlichkeit wahrgenommen, gut besucht und die Rückmeldungen waren im Großen und Ganzen positiv.

Es geht immer weiter.
Für die Anarchie.

Anarchistische Initiative Ortenau, Februar 2015

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