Strasbourg: Über 500 Menschen gegen Atomenergie und im Gedenken an Fukushima

Am sechsten Jahrestag der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima gingen im elsässischen Strasbourg im Rahmen des Aktionswochenendes „Für die Zukunft unserer Kinder – Gegen Atomkraft“ über 500 Menschen auf die Straßen, um gegen Atomenergie, für die Schließung des maroden AKWs in Fessenheim und in Solidarität mit dem Widerstand in Bure zu demonstrieren.

Am elften März 2011 löste ein Seebeben vor der Küste Japans einen Tsunami aus, in dessen Folge es zu mehreren Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam. Noch heute, sechs Jahre später, kämpfen die Menschen in Japan gegen die Folgen dieses Super-Gaus und gegen die ignorante Haltung der Behörden, der Politik und des Energiekonzerns Tepco.
Eine Folge der Katastrophe in Japan war der schnell beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland. In Frankreich sieht es leider anders aus. Von einem Ausstieg kann hier noch lange keine Rede sein, liefern die Atomkraftwerke dort noch immer um die 80 % des Stroms. Widerstand gab und gibt es aber auch in Frankreich, sei es in den 1970er Jahren gegen das geplante AKW im deutschen Whyl, sei es gegen das seit 25 Jahren von der ANDRA geplante Atommülltieflager CIGÉO in Bure (1, 2) oder hier in der Region gegen das unfallanfällige AKW in Fessenheim direkt am Rhein.

So trafen sich am gestrigen Samstag über 500 Menschen von beiden Seiten des Rheins auf dem Place Adrien Zeller in Strasbourg. Eine Samba-Gruppe aus Stuttgart und eine Band aus Bure sorgten für Musik, französische und deutsche Reden wurden verlesen. Diverse große NGOs und Parteien waren am Start, den Großteil der Menge machten aber langjährige Aktivist*innen aus der Ökologie- und linken Bewegung aus. Die Demo zog mit vielen Transparenten, Fahnen, Schildern und selbstgebastelten Atommüllfässern zur Zwischenkundgebung auf dem Place de la Republique. Dort wurde am Mahnmal für die Toten der beiden Weltkriege ein Kranz für die Opfer der Atomindustrie niedergelegt und verschiedene Reden gehalten.

Weiter ging es zur Abschlusskundgebung auf dem Place Kleber, wo ein Infostand über den Widerstand gegen Atomkraft informierte, die Atommüllfässer zu einer Mauer aufgebaut wurden, Reden gehalten wurden und eine Band spielte.

Alles in allem eine gelassene Demo, die bei schönstem Wetter ihr Anliegen unter die Leute bringen konnte. Viele dieser Leute reagierten auf das Anliegen mit Ablehnung oder sogar dem gestreckten Mittelfinger: Frankreich ohne Atomenergie? Undenkbar!

Eine Handvoll Anarchist*innen hielt ein Transparent und verteilte zweisprachige Flugblätter, die beide inhaltlich nicht bei der Forderung nach dem Atomausstieg stehen blieben, sondern den Ausstieg aus dem Kapitalismus und eine herrschaftsfreie Gesellschaft forderten. Das gefiel nicht jedem*jeder. Mir schon.

Vom seit Monaten andauernden Ausnahmenormalzustand in Frankreich war wenig zu spüren und zu sehen. Die Demo wurde von nur wenigen Bullen begleitet und in Ruhe gelassen. Ab und zu waren Bullen und Soldat*innen mit Maschinengewehren zu sehen, so z.B. an der Synagoge, am Place Kleber und am Hauptbahnhof.

Am heutigen Sonntag sollte vor dem AKW Fessenheim eine Versammlung mit anschließender Demo stattfinden.

Antinucleaire!
Anticapitaliste!
Anarchiste!

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