m31: top oder flop?

über 5000 menschen kamen am 31.03.2012 zum antikapitalistischen aktionstag m31 in frankfurt am main zusammen. in vielen anderen europäischen städten fanden ebenfalls aktionen statt.

nach einer erfolgreichen mobilisierungsphase, vielen vorbereitungstreffen und über 200 informationsveranstaltungen, fanden über 5000 menschen aus der antiautoritären bewegung ihren weg in die bankenmetropole am main: basisgewerkschaftler_innen der fau-ortsgruppen, autonome, anarchist_innen, kommunist_innen und viele mehr.

schon während der auftaktkundgebung ab 14 uhr am bahnhof wurde klar, dass die anvisierte zahl von 5000 menschen erreicht werden würde: die kreuzung und die straße bis zum hauptbahnhof waren prall gefüllt mit aktivist_innen. unzählige fahnen und transparente, stelzengeher_innen, rotgelbe und andere demosantitäter_innen, eine sambagruppe und bananenverteiler_innen setzten in der eher schwarzen masse bunte akzente.

auch wenn das ziel der demo die besetzung der baustelle der europäischen zentralbank war, machten, wie schon in der mobilisierungsphase, die redner_innen klar, dass es nicht darum gehen kann reformierte banken, geläuterte manager_innen und einen sanften kapitalismus zu fordern. da die wurzel allen übels der kapitalismus an sich ist, muss das radikale ziel seine abschaffung sein.

kurz nach 15 uhr setzte sich die demo auf der kaiserstraße in richtung innenstadt in bewegung. erreichte die demospitze schon das occupy-camp am von polizeikräften abgeriegelten eurotower der europäischen zentralbank, standen noch immer unzählige leute am startpunkt und warteten darauf, losgehen zu können.

im bereich eurotower und bethmannstraße kam es immer wieder zu entglasungen, farbattacken und pyroeinsätzen. die menschen im vorderen bereich der demo auf der berliner straße bekamen davon außer dem lärm von böllern nichts mit und wunderten sich darüber, dass sich die polizei plötzlich behelmte und die demo stoppte.

nach einigem hin- und her ging es in angespannter atmosphäre auf der berliner straße weiter richtung dem eigentlichen ziel des tages, der 24/7-monster-baustelle der neuen ezb. doch dieses ziel sollte am heutigen tag nicht erreicht werden. auf der kreuzung am allerheiligentor schlug die polizei zu und spaltete die demo in zwei teile, um den hinteren teil einzukesseln. obwohl über den lautsprecherwagen genau auf dieses szenario nur wenige minuten vorher hingewiesen wurde, gelang es der polizei dennoch mit großer brutalität (schlagstockeinsatz, pfeferspray, schilden) über 100 menschen einzuschließen. daran änderte auch das einsetzende unkoordinierte kreuzfeuer von flaschen, steinen und pyros wenig. im gegenteil stiftete es mehr verwirrung unter den ungeschützten menschen, die sich nun vor den wurfgeschossen aus der zehnten reihe in sicherheit bringen mussten: nicht wenige böller, bengalos, steine und flaschen landeten in den eigenen reihen. der spuk war schnell vorbei.

die lautsprecheransage der polizei war eindeutig: sie würde es auf keinen fall zulassen, dass sich die demo wieder vereinigte. die gekesselten genoss_innen würden in gewahrsam genommen. und der rest der demo sollte sich nun vorwärts bewegen. dieser aufforderung wurde zähneknirschend nach über 90 minuten nachgekommen. jedoch mit einer planänderung: nicht mehr die baustelle war das ziel, sondern eine polizeiwache in der innenstadt. doch auch dieser plan wurde von der polizei auf der schönen aussicht am main in sichtweite der baustelle vereitelt: sie kesselte die demo und erklärte diese wegen ihres „unfriedlichen charakters“, kurz nachdem es die demo-orga tat, für beendet. in kleinen gruppen wurden die menschen aus diesem kessel entlassen.

was nun folgte war ein katz- und mausspiel in der innenstadt. viele kleingruppen bewegten sich begleitet von sirenen, blaulicht und polizeitrupps durch die stadt. es wurde dunkel aber nicht ruhiger. bis tief in die nacht gab es aktionen.

der polizeikessel am allerheiligentor bestand für neun stunden. menschen die daraus und auf der straße in gewahrsam genommen wurden, wurden teilweise weit verteilt in gesas untergebracht: frankfurt, wiesbaden, darmstadt und offenbach.

der m31 aktionstag in frankfurt am main war lang und lässt sich nicht mit wenigen worten und bildern darstellen oder gar auswerten.

als gelungen sehe ich die mobilisierung an. in wenigen monaten wurde ein teilweise europaweites netzwerk der antiautoritären und antikapitalistischen bewegung initiiert. menschen und gruppen schlossen sich über meinungsverschiedenheiten und nationalgrenzen hinweg zusammen, um laut hörbar radikale ideen von einer befreiten gesellschaft jenseits des kapitalismus zu verbreiten. dies wurde in vielen vorbereitungs- und vernetzungstreffen, in über 200 informationsveranstaltungen, unzähligen mobi-videos und mit einer guten pressearbeit getan.

die infrastruktur vor ort und die organisation im vorfeld der demo waren klar und transparent. die freigelassenen menschen waren auch um vier uhr morgens gut versorgt und wurden nicht allein gelassen.

die demonstration an sich ist schwer zu bewerten. viele menschen, viele unübersichtliche situationen, ein lang gedehnter demozug machen es mir unmöglich, zu erklären, warum, wo und wann das ganze gekippt und der plan der besetzung nicht mal in greifbare nähe gerückt ist. ich stelle mal ein paar fragen: warum wurde nicht mal eine halbe stunde nach demobeginn mit militanten aktionen begonnen (der tag war noch jung und die nacht lang…)? warum wurden wie schon so oft in völlig unübersichtlichen situationen teilweise aus der zehnten reihe kreuz und quer steine, flaschen und pyros geworfen (polizist_innen tragen rüstungen, aktivist_innen nicht…)? warum wurde der besetzungsplan plötzlich aufgegeben?

abgesehen vom nichterreichen des gesteckten ziels, hatte die demo viele gute und positive aspekte: es kamen (ich kann’s nur wiederholen) über 5000 menschen aus der antiautoritären bewegung. das werte ich als erfolg und zeigt mir deutlich, dass wir auf einem guten weg sind. bis auf wenige ausnahmen waren die parolen und sprüche auf transparenten und schildern radikal antikapitalistisch und emanzipatorisch. die reden waren nicht platt und reformistische sprüche oder ein einschießen auf die bösen manager_innen der an allem schuldigen banken suchte mensch vergeblich.

was bleibt vom tage übrig? ich hoffe, dass die weiteren ziele von m31, eine breite und beständige vernetzung und organisierung der antiautoritären bewegung in deutschland und europa und ein solidarisches signal an die menschen in griechenland erreicht werden und wurden.

let’s organize!

mehr infos:
march31.net
6000 auf m31 demo in frankfurt
m31: zehntausende gegen kapitalismus
kurzdoku der filmpiraten

[zum vergrößern bilder anklicken. mehr fotos zum artikel findet ihr auf indymedia linksunten.]

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antifaschismus ist muss

nach jahren hat die ortenau endlich wieder eine organisierte antifa-gruppe.

hier geht’s zu ihrem blog: antifaog.noblogs.org
kontakt könnt ihr (auch verschlüsselt) über folgende adresse aufnehmen: antifa-ortenau“ät“riseup“punkt“net

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M31: Interview mit dem Anarchistischen Netzwerk Südwest* in der Sonderausgabe der Gǎi Dào

Heute ist die Sonderausgabe der Gǎi Dào (pdf), der Zeitung des Forums deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA) erschienen. Darin führte die Redaktion unter anderem ein Interview mit dem Anarchistischen Netzwerk Südwest* zum geplanten europaweiten Aktionstag gegen den Kapitalismus und den geplanten Protesten in Frankfurt am 31. März.

 “Das ist schonmal ein wichtiger Schritt”

Interview mit dem Anarchistischen Netzwerk Südwest*

In den regionalen Vorbereitungs- und Mobilisierungsbündnissen zum M31-Aktionstag in Frankfurt am Main sticht besonders das Anarchistische Netzwerk Südwest* heraus. Ist es doch das einzige Bündnis, welches unabhängig und weit vor M31 gegründet wurde. Wir sprachen mit Vertreter*innen des Netzwerks über ihr Engagement im M31-Bündnis, ihre Erwartungen und natürlich auch über das Netzwerk an sich.

Erzählt doch kurz etwas über das Anarchistische Netzwerk Südwest. Wie und wann ist es entstanden und was grenzt das “Südwest” ein?*

Das Anarchistische Netzwerk Südwest wurde im Sommer 2010 “offiziell” gegründet und ist aus einer losen Vernetzung libertärer/ anarchistischer Gruppen im “Südwesten” heraus entstanden. Das “Südwest” beschreibt grob den südwestlichen Teil des deutschsprachigen Raumes, also Baden-Württemberg, das Saarland und Rheinland-Pfalz, es bestehen aber auch enge Kontakte in die Nordschweiz und nach Ostfrankreich.

Was waren bisher eure Betätigungsfelder bzw. Aktionen als Netzwerk?

Gestartet sind wir im Frühjahr 2010 mit einer Veranstaltungsreihe zum Thema Arbeit und zur Abschaffung der Lohnarbeit mit Vorträgen und Diskussionen in vielen verschiedenen Städten. Das Ganze lief damals allerdings noch nicht unter dem “Label” des
Netzwerkes, da es dieses zu diesem Zeitpunkt offiziell noch gar nicht gab.
Am 15. Oktober 2011 haben wir im Rahmen eines internationalen Aktionstages eine antikapitalistische, libertäre Demonstration unter dem Motto “Es ist keine Krise – es ist das System!” in Karlsruhe organisiert.
Als Weiterführung dieser Demo und der Krisen-Thematik findet gerade eine Veranstaltungsreihe unter dem selben Motto statt.

Wieso beteiligt ihr euch an M31? Was hat euch an diesem Konzept überzeugt?

Das Konzept von M31 hat uns aus mehreren Blickwinkeln überzeugt. Zum einen die inhaltliche Ausrichtung, also dass es wirklich um eine Kritik am kapitalistischen System als Ganzes geht. Die bisherigen Proteste, die sich inhaltlich auf die Krise bezogen haben, hatten leider immer einen gewissen Rahmen der Kritik und erschöpften sich oft in den Forderungen nach einer “Regulierung” oder “Reformation” des bisherigen Systems, nicht auf dessen Überwindung. Dennoch soll der Aktionstag nicht auf diese – zugegeben ziemlich abstrakte – Ebene beschränkt bleiben, sondern an aktuelle Kämpfe und Proteste vor Ort anknüpfen.
Beispielsweise wird die anarchosyndikalistische ZSP in Polen ihren Schwerpunkt auf Wohnungsnot und Gentrifizierung legen, weil das dort gerade akut ist. Die Demonstration in Frankfurt wird zwar zur Baustelle der europäischen Zentralbank (EZB) ziehen
und diese als politischen Akteur in der aktuellen Krise benennen und kritisieren, dennoch werden weitere Schwerpunkte gelegt, wie etwa die – durch den Bau – kommende Umstrukturierung des Frankfurter Ostends.
Auch die räumliche Nähe zur Großmarkthalle, in der zur NS-Zeit viele Deportationen von Jüd*innen und anderen Gegner*innen der Nationalsozialisten stattfanden, wird thematisiert.
Generell gefällt uns die Idee einer dauerhaften Vernetzung undogmatischer linksradikaler Gruppen und Gewerkschaften aus vielen Ländern, da ist in der Vergangenheit viel zu wenig passiert. Auf eine globale Krise muss die radikale Linke auch mit einer globalen Bewegung reagieren.

In welcher Form beteiligt ihr euch genau an der Mobilisierung und am Aktionstag selbst?

Wir organisieren die gemeinsame Anreise, also Busse und Zugtreffpunkte, aus dem “Südwesten” nach Frankfurt. Darüber hinaus wird es in vielen Städten auch Info- und Mobilisierungsveranstaltungen geben.
Für alle Infos und Termine rund um die M31-Mobilisierung aus dem “Südwesten” haben wir auch extra eine Sonderseite eingerichtet: m31.a-netz.org.

Am Aktionstag selbst beteiligen wir uns natürlich ersteinmal an der Demonstration in Frankfurt, allerdings haben wir natürlich auch die längerfristige Vernetzung im Blick.

M31 versteht sich nicht nur als einzelner Aktionstag, sondern auch als Vernetzung emanzipatorischer Kräfte in ganz Europa über den 31. März hinaus. Was erwartet ihr davon für die Zukunft?

Wie wir vorhin schon erwähnt haben, ist bei der Vernetzung progressiver Kräfte in Europa noch einiges zu tun. Obwohl fast jedes Land – natürlich in unterschiedlichem Maß – von der aktuellen Krise betroffen ist, hat sich noch keine handlungsfähige Gegenbewegung innerhalb der europäischen, radikalen Linken gebildet. Wir haben das Gefühl, dass bisher viel zu sehr im eigenen Sud gekocht wurde, also beispielsweise anarchosyndikalistische Gewerkschaften, föderalistisch-anarchistische Gruppen oder undogmatischkommunistische Bewegungen ihre jeweils eigenen Kämpfe und Aktionsfelder geführt und bearbeitet haben. M31 kann ein erster Versuch sein, die verschiedenen Akteure, Strömungen und Kämpfe zusammen zu führen. Und das nicht nur auf europäischer Ebene, sondern schon weit darunter. Denn wir stellen erfreut fest, dass in manchen Ländern verschiedene progressiven Strömungen am Aktionstag teilnehmen, die sich in der Vergangenheit eher distanziert gegenüber standen. Das ist schonmal ein wichtiger Schritt.

Die Krise zeigt sich in jedem Land in anderen Auswirkungen, genauso wie sich der Protest gegen Krise und Krisenverwaltung jeweils anders darstellen und zusammensetzt. In Deutschland jedoch existieren kaum permanente und breite Proteste gegen die zunehmende Verschärfung der Krise. Wieso denkt ihr ist das so und was könnt ihr als Netzwerk tun, um diese Lethargie aufzubrechen?

Die Frage, wieso besonders in Deutschland progressive Proteste gegen die Krise auf sich warten lassen, ist ziemlich komplex und der Versuch einer ausreichenden Antwort würde den Rahmen hier wohl sprengen.
Ein, aktuell wichtiger Punkt ist zweifelsohne, dass Deutschland aufgrund seiner politischen und wirtschaftlichen Position europa- und weltweit (noch) nicht so stark von unmittelbaren Folgen der Krise betroffen ist, als bspw. Griechenland oder Spanien. Es wurden bisher keine großangelegten Sparprogramme verabschiedet, die auf einen Schlag große Teile der Bevölkerung trafen. Natürlich finden wir hier den selben sozialen Kahlschlag, also Abbau von Sozial-, Gesundheits- oder Bildungsleistungen, Entlassungen, Ausbau von prekären Arbeitsverhältnissen usw. wie in vielen anderen Ländern auch. Jedoch trifft es hier immer einzelne Berufszweige oder soziale Schichten. Das fördert die Konkurrenz untereinander und erschwert einen gemeinsamen, solidarischen Kampf.

Auch historisch gibt es mit Sicherheit einige Faktoren die hier eine Rolle spielen, bspw. der Fakt, dass Deutschland noch nie eine “Revolution von unten” erlebt hat, also das politische, soziale und wirtschaftliche Verbesserungen meist von der Regierung (bspw. die Sozialversicherung unter Bismarck) oder von außen (“Demokratie” nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs) durchgesetzt wurden.

Was können wir für 2012 vom Anarchistischen Netzwerk erwarten?

Auf M31 bezogen wollen wir – wie schon gesagt – uns auch nach dem 31. März in der Vernetzung beteiligen. Wie diese Zusammenarbeit im Detail aussehen wird, werden wir nach dem Aktionstag diskutieren müssen, momentan steht dieser erstmal im Vordergrund. Auch unsere “Es ist keine Krise – es ist das System!”-Reihe, die momentan mit inhaltlichen Veranstaltungen läuft, wird mit Sicherheit in irgendeiner Form weitergehen, das planen und diskutieren wir gerade.

Daneben werden wir in den nächsten Monaten noch eine kleine Broschüre herausbringen, die sich an Personen ohne politische Vorkenntnisse richtet und gängige Klischees über den Anarchismus aufgreift und widerlegt. Da stecken wir gerade am Feinschliff und den letzten finanziellen Details. Es haben in den letzten Monaten auch erfreulich viele Gruppen Interesse am Anarchistischen Netzwerk und an der Mitarbeit in selbigem gezeigt. Das bedeutet natürlich auch einiges an interner
Arbeit und Diskussion. Abschließend können wir sagen, dass wir uns auf ein kämpferisches 2012 mit vielen, neuen Mitstreiter*innen freuen.

Was kann ich tun, wenn ich an Zusammen- bzw. Mitarbeit bei euch interessiert bin?

Das Anarchistische Netzwerk Südwest* versteht sich als offenes, aber kontinuierlich arbeitendes Netzwerk. Prinzipiell sind alle Gruppen, die unsere Ansichten und Standpunkte teilen und grob im “Südwesten” anzutreffen sind, herzlich eingeladen, mitzumachen und -arbeiten. Dazu könnt ihr einfach Kontakt zu einer der nächstgelegenen Gruppen aufnehmen. Wo ihr diese findet, könnt ihr am besten auf unserer Website unter a-netz.org nachsehen.

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bücher lesen: linux und co

freie software – ideen für eine andere gesellschaft

stefan meretz, autor, informatiker und betreiber verschiedener internetseiten, hat dieses kleine aber sehr feine büchlein schon im jahre 2000 geschrieben. heute, 12 jahre später, hat es nichts an aktualität verloren: die freie-software-bewegung ist dank des internets lebendiger als je zuvor.

meretz packt in die gerade mal 77 seiten ein geballte ladung an informationen, analysen und interessanten ausblicken.

im ersten teil behandelt er die geschichte der freien software, macht einen ausflug in zeiten, in denen software grundsätzlich quelloffen war und zeigt die entwicklung hin zu proprietärer software im alles durchdringenden kapitalismus, woraus schließlich die zarte pflanze der bewusst freien software keimen konnte und musste.

der zweite teil ist überschrieben mit „freie software ist wertlos – und das ist gut so!“. hier betrachet der autor in einer verständlichen und lebendigen sprache das widersprüchliche verhältnis von freier software und dem alles verwerten müssenden kapitalismus (meretz nennt den k. eine kybernetische, also eine sich selbst steuernde maschine): gerade weil freie software wertlos (nicht nutzlos) ist, entzieht sie sich dem marktwirtschaftlichen zugriff. hier war die erfindung der gpl-lizenzen eine maßgebliche, historische tat.

im dritten teil erläutert meretz die geschichte der produktivkraftentwicklung und versucht einen blick in deren zukunft. er lässt marx, kurz und andere zu wort kommen, skizziert die entwicklung der gesellschaft von der sklavenhalterischen über die feudalistische hin zur kapitalistischen, die sich in einer historischen ära befindet. wir haben uns die möglichkeit geschaffen, den kapitalismus hinter uns zu lassen und eine weltweit selbstorganisierte gesellschaft, von sich selbstentfaltenden individuen zu bilden. jenseits der verwertung von allem. meretz erschafft das bild einer globalen, sich selbst planenden gesellschaft, die ohne manager_innen, zentralkommitee und fünfjahresplan auskommt und auf dezentralen, auf der selbstentfaltung der menschen basierenden strukturen ruht. er beschreibt hier nichts anderes als eine herrschaftsfreie, solidarische und kooperative gesellschaft. im allgemeinen würde ich das als anarchie bezeichnen.

der letzte teil trägt den titel „freie software für freie menschen in einer freien gesellschaft“. meretz zeigt, dass in der bewegung der freien software viele der eigenschaften der oben skizzierten freien gesellschaft schon vorweggenommen werden: selbstentfaltung und entfaltung der anderen gehen hand in hand. es gibt keine zentrale planung und kein verwertungsinteresse, sondern nur ein nützlichkeitsinteresse.

er plädiert dafür, freie software als das was sie in ihrem kern ist, zu benennen: antikapitalistisch. gleichzeitig zeigt er nüchtern die schwierigkeiten auf, sich in einer kapitalistischen gesellschaft nischen jenseits der verwertung zu schaffen und zu erhalten. es ist kein zufall, das dies besonders gut im bereich der software möglich war und ist.

für meretz ist der kapitalismus nichts dämonisches, sondern ein verstehbarer mechanismus. und wir können aufgrund unserer erkenntnisse über ihn entsprechend handeln. verbinden wir das mit freier sofware, hat sie „eine chance“ und ist ein „lebendiges beispiel für keimformen einer neuen gesellschaft.“

ein lesenswertes buch, das gnu/linux auf die politische bühne hebt: da gehört es hin. als anarchist und gnu/linux-nutzer finde ich es erstrebenswert, wichtig und essentiell, dass wir im bewusstsein aller widersprüche, schon im hier und jetzt alle möglichkeiten und nischen nutzen, um auf eine freie gesellschaft hinzuarbeiten. sei es auf demos, in freiräumen, selbstverwalteten betrieben, kollektiven, diskussionen oder eben indem wir freie software nutzen, weiterverbreiten oder sogar programmieren. all das sind die „keimformen“ von denen meretz schreibt.

linux und co, freie software – ideen für eine andere gesellschaft
autor: stefan meretz
verlag: ak spak bücher
isbn: 3-930830-16-7
neupreis: 6,50 €

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tortuga gibt nicht auf

luciano, genannt tortuga (span. für schildkröte) verletzte sich bei einem missglückten bombenanschlag auf eine bank in santiago de chile im sommer 2011 schwer (1, 2).

in den vergangenen neun monaten machte seine genesung den umständen entsprechend große fortschritte und seine psyche scheint stärker zu sein, als je zuvor.

so schrieb er am neujahrstag aus dem knast: „ … weil solange ich am leben bin, werde ich weiter kämpfen. es spielt für mich keine rolle, ob ich einige finger, eine hand, mein gehör oder meine fähigkeit zu sehen verloren habe: ich werde um jeden preis weitermachen. das sollten meine feinde genauso wissen wie meine genoss_innen.“ der brief ist deutlich formuliert und voller energie: luciano schreibt über seine tochter, den knast, er bedankt sich ausführlich für die weltweiten solidaritätsaktionen, beschreibt sein hin- und hergerissensein zwischen schweigen den behörden gegenüber und seinem wunsch, den genoss_innen über sich, die aktion und vieles andere zu berichten. am ende wendet er sich direkt an die person, die ihn in jener tragischen nacht begleitet hatte: „ … und ich werde dir niemals für irgendetwas einen vorwurf machen, denn in dieser nacht war ich an der reihe, so wie du in vergangenen zeiten an der reihe warst: falls etwas schief läuft, flieht die zweite person. das war unsere abmachung und so musste es sein. auch wenn du dich viele male wie ein_e verräter_in gefühlt haben magst: das bist du nicht, …“

dieser kämpferische und einfühlsame text war dann auch der grund für die staatsanwaltschaft mitte februar den gelockerten vollzug für luciano wieder aufzuheben: er befand sich in der wohnung seiner mutter unter hausarrest. nach der veröffentlichung des textes wurde der hausarrest widerrufen und luciano musste zurück ins gefängnis. auch seine doppelte staatsangehörigkeit, er hat den chilenischen und italienischen pass, musste als begründung herhalten: es bestehe angesichts seiner guten gesundheitlichen fortschritte fluchtgefahr.

nun ließ die staatsanwaltschaft verlauten, dass sie insgesamt 15 jahre haft für totuga fordert: 12 jahre für das legen der bombe im rahmen des anti-terrorgesetzes und 3 jahre für das verwenden von gefälschten/gestohlenen nummernschildern am motorrad, das für die aktion als fahrzeug genutzt wurde.

morgen, am 20. märz 2012, beginnt der prozess gegen tortuga.

alles gute für dich!

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17. märz m31 mobi-veranstaltung in offenburg

Alarm e.V. lädt ein:

17. märz mobi-veranstaltung zum antikapitalistischen aktionstag am 31. märz in frankfurt am main

Offenburg fährt nach Frankfurt

Am 31. März 2012 findet in Frankfurt am Main der Aktionstag gegen Kapitalismus statt. Wie in vielen anderen Städten Europas kommen Menschen zusammen, die es satt haben, dass über ihre Leben von wenigen Mächtigen bestimmt wird, dass der Kapitalismus weiterhin als einzige Möglichkeit angeprießen wird, dass um das goldene Kalb des Wachstums getanzt wird.

Der Aktionstag will ein Zeichen der Solidarität mit den kämpfenden Menschen in Griechenland setzen und soll ein Startpunkt sein für eine engere Zusammenarbeit und Vernetzung der antikapitalistischen und
antiautoritären Bewegung.

Der Bus aus Freiburg macht einen Zwischenstopp in Offenurg. Tickets könnt ihr bei uns für 18 € oder 20 € (Solipreis) kaufen.

Die beste Gelegenheit dafür ist Samstag, der 17. März. Ab 19 Uhr findet an diesem Abend im Alarmraum eine Infoveranstaltung zum 31. März statt. Hier erfahrt ihr mehr über die Hintergründe und den geplanten Ablauf des Aktionstages.

Kommt zur Info-Veranstaltung!
Fahrt mit nach Frankfurt!
Kapitalismus in die Tonne kloppen!

[hier könnt ihr einen mobi-jingle zu m31 anhören.]

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on the air…

das freie radio tübingen hat am 13. märz ein interview mit einem genossen von [lb]² ausgestrahlt. thema war die krisen-kampagne und mobilisierung nach frankfurt am main zu m31 des anarchistischen netzwerks südwest*.

das interview könnt ihr auf freie-radios.net oder direkt hier anhören.

 

 

 

 

 

 

 

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southwest will march to frankfurt…

immer mehr gruppen und bündnisse organisieren sich und mobilisieren zum antikapitalistischen aktionstag am 31. märz in frankfurt am main und in vielen anderen europäischen ländern.

das anarchistische netzwerk südwest* hat eine sonderseite zum großen tag der antiautoritären bewegungen eingerichtet. hier findet ihr z.b. infos zu bussen und zugtreffpunkten.

we all march against capitalism.

 

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Aufruf: Anarchistisches Netzwerk Südwest* goes M31

Das An­ar­chis­ti­sche Netz­werk Süd­west* un­ter­stützt mit fol­gendem Aufruf die Mo­bi­li­sie­rungen zum eu­ro­pa­weiten Ak­ti­onstag gegen den Ka­pi­ta­lismus am 31. März 2012. An diesem Tag wird es in zahl­rei­chen Städten Eu­ropas Ak­tionen geben. Das M31-Bündnis wird von an­ti­au­to­ri­tären, an­ar­chis­ti­schen und ba­sis­de­mo­kra­ti­schen Grup- pen ge­tragen. In der BRD soll es am 31. März einen zen­tralen Ak­ti­onstag in Frank­furt am Main geben.

Der Ka­pi­ta­lismus ist keine bloße Floskel, ist nicht nur ein leerer Kampf­be­griff an­ar­chis­ti­scher und linker Or­ga­ni­sa­tionen. Er be­droht die Mensch­heit und die Natur, zer­stört täg­lich Men­schen­leben und die Le­bens­grund­lagen auf diesem Pla­neten. Wenn wir dieses System nicht zu Fall bringen, dann wird es uns zu Fall bringen. Im schlimmsten Falle wird es uns das Leben nehmen, wenn es seinem Über­leben dient. Der Ka­pi­ta­lismus zwingt die Men­schen dazu, immer auf der Suche nach neuen Ver­wer­tungs- und Aus­beu­tungs­mög­lich­keiten zu sein, ob auf re­gio­naler, na­tio­naler oder glo­baler Ebene. Alle sind davon be­troffen: auch wir, die ihn ver­su­chen zu be­kämpfen, re­pro­du­zieren ihn als Hand­lungs­me­cha­nismus. Der Staat und seine In­sti­tu­tionen über­nehmen dabei die Auf­gabe, die ka­pi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­ver­hält­nisse mit allen not­wen­digen Mit­teln auf­recht­zu­er­halten.

Im Jahr 2011 er­lebte dieser Planet eine Welle des Wi­der­stands gegen die Uner­träg­lich­keiten dieses Sys­tems. Ob als re­vo­lu­tio­näre Be­we­gungen in Ägypten und Tu­ne­sien, ob als Oc­cupy-Be­we­gung in New York oder in Oa­k­land, ob als Ge­ne­ral­streiks und Mas­sen­de­mons­tra­tionen in Grie­chen­land und Spa­nien. Viele Men­schen und Gruppen, die aktiv in diesen Kämpfen waren und sind, haben ein ge­mein­sames Ziel: die Über­win­dung der herr­schenden Ver­hält­nisse und des po­li­ti­schen und öko­no­mi­schen Sys­tems. Überall wächst die Be­reit­schaft und der Mut der Men­schen, ihre Be­lange end­lich selbst in die Hand zu nehmen. Selbst­or­ga­ni­sa­tion, Ba­sis­de­mo­kratie und Krea­ti­vität schaffen Räume, in denen ver­sucht wird sich den ka­pi­ta­lis­ti­schen Ver­hält­nissen zu ent­ziehen. So werden diese Ver­hält­nisse zu­neh­mend in Frage ge­stellt. Das System be­kommt Risse in seiner Fassade und diese werden von Wi­der­stand zu Wi­der­stand immer größer.

Um den Ka­pi­ta­lismus zu über­winden, um Ver­hält­nisse zu ver­wirk­li­chen, in denen das Leben der Mensch­heit im Mit­tel­punkt steht, in dem jeder Mensch ein schönes Leben leben kann, müssen wir noch tiefere Risse im System schaffen, müssen wir das System und seine Herr­schaftss­truk­turen end­gültig ab­reißen und die Res­sourcen dieses Pla­neten end­lich sinn­voll, ge­meinsam und so­li­da­risch nutzen. Dies kann nur ge­schehen, wenn wir uns über Län­der­grenzen und na­tio­nale Stand­ort­lo­giken hinweg or­ga­ni­sieren, aus­tau­schen und ge­meinsam Ak­ti­ons­formen ent­wi­ckeln, die die Über­win­dung der herr­schenden Ver­hält­nisse zum Ziel haben.

Daher schließen wir uns als An­ar­chis­ti­sches Netz­werk Süd­west* dem Aufruf des eu­ro­pa­weiten Bünd­nisses „march 31“ an und rufen alle dazu auf, sich an der zen­tralen De­mons­tra­tion und den Ak­tionen in Frank­furt am Main zu be­tei­ligen. Zu diesem Zwecke werden wir Fahr­ge­mein­schaften und Busse or­ga­ni­sieren.

Ursprüngliche Quelle:  http://a-netz.org/aufrufe/a-netz-unterstuetzt-die-mobilisierungen-zum-31-maerz 
Mehr zum Ak­ti­onstag am 31. März auf mar­ch31.net

Un­ter­stützer*innen aus  dem A-Netz

Hier gibt es noch einen Kopierflyer zum downloaden und ausdrucken.

Kopierflyer

Kopierflyer


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non au f’haine! demo gegen den front national in strasbourg

300 menschen demonstrierten am gestrigen sonntag in der strasbourger innenstadt gegen marine le pen und den front national.

in frankreich ist wahlkampf. am 22. april 2012 dürfen die französischen schäfchen ihren hirten selber wählen.

kärchermeister und amtierender präsident sarkozy bekommt unterstützung von kanzlerin merkel, spd-gabriel greift dem „sozialisten“ hollande unter die arme.

auch die extreme rechte ist auf tour durch die grande nation. marine le pen, tochter des parteigründers jean-marie le pen, machte gestern mit ihrem gefolge vom front national station im palais de la musique et des congres in strasbourg. letzten umfragen zufolge bekäme sie 18 prozent der stimmen im ersten wahlgang.

ein breites linkes bündnis, von parteien, gewerkschaften über menschenrechtsgruppen bis hin zu alternative libertaire, rief zu einer gegendemonstration auf.

bei eisigen temperaturen kamen ca. 300 menschen am place kleber zusammen und zogen durch die sonntägliche innenstadt. mit fahnen, transparenten, musik, flyern und unter dem motto „non au f’haine!“¹ zeigten sie ihre deutliche ablehnung der rassistischen fn-politik. anders als im märz 1997² verlief die demo bis zur abschlusskundgebung am place de la republique ruhig und ohne nennenswerte zwischenfälle. die kaum sichtbare polizei regelte den verkehr und sperrte einige straßen, die zum kongressgebäude führten, ab.

¹ „non au f’haine!“: wortspiel „nein zum fn!“, wobei das „haine“ wie ein „n“ gesprochen wird aber auch „hass“ bedeutet.
² nachdem im februar 1997 der fn bei den kommunalwahlen eine absolute mehrheit errang, demonstrierten über 50 000 menschen in strasbourg gegen rassismus und faschismus. es kam zu schweren auseinandersetzungen mit der polizei.

[mehr fotos findet ihr in der indymedialinksunten-version des artikels.]

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