die demo für alle in stuttgart

wenn christlicher fundamentalismus, nazismus, paranoia und die angst vor veränderung eine irre melange bilden

am gestrigen samstag fand zum ersten mal seit fast einem halben jahr wieder eine „demo für alle“ der „besorgten eltern“ in stuttgart statt. über 1000 christliche fundamentalist*innen, rechte und nazis demonstrierten vorgeblich gegen den neuen bildungsplan der grün-roten landesregierung in baden-württemberg. 500 menschen fanden sich zu gegenprotesten auf dem schlossplatz ein.

das bündnis stuttgart ist und bleibt bunt hatte auf dem schlossplatz ab 14 uhr eine kundgebung angemeldet zu der sich im laufe der zeit über 500 menschen einfanden. es war ein breites spektrum, das seine ablehnung gegenüber den „besorgten eltern“ und deren forderungen und weltsicht ausdrückte.
neben einem hiphop-act traten mehrer redner*innen auf, die immer wieder betonten, dass stuttgart eine bunte und tolerante stadt sei mit einer offenen gesellschaft. das alles wirkte im angesicht der tausenden von vorbeieilenden, shoppenden, nichts-von-alledem-wissen-wollenden passant*innen bisweilen surreal und aufgesetzt.

als sich dann ab ca. 15 uhr die fundis und ihre freund*innen um das schillerdenkmal sammelten, begaben sich immer mehr menschen an den nordzugang zum benachbarten schillerplatz, um diesen zu blockieren. das mehrere hundertschaften umfassende bullenaufgebot inklusive reiter*innenstaffel riegelte die fünf zugänge mit gittern ab und ließ nur menschen durch die schleußen, die nicht in ihr oberflächliches raster passten. so gelang es immer wieder aktivist*innen auf den schillerplatz zu kommen und akzente gegen die hetzreden der rechten gläubischen zu setzen: von parolen rufen über stinkbomben bis hin zu fahnen schwenken.
gegen 16 uhr 30 stellte sich die „demo für alle“ am nordausgang auf, um in richtung opernhaus zu marschieren. doch der ausgang wurde von mehr und mehr menschen blockiert, die mit ironischen parolen, das weltbild der fundis verarschten, konfetti regnen ließen, straßentheater veranstalteten, transparente und schilder hochhielten und gut gelaunt waren. auch durch mehrere aufforderungen durch die bullen, ließen sie sich nicht vom blockieren abhalten.
die „demo für alle“ wurde schließlich durch einen anderen ausgang eskortiert. begleitet von protesten und hunderten von bullen kam sie schließlich am alten opernhaus an.

(da ich nicht bis zum ende anwesend war, solltet ihr den ausführlichen bericht des antifaschistischen aktionsbündnisses stuttgart & region (aabs) lesen.)

für mich war es erschreckend zu sehen, was für eine gefährliche mischung an ideologien und wahnvorstellungen sich auf dem schillerplatz versammelt hatte. es mag sein, dass dort wirklich eltern am start waren, die um das wohl ihrer kinder besorgt sind. hörte mensch sich aber die reden dort an, schaute sich die transparente, fahnen und gesichter an, liest sich die texte auf den entsprechenden websites durch, wird schnell klar, dass wir es hier hauptsächlich mit menschen und gruppen zu tun haben, die eine extrem ausgrenzende, nationalistische und von religiösem fanatismus geprägte weltanschauung vetreten. so spricht eine deutschlandfahne auf der in weißer schrift zu lesen ist „jesus ist herr“ bände.
ich war an diesem tag nicht vor ort, um den bildungsplan der grün-roten regierung zu verteidigen, sondern um genau gegen diesen jesus-ist-herr-schwachsinn zu protestieren. ich will keinen anderen bildunsgplan. ich will gar keinen bildungsplan, da ich das schulsystem mit seinem leistungsdruck, seiner notengebung, seiner hierarchie, seiner zurichtungsdynamik ablehne.

homophobie ist doof.
religion ist noch doofer.
die demo für alle ist am allerdoofsten.

anarchie ist cool.

[wenn ihr die fotos anklickt, werden sie größer.]

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rauchzeichen aus frankfurt am main

viele tausend menschen nahmen am 18.03.2015, dem tag der eröffnung des neuen ezb-gebäudes in frankfurt am main, an unterschiedlichsten aktionen teil und drückten damit vieles aus.

als wir um 6 h 45 morgens völlig ohne vorkontrollen in frankfurt ankamen, erkannten wir gleich, dass einige auf krawall gebürstet waren: neben dem verglasten, neuen  tower der ezb stieg eine große, dunkle rauchwolke auf.
angekommen am blockadepunkt flösserbrücke/schöne aussicht waren schon einige hundert menschen da und blockierten die kreuzung. es war ein bunter haufen: von parteimenschen über gewerkschaftler*innen bis hin zu gut ausgerüsteten aktivist*innen war so ziemlich das gesamte linke spektrum vertreten. die straßen rund um den blockadepunkt waren verstopft. da ging nichts mehr für menschen, die zur lohnarbeit mussten.

die sonnemannstraße in richtung ezb war von bullen abgesperrt, als um 7 uhr 05 die blockade darauf losstürmte, um die party von draghi und co zu stören. die bullen reagierten, wie wir es in deutschland nicht gewöhnt sind: sie schossen mit tränengaskartuschen in die menge. auf so etwas nicht vorbereitet zogen sich die menschen nach einem kurzen scharmützel schnell zurück. viele waren desorientiert, bekamen keine luft, konnten kaum etwas sehen. ein trost war, dass viele bullen ihr eigenes gas in die fressen bekommen haben…
der orga sei dank, waren viele demosanitäter*innen vor ort und konnten verletzte und tränengasgeschädigte versorgen.

nun begann ein mehrstündiges katz-und-maus-spiel: nachdem einige leute mülltonnen, chemietoiletten, baustellenmaterial und vieles andere auf die straße gezerrt und den ganzen haufen angezündet hatten, wollten die bullen die kreuzung unbedingt räumen, was ihnen immer wieder gelang. im gegenzug konnte der blockadepunkt aber auch immer wieder besetzt werden, trotz völlig aufgedrehter cops, wasserwerfern, tränengas, pfefferspray und knüppeln.
zuletzt wurde die kreuzung den bullen überlassen und versucht auf anderen brücken über den main zu kommen, doch diese wurden schnell von den bullen dicht gemacht.

nach und nach begaben sich die menschen in kleingruppen über umwege auf die nordseite des flusses und viele suchten den weg zum no-troika-center naxos, um dort etwas zu essen und die eindrücke und blessuren des langen und intensiven vormittags zu verarbeiten. auf dem weg dorthin kam mensch an unzähligen überresten von riots vorbei: überall waren schaufenster zersört, lagen steine und andere gegenstände auf der straße. die polizeiwache auf der zeil war (wieder mal…) gesmasht und auf dem bullenparkplatz direkt davor waren vier schwarze, klumpige rechtecke zu erkennen, die kläglichen überreste von einsatzfahrzeugen (hier könnt ihr ein polizeivideo anschauen, das währenddessen aus dem inneren der wache aufgenommen wurde. achtung! bullentwitter: twitter.com/Polizei_Ffm/status/578160253193363456). in den parkanlagen lümmelten unzählige aktivist*innen herum und erholten sich.

das naxos war völlig überlaufen, die schlange an der vokü länger als lang. aber das tat der stimmung keinen abbruch: die leute waren zwar erschöpft, viele waren schon seit den frühen morgenstunden auf den beinen, aber gut gelaunt. mit spannung wurde der verlauf des restlichen tages erwartet. gerüchte, dass die bullen die abschlussdemo nicht laufen lassen würden, machten die runde. überall wurden die erlebnisse des vormittags diskutiert: viele waren darüber überrascht, dass die bullen (auch entgegen vorheriger aussagen) tränengas eingesetzt hatten und das auch noch in solchen mengen.
immer mehr menschen, aus gesas, den kesseln und von anderen blockadepunkten, strömten zum naxos, so dass eine art schichtwechsel erbeten wurde: wer gegessen und getrunken hatte, solle bitte platz für die neu ankommenden machen.

so begaben sich viele in einer art demo in richtung römer/paulskirche, wo gerade die kundgebung zwischen der dgb- und der abschlussdemo stattfand. der platz war schon gut gefüllt und es kamen immer mehr menschen: das mussten weit über die anvisierten 10 000 sein. unzählige redner*innen, hauptsächlich irgendwelche polit-prominenz, aber auch aktivist*innen aus anderen eu-ländern hielten ihre reden, während die mehrheit der leute in der sonne ausspannte und sich für die demo aussruhte.

kurz nach 17 uhr gings dann los: die blöcke stellten sich auf. in den ersten reihen, das fronttransparent in den händen, ging der frauen-und-lesben-block. ganz vorne wurde die demo von einem massiven bullenaufgebot begleitet. jede seitenstraße war von starken bulleneinheiten blockiert, um zu verhindern, dass leute aus der demo ausscherten. der demozug nahm kein ende. das waren auf jeden fall weitaus mehr als 10 000 menschen und die stimmung war trotz oder wegen (wer weiß das schon?) der morgendlichen action gut und ausgelassen. gegen 18 uhr erreichte die demospitze die alte oper, wo die abschlusskundgebung stattfinden sollte. der platz füllte sich rasch. eng gedrängt standen die vielen tausend menschen und waren wohl auch froh, dass der anstrengende tag zu ende ging.

rückblickend empfand ich den tag als ein wechselbad der gefühle: wir waren mit wut im bauch gekommen, um gegen ein symbol der unmenschlichen eu-politik zu protestieren. manche wollen diese politik reformieren, manche wollen etwas ganz anderes. der spagat an diesem tag in den straßen (und wohl auch im blockupy-bündnis) war ein sehr breiter und viele transparente, schilder und parolen lösten bei mir entweder ein lachen oder einen brechreiz aus: mit was für leuten bin ich hier unterwegs? dennoch machten die aktionen, seien es die blockaden, die riots, die demos oder die reden, klar, dass immer mehr leute keinen bock mehr auf was auch immer (hier bitte entsprechendes einfügen…) haben. wie immer finde ich es an solchen tagen schön zu sehen, wie viele menschen sich dann trauen, sich selbst zu ermächtigen. und das gegenüber einer militärisch hochgerüsteten bullenarmee, die vor fast nichts mehr zurückschreckt (warum tragen bullen bei demoeinsätzen eigentlich schusswaffen?). einfach mal den bullen rechts liegen lassen und trotzdem weiter blockieren. gemeinsam mit anderen dem räumungsversuch durch robocops widerstehen. hindernisse auf straßen bauen, obwohl das ja eigentlich ein gefährlicher eingriff in den straßenverkehr sein könnte. eine markierte kreidelinie überschreiten. einen brutalen bullen angehen.

das bullenaufgebot war erschreckend groß und die materialschlacht völlig irre. mindestens vier helikopter, ein flugzeug, angeblich 28 wasserwerfer, panzerfahrzeuge, schiffe der wasserpolizei, unzählige wannen, kamerawagen. 8000 bullen in immer perfekteren rüstungen bis an die zähne bewaffnet zeigten in kombination mit einem enormen gewaltpotenzial, dass wir, wenn es hart auf hart kommt zur zeit auf den straßen keine chance haben: wenn sie uns weg haben wollen, schaffen sie das auch. jede*r, der*die gestern tränengas abbekommen hat, weiß, was ich meine. der nächste schritt bei solchen großveranstaltungen werden weitere non-lethal-weapons sein: flashballs, lärmgranaten, blendgranaten, etc. es gibt viele weitere spielzeuge, die sie in petto haben. der g7-gipfel steht vor der tür…

auf unserer seite wurde enormes geleistet: eine bundesweite mobilisierung, begleitet von vielen kreativen und militanten aktionen im vorfeld, pressearbeit, die verpflegung durch die genialen veganen voküs, die schlafplatzbörse, die infopunkte, mahnwachen, der ermittlungsausschuss, die demo-sanitäter*innen, die out of action, das info-telefon und vieles andere. weit mehr als 10 000 menschen, die dann an diesem tag unter der woche teilweise von sehr weit her anreisten, um einen ganzen tag bei aktionen am start zu sein und ihr bestes zu geben. das ist cool.

smash capitalism. start everywhere.

[fotos zum vergrößern anklicken.]
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some people still love feminism!

ungefähr 200 menschen demonstrierten am heutigen samstag, ein tag vor dem eigentlichen internationalen frauenkampftag in freiburg für feminismus, gegen das patriarchat, gegen heteronormativität und gegen die ganze sexistische kackscheiße.

aufgerufen hatte das bündnis 8. märz, das sich aus vielen gruppen und einzelpersonen, von anarchist*innen über antifas, parteien, projekte, den kurdischen demokratischen gesellschaftszentrum bis hin zu antimilitarist*innen und feministischen gruppen, zusammensetzte.

startpunkt war am platz der alten synagoge, wo mensch sich u.a. für eine onlineaktion gegen germany’s next top model und das dadurch transportierte menschenverachtende schönheitsideal fotografieren lassen konnte (irgendwo auf twitter und auf irgendeiner facebookseite könnt ihr dann die fotos anschauen: keine ahnung wie das funzt, vielleicht kann das jemensch in den kommentaren ergänzen.).

nach einer auftaktkundgebung gings auf der üblichen route durch freiburg. hier nahm ein*e redner*in der feministischen geschichtswerkstatt freiburg die zuhörer*innen mit auf eine reise in die geschichte und erzählte vom neben dem colombihotel ansässigen ersten frauenklub freiburgs, der anfang des 20 Jahrhunderts aktiv war. vor dem basler hof, der heute der sitz des regierungsbezirks freiburg ist und während des dritten reichs die zentrale der gestapo war, erzählte sie die geschichten von margarete seitz und käthe vordtriede: beide wurden wegen ihrer antifaschistischen haltung von den nazis verfolgt und inhaftiert. käthe konnte 1939 in die usa flüchten, margarete wurde 1943 im gefängnis berlin-plötzensee ermordet. heute erinnern links neben dem haupteingang zwei stolpersteine u.a. an sie.
nach der zwischenkundgebung mit verschiedenen reden ging es wieder zurück zum platz der alten synagoge, wo die demo, mal was anderes, mit einem kurdischen kreistanz ausklang (muss ja nicht immer punkgerumpel sein…).

der internationale frauenkampftag ist eine gute und wichtige gelegenheit, zu zeigen, dass sexistische anfeindungen für viele menschen immer noch alltäglich sind, dass das patriarchat nicht durch quoten verschwindet und dass eine freie gesellschaft nur eine feministische sein kann.
aber wie hat es ein*e redner*in heute ausgedrückt? jeder tag ist internationaler frauenkampftag!

smash patriarchy!
still lovin‘ feminism!

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„…denk doch mal jemand an die kinder!“

Coppers-Kissing-Banksy-Wallpaperbesorgte eltern, fundamentalistische christenmenschen und andere merkwürdige leute haben letztes jahr in stuttgart gegen den neuen bildungsplan, der die „akzeptanz sexueller vielfalt“ zum inhalt hatte, der grün-roten landesregierung demonstriert und ein erschreckendes menschen- und gesellschaftsbild propagiert. unter dem motto „demo für alle“ ließen sie das ideal der patriarchalen familie und die christliche religion hochleben. war es in den letzten monaten eher ruhig um die truppe, haben sie für den 21.3.2015 die nächste demo angekündigt.

passend dazu (war zwar zufall, aber was soll’s) veranstalten wir (die anarchistische initiative ortenau) mit lucius teidelbaum einen  vortrag. sehr lesbar dazu ist auch der grundsatztext zu diskriminierung und heterosexismus des libertären bündnisses ludwigsburg.

Homophobe Bewegungen in Baden-Württemberg

Vortrag und Diskussion von und mit Lucius Teidelbaum

Seit Anfang des Jahres 2014 finden in Stuttgart Demonstrationen statt, die sich u.a. gegen eine geplante Verankerung der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ im neuen Bildungsplan für Baden-Württemberg richten. Die rechten Demonstrant/innen sind mehrheitlich nicht Neonazis, sondern kommen aus christlich-fundamentalistischen Kreisen. Diese rechts-klerikalen Milieus erfahren in Deutschland kaum kritische Aufmerksamkeit, solange sie nicht auf der Straße sichtbar werden.

Einen Überblick über die homo- und transphoben Proteste on- und offline, die daran beteiligten Gruppen und ihre Motive gibt Lucius Teidelbaum, der sich mit dieser Szene seit Jahren beschäftigt.

Donnerstag, 19.02.2015, 19 Uhr 30 im Brandeck, Zeller Str. 46, Offenburg

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ein rückblick auf einen anstrengenden aber spannenden monat

da ich ja auch in der anarchistischen initiative ortenau organisiert bin, will ich euch unsere auswertung der marathonveranstaltungsreihe vom november 2014 nicht vorenthalten:

Fragend schreiten wir voran…

Ein Rückblick auf unsere Veranstaltungsreihe “Gegen den Strom – selbstbestimmtes Leben jenseits von Profit und Ausbeutung” im November 2014

a-ini-logo quadratischIm Frühjahr 2014 hatten wir die Idee, den Film “Cecosesola – Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela” zu zeigen. In der Diskussion über den Film kam in der Gruppe ziemlich bald der Gedanke auf, dass diese Kooperative ja schön und gut, aber reichlich weit weg ist. Mit uns vor Ort ließ sich das Ganze nicht so richtig vergleichen: zu unterschiedlich sind die Bedingungen und die Geschichte. Um dies aufzufangen, wollten wir im Anschluss regionale Projekte vorstellen. Es wurde uns schnell klar, dass es in diesem Rahmen nicht zu mehr reichen würde, als die einzelnen Projekte kurz namentlich zu nennen, dabei aber die Inhalte verloren gehen würden. So überlegten wir, eine ganze Reihe zum Thema Selbstverwaltung zu organisieren, bei der die beteiligten Gruppen die Möglichkeit haben sollten, sich und ihre Idee vorzustellen.

Wir machten uns daran, Projekte überwiegend aus der Ortenau zu finden, die sich grob unter dem Thema “Selber machen” sammeln ließen. Wir waren dann doch überrascht, wie viele es da gibt. Die allermeisten Projekte sagten ohne große Umstände zu und zeigten keinerlei Scheu, mit den Anarchist*innen zusammenzuarbeiten.

So hatten wir am Ende des Sommers nach einigem Hin und Her acht interessante Veranstaltungen stehen:

1. Cecosesola – Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela (Filmvorführung)
2. Gemeinwohlökonomie (Vortrag und Diskussion)
3. Solidarische Landwirtschaft Ortenau (Vortrag und Diskussion)
4. Repaircafé Offenburg (Vortrag und Diskussion)
5. Kommune und Druckereiwerkstatt Mühle Renchen (Vortrag und Diskussion)
6. Steffi Bleibt! (Filmvorführung)
7. Freie Software (Vortrag und Diskussion)
8. In Transition 2.0 (Filmvorführung)

Wir wollten mit unseren Veranstaltungen nicht nur uns selbst erreichen und bilden (was aber auch immer ein Beweggrund ist), sondern auch Menschen, die zwar keine Anarchist*innen sind, sich aber für die Thematik der Selbstverwaltung interessieren oder uns kennenlernen wollten.

Wir gestalteten Flyer und Plakate, legten sie großflächig in der Ortenau aus, verschickten sie und betrieben eine aufwändige Öffentlichkeitsarbeit: wir schrieben Pressemitteilungen zur gesamten Veranstaltungsreihe und zusätzlich zu den einzelnen Terminen an die lokalen Redaktionen und fütterten sämtliche örtlichen, uns bekannten Veranstaltungsforen. Natürlich bewarben wir die Reihe auch auf den üblichen Wegen: Indymedia linksunten, auf unserem Blog, über unseren E-Mail-Newsletter und auf diversen Websites.

Überrascht waren wir davon, dass wirklich jede einzelne Veranstaltung im Offenburger Tageblatt abgedruckt wurde. Teilweise wurden unsere Pressemitteilungen wörtlich übernommen. Die Veranstaltung zu Freier Software schaffte es sogar in die linksliberale “die tageszeitung”.

Die Veranstaltungen waren für Offenburger Verhältnisse durchweg gut besucht. Es waren immer Leute von außerhalb der Anarchistischen Initiative dabei, teilweise auch gänzlich neue und szenefremde Gesichter. Durchschnittlich fanden 14,5 Menschen den Weg zu uns, davon 6,5 externe Besucher*innen. Bei der guten Berichterstattung in den Printmedien hätten wir zwar noch einige Menschen mehr erwartet, freuten uns aber dennoch über die anwesenden, eifrig mitdiskutierenden und offenen Leute, die sich nicht von dem Wort “anarchistisch” abschrecken ließen. Die Rückmeldungen der Besucher*innen und sonstigen Informierten zu der Reihe waren gut. Einziger Wermutstropfen war die Lage des Veranstaltungraumes: sie scheint für viele eine Hürde zu sein, weil der Raum außerhalb der Innenstadt liegt und der Weg dahin nur schlecht beleuchtet ist.
Überraschend war für uns, dass von den Referent*innen niemand bei anderen Veranstaltungen auftauchte. Vermutlich kannten sie die Inhalte bereits oder waren zu eingebunden in eigene/andere Termine. Allerdings war die Vernetzung auch nicht unser Hauptanliegen. Ein Stück Vernetzung ist allein dadurch schon passiert, dass sich die Referent*innen auf uns einließen und bereit waren, uns kennen zu lernen.

Einige Referent*innen bezogen sich in ihren Beiträgen explizit auf den Anarchismus und stellten die vorhandenen Gemeinsamkeiten dar. Teilweise wurden in den Diskussionen im Anschluss die Projekte unter anarchistischen Gesichtspunkten betrachtet. Die Rückmeldungen der einzelnen Referent*innen waren positiv: die freundliche, lockere Atmosphäre und die kritischen Diskussionen wurden gelobt. Einerseits wurde der angenehme Veranstaltungsraum hervorgehoben, andererseits wurde er als “zu suspekt” für “gesetzteres Publikum” wahrgenommen.

Erfreulich war, dass sich einige unserer Initiative aufmachten, trotz Widerständen und persönlicher Unsicherheiten den inneren Schweinehund zu überwinden: die acht Veranstaltungen wurden von sechs verschiedenen Personen mit einleitenden Worten eröffnet. Es war ein Versuch, erste Schritte zum Abbau von informellen Hierarchien zu gehen und anarchistische Ansprüche im eigenen Umfeld umzusetzen. Auch die Vorbereitung der Reihe durch wenige Personen wurde kritisch hinterfragt und führte zu konkreten Veränderungen und Aufgabenverteilungen für zukünftige Projekte.

Somit werten wir die Reihe als Erfolg: sie wurde in der Öffentlichkeit wahrgenommen, gut besucht und die Rückmeldungen waren im Großen und Ganzen positiv.

Es geht immer weiter.
Für die Anarchie.

Anarchistische Initiative Ortenau, Februar 2015

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anarchismus! eine einleitung: zweite auflage erschienen

Anarchismus - eine Einleitung Cover der zweiten Auflagedie 10.000 stück der ersten auflage von „Anarchismus! Eine Einleitung“ des anarchistischen netzwerks südwest* gingen weg wie warme semmeln und in den letzten monaten war es echt schwer an restposten ranzukommen.

„Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, wie wir das Thema Anarchismus treffend, aber nicht zu trocken und vor allem für jede*n verständlich behandeln können. Und aus diesen Gedanken ist die Broschüre “Anarchismus! Eine Einleitung.” entstanden. Sicher wäre das alles noch sehr viel ausführlicher gegangen, aber wir wollten einen ersten Einblick in den Anarchismus bieten und auch mal mit alten Vorurteilen aufräumen.“ – anarchistisches netzwerk südwest*

endlich gibt es eine aktualisierte zweitauflage, wieder in einer 10.000er-auflage. zu bekommen ist die broschüre kostenlos (gegen porto) bei black mosquito oder bei der anarchistischen gruppe in deiner nachbarschaft und in jedem gut sortierten infoladen.

als pdf könnt ihr sie hier herunterladen und online könnt ihr sie hier lesen.

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protest gegen offenburger weihnachtszirkus

am sonntag, den 04.01.2015, protestierten 50 tierrechtler*innen gegen die haltung, zurschaustellung und ausbeutung von tieren im offenburger weihnachtszirkus.

animal human liberationseit jahren gastiert um die weihnachtszeit in offenburg ein sogenannter weihnachtscircus und bietet ein umfangreiches unterhaltungsprogramm. leider auch immer mit tieren im programm. in diesem jahr lief das ganze unter der regie des bekannten zirkusunternehmens charles knie und bot neben akrobatik, clownerie, jonglage, ballett und musik eben auch nummern mit tigern, trampeltieren, zebras, nandus, lamas, känguruhs, rindern und pferden. grund genug für lokale aktivist*innen an zwei tagen jeweils vor der vormittags- und nachmittagsvorstellung gegen die tierausbeutung in zirkussen zu demonstrieren. initiiert wurde die aktion von der ortenauer ariwa-gruppe .

mit flyern, transparenten und plakaten machten sie auf die quälerische haltung der tiere aufmerksam. viele zirkusbesucher*innen nahmen das informationsmaterial an, ließen sich aber nicht davon abhalten, die vorstellung dennoch zu besuchen. manche leute reagierten aggressiv, laut und beleidigend auf das engagement der aktivist*innen. zu körperlichen übergriffen kam es nicht. einige passant*innen spendeten uns beifall, hupten oder zeigten daumen nach oben.

immer mehr städte ringen sich zu einem auftrittsverbot von zirkussen mit (wild-)tieren auf ihren flächen durch, so auch baden-baden. in offenburg scheinen die grünen einen entsprechenden antrag im gemeinderat gestellt zu haben.

die rechte der tiere werden weder durch verbote noch von den grünen (ich sag nur „veggie day“…) erkämpft. überall, wo tiere gequält, ausgebeutet und ermordet werden müssen wir als veganer*innen und tierrechtler*innen immer wieder präsent sein und uns für ein ende dieser zustände einsetzen. das ist ein langer weg, der oft genug noch zu jedem tierausbeutenden zirkus und zoo führen wird und zu jeder widerlichen jagd- und angelmesse (demnächst in dieser stadt…).

gegen die ausbeutung der tiere.

bis jeder käfig leer ist.

 

 

 

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„…vollidiotisierte Kniebiesler…“

alle rassistenich hab ja schon ein paar mal darüber nachgedacht, etwas über das phänomen „pegida“ zu schreiben. genug hass dazu hätte ich. aber irgendwie war mir dann immer meine zeit dafür zu schade.

nun lese ich ja ab und an (naja, täglich…) die taz, denn manchmal steht da ja doch was schlaues drin. und in der heutigen ausgabe hat josef winkler mir die arbeit abgenommen und eine exzellente, tiefschürfende und ausgewogene kolumne über pedida geschrieben. die will ich euch nicht vorenthalten, habe sie auf taz.de einfach geklaut und faul hier reinkopiert. winkler spricht mir aus dem herzen. danke. [„kniebiesler“ ist übrigens ein bayrisches schimpfwort und bedeutet so viel wie „halbstarker oder unreifer bursche“]

Das Letzte

von Josef Winkler

Heute ist Ängsteernstnehmen modern. Darf man über Pegida trotzdem noch Witze machen? Nur, wenn einem noch welche einfallen.

Ich weiß nicht: Darf man jetzt Witze über Pegida machen, oder fühlen die sich dann verunglimpft und verdoppeln sich aus lauter Trotz gleich wieder? Es heißt ja, dass man die Sorgen und Ängste dieser Bürger ernst nehmen muss. Oder war’s wahrnehmen? Annehmen? Jedenfalls irgend so was Sozpäd-„reden wir darüber“-Mäßiges, wie bei einem pubertierenden Teenager, bei dem man Angst hat, ihm allzu entschieden mit Vernunft zu kommen, weil er sonst noch komplett austickt und die Bude anzündet, in den Briefkasten scheißt oder sich was antut. Weil Pubertierende ja kein Gehirn im landläufigen Sinn haben.

Ach, Pegida. Mich regt da ja der Name schon auf. Aber was erwartet man von einer „Bewegung“ aus einem Land, in dem 60 Prozent der Bevölkerung Ronny, Peggy oder Mandy heißen. Die „Pegida-Bewegung“ – das klingt so ostig-medizinisch und, natürlich denkt man sofort an Darmbewegung und mit unschönem Geräusch verbundene Ausscheidungen, und so falsch liegt man da ja auch nicht. Dresden, Hauptstadt der Peristaltik.

Klar, früher hätte man gesagt: Jammer-Ossis, macht mal halblang! Grad mal aus der Glotze wissen, wie eine Moschee aussieht, und zwar schon mal läuten hören, dass es im Islam kein Christkind gibt und die Nase abgeschnitten wird, wenn man die Burka falschrum anzieht, aber freilich nicht in unserem Viertel, weil da gibt’s ja gar keine Muslime – aber pompös auf Bürgerrechtler machen gegen die „Islamisierung des Abendlandes“, als könnte der Islam was dafür, dass ihr zu doof wart, irgendwas aus den ca. 536 Fantastilliarden Aufbaukohle zu machen, die wir seit 25 Jahren zu euch rüberbuttern. Hätte man früher gesagt. Kann man heute nicht mehr so sagen. Heute ist Ängsteernstnehmen modern. Das sind nicht alles Nazis, werden wir ermahnt.

Wobei klar ist: Die Nazis waren ja auch nicht alle Nazis. Viele von denen waren zum Beispiel nur kackblöde Idioten. Oder verdummte Saudeppen. Auch vollidiotisierte Kniebiesler, gefühlskalte Wixer, empathiefreie Drecksäcke, frustrierte armselige Würstchen, gewalttätige Arschlöcher, selbstgerecht-zynische Brunzkacheln waren dabei, damals, und einem ähnlich breiten Spektrum menschlicher Dummbratzigkeit bietet jetzt eben Pegida ein Dach.

Man würde am liebsten…

Und da kann es dann schon reichen, ein deppertes Arschloch zu sein, und wenn man dann auf der Pegida-Demo rumsteht und vielleicht gar noch seine moosdoofe Fresse aufreißt, um einen kretinoiden Slogan zu plärren, den man sich von dem rechten Dreckspack, das die Party hier organisiert, ins Hirn hat scheißen lassen, dann könnt’s schon passieren, dass man für einen Nazi gehalten wird. Und wenn dann einer sagt, schau mal, Nazis!, dann tun sie verunglimpft und singen Weihnachtslieder, dass man am liebsten …

Ach, wenn ich überlege, mir fallen eh keine Witze über Pegida ein. Ich weiß auch, dass es unfair ist, die ganze Scheiße als ostdeutsches Phänomen darzustellen, aber hey … Es muss jetzt auch wirklich mal eine Ruhe sein. Dies war meine letzte Wortklauberei-Kolumne. Ich bedanke mir sehr fürs Lesen all die Zeit und wünsche das Beste fürs neue Jahr und weit darüber hinaus. Servus.

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im heimatmuseum: „Auf Leben und Tod – Kehl und der Erste Weltkrieg“

der erste weltkrieg feiert seinen hundertsten geburtstag und alle feiern mit. so auch das städtische hanauer museum in kehl. zuletzt hatte ich dieses als grundschüler auf einem ausflug besucht. der provinzmief hielt mich seither von einem erneuten besuch ab. aber da auch ich gerne geburtstag feiere lies ich es mir nicht nehmen, den mief zu ignorieren und einen zweiten versuch zu starten. ich wurde positiv überrascht.

die ausstellung ist in zwei bereiche und räume unterteilt: „heimat“ und „front“. sehe ich mal von der eher enttäuschenden installation der künstlerin ilse teipelke zum thema „front“ ab, ist die ausstellung, die seit dem 26.06.2014 zu sehen ist, gelungen, auch weil sie für mich zwischen den zeilen, eher hintergründig einen hauch von antimilitarismus atmet und eine kritik am patriotismus übt. vielleicht interpretiere ich auch zuviel hinein: vielleicht würde ein*e gestandene*r nazi oder vaterlandsgesell*in das genau anders herum deuten. aber tafeln mit überschriften wie „die langen leben der generäle“, die aufzeigen, dass die generäle durch die bank sehr alt wurden, die normalen soldaten aber allesamt jung und brutal an den fronten zu tode kamen, scheinen mir doch eine kritik am militarismus auszustrahlen. ein anderes schild würdigt erich maria remarque und seinen roman „im westen nichts neues“, der jahre später von den nationalsozialist*innen zu hauf verbrannt wurde.

interessant für mich war an der ausstellung natürlich ihr bezug auf kehl und die umliegenden gemeinden. viele der auftauchenden familiennamen sind mir geläufig und mit den urenkeln der damaligen protagonist*innen ging ich wohl teilweise zur schule.

der „heimat“-raum ist ganz stark den völlig absurden und skurilen „patriotika“ gewidmet. das sind gegenstände die ein patriotisches „branding“ tragen. hier findet sich wirklich so ziemlich jeder alltagsgegenstand, von der schnupftabakdose mit eisernem kreuz und „gott mit uns“ über essteller mit soldatenromantik bis hin zu weihnachtsbaumschmuck in form von 42-mm-granaten der „dicken bertha„. nahezu jedes unternehmen beteiligte sich am patriotischen irrsinn und das sicher nicht nur, weil es sich davon mehr profit erhoffte. parallel dazu fand eine säuberung der deutschen sprache statt: unzählige nichtdeutschsprachige markennamen wurden patriotisiert. das wurde dann im stil von „aus raider wird twix“ beworben. diese lustigen sprachpurist*innen gab es also schon damals. die patriotisierung war allumfassend.

sehr spannend und informativ sind die auszüge aus dem tagebuch des kehlers matthias nückles, der aus der sicht eines einfachen menschen beschreibt, wie sich der alltag verändert und der krieg immer näher rückt. schließlich kommt sogar gegen ende des krieges die revolution nach kehl. nückles beschreibt dies in drei akten (siehe fotos 8., 9. und 10.). dass es in kehl einen arbeiter- und soldatenrat gab, war mir echt neu.

auf einem großformatigen bild ist der damalige kaiser wilhem II (der verkackte kriegstreiber) mit gesenktem kopf vor einem grab eines gefallenen soldaten zu sehen. er wird mit den worten „Ich habe es nicht gewollt.“ zitiert. jahre später sollte der glühende antisemit in einem brief an seinen amerikanischen freund pouitney bigelow, der ein großer verehrer hitlers und mussolinis war, folgenden satz schreiben: „Die Presse, die Juden und Mücken sind eine Pest, von der sich die Menschheit so oder so befreien muß – I believe the best would be gas [„ich glaube, gas wäre die beste lösung“; nigra].“

die ausstellung ist noch bis zum 11.01.2015 zu sehen. hingehen, lachen und weinen.

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neuer öffentlicher schlüssel

hier findet ihr meinen neuen öffentlichen schlüssel.

der fingerabdruck lautet E1D4 35A0 AE63 C52E 7079 DD7C 4238 4A07 C1AD FC10

auf emailselfdefense findet ihr aktuelle anleitungen zur verschlüsselten e-mail-kommunikation für gnu/linux, windows und mac.

gnupg-infographic

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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