offenburg: einheit unterm narrenbaum

100 menschen demonstrierten heute in offenburg bei strömendem regen gegen…ja, gegen was eigentlich? die wirre inhalte der reden auf der kundgebung der aussiedler und migranten partei deutschlands „die einheit“ machte eine eindeutige einordnung nicht leicht.

nachdem es in mehreren städten im südwesten am 24.01.2016 als reaktion auf die vermeintliche vergewaltigung eines 13jährigen mädchens durch männliche geflüchtete in berlin (später stellte sich das ganze als erfindung des mädchens heraus) spontane demonstrationen gegen geflüchtete gab, folgte heute in offenburg eine ordentlich angemeldete kundgebung unter dem motto „mehr schutz und sicherheit für kinder und frauen in deutschland.“ auf dem rathausplatz.

im vorfeld tauchten billig gemachte plakate mit dem motto „demonstration gegen die gewalt der flüchtlinge“ in der gegend auf, die rassistische „bürgerwehr ortenau“ und lokale nazis um florian stech kündigten ihr kommen an. als reaktion darauf wurde vom ortenauer bündnis „fluchtursachen bekämpfen – kapitalismus überwinden“ eine gegendemonstration angemeldet. 100 menschen folgten dem kurzfristigen aufruf und demonstrierten vom bahnhof in die innenstadt, wo der treffpunkt der komischen die-einheit-kundgebung von vielen bullen (trotz der hier in der region stark gefeierten fasnacht, die traditionell große bullenkräfte bindet), als mauer aufgestellten wannen und absperrgittern vor den antirassist*innen geschützt wurden.

nach einigen reden und alter musik (irgendwas mit „…erkämpft das menschenrecht!“ und „…mein name ist mensch!“) wurde gegen 14 h 30 die antira-demo aufgelöst und alle begaben sich (plötzlich war das möglich…) zur „demonstration gegen die gewalt der flüchtlinge“. ungefähr 250 menschen hatten sich dort eingefunden und lauschten den reden der vertreter*innen der partei die einheit, alexej simon (anmelder der kundgebung und kandidat für die landtagswahlen in baden-württemberg) und dimitri rempel (gründer und vorsitzender von „die einheit“ aus baden-baden). zusätzlich kamen viele andere menschen zu wort, auch spontan. es gab so eine art „open mic“. all das geschah vor einem transparent mit der aufschrift „frau merkel du hast dein eigenes volk verraten“.

in den reden spiegelte sich eine wirre mischung aus volkstümelei, verschwörungstheorien, stolz auf die herkunft und angst vor dem fremden wider. sätze wie „die regierung spaltet uns!“, „wir sind ein volk, von unten, nicht von oben!“, „die medien manipulieren uns!“, „wir sind deutsche, die nach deutschland kamen.“ (hier wir bezug genommen, auf die spätaussiedler*innen-herkunft vieler anwesender.), „lisas eltern standen unter großem druck.“ (hier wir bezug genommen auf die aussage der 13jährigen lisa, dass sie die vergwaltigung durch männliche geflüchtete erfunden hatte.), „meine eltern kamen als gastarbeiter nach deutschland, aber sie haben sich angepasst.“ und ähnliches zeichneten ein bild, das mich an die montagsmahnwachen erinnerte: menschen ohne politische haltung konsumieren eindeutig zu viel schlechte webseiten. völlige verwirrung stiftete eine rednerin, die sagte, dass doch alle mensch gleich seien, egal ob deutsche, aussiedler, ausländer oder flüchtlinge. hier applaudierte die eine hälfte der die-einheit-kundgebung, während die andere hälfte die rednerin ausbuhte.
ein schild mit der aufschrift „achtung! wir wollen mehr schutz für kinder und frauen! sonst werden wir es selber machen.“ könnte der „bürgerwehr ortenau“ zugeordnet werden, drohte es doch selbstjustiz an. mehrere männer hatten rote t-shirts mit dem spruch „europa gegen importierte gewalt“ und einer erhobenen faust übergestreift. der begriff „importierte gewalt“ bzw. „importierte kriminalität“ ist beliebt in rechten kreisen und findet sich immer wieder in den entsprechenden foren und rechten websites.
es war schon richtig, dass der wirre haufen seine kundgebung unter dem narrenbaum abhielt. viel mehr fällt mir dazu nicht mehr ein…

ach doch, eins noch: der gewaltbereite nazi florian stech und seine kameraden ließen sich nicht blicken.

falls es ein nächstes mal geben sollte, bringen wir statt fahnen und transpies unsere alu-hüte mit.

 

 

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