195 menschen demonstrierten am samstag in offenburg unter dem motto „fluchtursachen bekämpfen! kapitalismus überwinden!“ und machten deutlich, dass sie weder merkels heuchlerisches „wir schaffen das!“ noch die europäische flüchtlingspolitik unterstützen, sondern im gegenteil die fluchtursache nummer eins, den kapitalismus bekämpfen wollen.
der demo ging eine wochenlange bündnisarbeit voraus. kirchliche, kurdische, alevitische, jessidische, anarchistische, kommunistische, friedensbewegte, antifaschistische, migrantische einzelpersonen und gruppen bereiteten die demo vor. es wurden mehrere tausend flyer verteilt, hunderte plakate aufgehängt, eine 24seitige broschüre erstellt und verteilt, mehrere infostände in der ortenau durchgeführt, die menschen in den unterkünften für geflüchtete informiert und pressearbeit gemacht. einige tage vor der demo hatten unbekannte im namen des ortenauer migrationsamtes einen brief in umlauf gebracht, in dem die rassistische flüchtlingspolitik für beendet und das migrationsamt für geschlossen erklärt wurde. stattdessen solle dieses in ein museum umgewandelt werden, das über rassistische progrome und übergriffe aufklären wolle.
so konnten ca. 200 menschen bei regnerischem wetter (das ist voraussetzung für demos in offenburg…) zur auftaktkundgebung am zentralen omnibusbahnhof mobilisiert werden. das ist für offenburger verhältnisse eine ordentliche zahl. teile der kurdischen community, geflüchtete, roma und sinti, die bündnisgruppen und viele einzelpersonen war da.
nach der eröffnungsrede der anarchistischen initiative ortenau ging es mit musik und parolen in die innenstadt, am arbeitsamt vorbei in den bürger*innenpark, wo ca. 20 holzkreuze im vorfeld aufgestellt wurden, die einerseits an die toten, geflüchteten menschen an den europäischen außengrenzen und im mittelmeer erinnern und andererseits die fluchtursachen benennen sollten. nach einer schweigeminute hielt ein vertreter der dfg-vk mittelbaden eine rede. im anschluss ging die demo weiter zum rathaus, wo die abschlusskundgebung mit reden der roten aktion, der partei die linke und eines geflüchteten jugendlichen aus dem balkan stattfand.
den abschluss des tages bildete eine kleine feier im gemeindesaal der evangelischen stadtkirche, wo ein geflüchteter jugendlicher ein kleines geigenkonzert gab, der a.c.a.b. (all cops…äh nein, arbeiterchor achern-bühl) uns mit bella ciao & co. beglückte und the new white rose diverse stücke zum besten gaben.
schilder wie „r.t. erdogan ist ein faschistischer diktator“, „keine abschiebung über nacht“, personenkultige öcalan-portraits und parolen wie „siemens, bosch und deutsche bank, der hauptfeind steht im eigenen land!“ irritieren mich immer wieder, greifen sie doch entweder viel zu hoch (erdogan ist zwar ein machthungriges arschloch, aber kein faschistischer diktator.) viel zu kurz (warum sind konzerne und banken die hauptfeinde?) oder sind zu ungenau (sind abschiebungen am tag ok?). dennoch war die hauptintention der demo, den kapitalismus als fluchtursache nummer eins zu benennen und die forderung, ihn zu überwinden, richtig und muss in derzeitigen diskussionen immer wieder betont werden. alles andere ist kokolores.
die überflüssigen bullen waren mit wenigen sichtbaren kräften am start und wurden unterstützt von einem völlig überflüssigen anti-konflikt-team und zwei gänzlich unauffälligen zivibullen.
ein sprecher des bündnisses kündigte an, dass die arbeit deselben nun erst anfange und nannte als mögliche aktionsziele die lokal ansässigen rüstungszuliefererfirmen wie bebusch in haslach, welche waffenformen für heckler und koch spritzt oder doll fahrzeugbau in oppenau, die getriebeteile für militärfahrzeuge herstellt.
es gibt noch viel zu tun.
kapitalismus überwinden!