600 gegen das Nazizentrum L’Arcadia in Strasbourg

Am gestrigen Samstag gingen bei dauerhaftem Regen über 600 Menschen gegen das Lokal „L’Arcadia“ der faschistischen „Bastion Social“ auf die Straße. Aufgerufen hatte das Bündnis „Fermons L’Arcadia“ (Lasst uns das L’Arcadia schließen). Ein breites Spektrum zeigte den Rechten laut und bunt, dass sie in Strasbourg nicht erwünscht sind.

Am neunten Dezember 2017 eröffnete die Strasbourger Ortsgruppe der „Bastion Social“ (Französisch für „Soziales Bollwerk oder Festung“) ihr Lokal in der Rue Vauban 29 im Stadtviertel Esplanade. Am Abend des gleichen Tages wurde von einer zwanzigköpfigen Nazibande ein Mann algerischer Herkunft angegriffen, es fand ein homophober Übergriff statt und ein paar Tage später wurde die Front eines arabischen Ladens mit rassistischen Parolen beschmiert.
Es finden regelmäßig Kneipenabende zur Unterstützung des Lokals statt.
Am 13. Januar diesen Jahres trat im „L’Arcadia“ der italienische Faschist Gabriele Adinolfi auf und sprach zum Thema „Revolutionärer Nationalismus“. Adinolfi ist einer der maßgeblichen Vordenker der faschistischen Casa Pound in Italien und war Angeklagter im Prozess um den faschistischen Bombenanschlag in Bologna im Jahr 1980, bei dem über 80 Menschen ermordet wurden.
Die Strasbourger Bastion Social verteilt Essenspakate an obdachlose Französ*innen, lädt diese ins L’Arcadia ein und gibt sich so einen sozialen Anstrich: „Wir unterstützen Franzosen, die der Staat allein gelassen hat.“
Es kam zu Flyer-Aktionen im Viertel, mit denen für ihr Zentrum geworben wurde.

Die „Bastion Social“ ging Ende 2017 aus der frankreichweiten faschistischen Student*innenorganisation Groupe Union Défense (GUD) hervor und steht ganz in der Tradition der italienischen Casa Pound. Sie teilt mit ihr ähnliche bis gleiche Werte, bedient sich der gleichen Aktionsformen und will als soziale Einrichtung wahrgenommen werden, die sich um die Belange und das Wohl des „kleinen (französischen/italienischen) Mannes“ kümmert.

Nachdem es schon am Tag der Eröffnung eine antifaschistische Demo mit über 400 Menschen gab, wurde das Lokal in der Nacht zum 18.12.2017 angegriffen: Die Frontscheiben wurden zerstört und der Schriftzug „161 > 88“ hinterlassen.
In der Stadt ist die Existenz des Nazizentrums inzwischen ein Politikum bis hin zum Bürgermeister und zum Präfekten. Diese sehen sich aber nicht in der Lage, das Lokal zu verbieten: Der Besitzer des Hauses hat das Lokal privat an eine Art Verein, der das „L’Arcadia“ betreibt, vermietet. Eltern und Lehrer*innen einer in der Nähe gelegenen Schule äußern vermehrt Besorgnis über die Tatsache, dass ihre Kinder in der Nachbarschaft eines Nazizentrums unterrichtet werden.

So versammelten sich gestern über 600 Antifaschist*innen aus einem breiten Spektrum der (nicht nur) linken Szene zur Demo auf dem Place de Zurich und wollten eigentlich direkt zum „L’Arcadia“ gehen: Das wurde von der Polizei bzw. der zuständigen Präfektur nicht zugelassen (u.a. hatten die Faschist*innen ab 12 Uhr zur Verteidigung ihres Lokals aufgerufen.). Stattdessen ging es im großen Bogen um das Viertel Esplanade. Lautstark und bunt zog die Demo durch Strasbourg, es wurden Flyer verteilt, Gespräche mit Passant*innen geführt, Reden gehalten und anhaltend Parolen auf Französisch und deutsch gerufen. Aus ganz Baden-Württemberg waren Antifaschist*innen angereist, um die Genoss*innen auf der anderen Seite des Rheins zu unterstützen und sich mit ihrem Kampf gegen die „Bastion Social“ und ihr Lokal zu solidarisieren.

Die Seitenstraßen wurden akribisch von den Flics geschützt: kein Antifa sollte auch nur in die Nähe des „L’Arcadia“ gelangen. Das Bullenaufgebot war groß und martialisch ausgerüstet mit überdimensionierten Pfefferspraygeräten, Tränengasgewehren, Gasmasken, Schilden etc.

Bis auf einen Anti-Antifa-Fotografen, der die Demo abfilmte (und vertrieben wurde), ließen sich die Nazis nicht blicken. Die DNA (Zeitung „Dérniers nouvelles d’Alsace“) berichten, dass am späten Nachmittag zwei Nazis aus dem „L’Arcadia“ einen Tramführer angriffen und festgenommen wurden.

Der Kampf gegen das „L’Arcadia“ hat gerade erst begonnen.
Vertreibt die Faschist*innen aus unseren Vierteln.
Zerschlagt die „Bastion Social“.

Für die Anarchie.

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