hier dokumentiert nigra den unterstützungsaufruf für das von räumung bedrohte hausprojekt liebig 14 in berlin:
„Vom Gerichtssaal auf die Straße“
Das autonome Wohn- und Kulturprojekt Liebig 14 steht kurz vor der Räumung. Am 13.11.2009 fand der letzte Prozess gegen das Hausprojekt in der Liebigstraße 14 in Berlin statt. Wie vorauszusehen war, wurde der juristische Kampf um die bestehenden Mietverträge verloren. Jetzt gilt es einer drohenden Räumung auf anderen Ebenen etwas entgegenzusetzen!
Das Haus in der Liebigstraße 14 wurde 1990 nach Leerstand besetzt und erlangte 1992 durch die Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) Einzelmietverträge. Seit der besetzung bietet das Projekt gemeinschaftlich verwalteten Wohnraum für Menschen verschiedenster Altersgruppen und Herkunft sowie Platz für kulturelle Veranstaltungen und politisch- emanzipatorische Arbeit. Im Jahr 1999 wurde das Haus an die LiLa GbR verkauft, bestehend aus den Gesellschaftern Suitbert Beulker und Edwin Thöne. Mit dem Eigentümerwechsel begann eine Reihe von aggressiven Maßnahmen gegen die Bewohner_innen und die kollektive Wohnform. Wie z.B. die Räumung der Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss 2007 und dem Abbau einer Zwischentür im Treppenhaus, welche von den BewohnerInnen notwendigerweise anstelle der einzelnen Wohnungstüren eingesetzt worden war. Diese musste letztendlich auch als Kündigungsgrund herhalten.
Die Liebig 14 positioniert sich gegen gesellschaftliche Ausgrenzung und Unterdrückung jeglicher Art und bietet kollektiven Wohnraum für politisch Interresierte und vom profitorientierten Wohnungsmarkt Ausgeschlossene. Die selbstorganisierte Hausgemeinschaft ermöglicht zudem ein solidarisches und selbstbewusstes Auftreten im Umgang mit „Hauseigentümern“ und drohender Verdrängung.
Die Verdrängung unkommerzieller Projekte ist mit eine Folge der umfassenden Aufwertung der Innenstadtgebieten (Gentrifizierung). Die Modernisierung von günstigem Wohnraum und die dadurch steigenden Mieten sind eine folge kapitalistischer Verwertungslogik. Dadurch findet vor allem eine Verdrängung einkommensschwacher Menschen statt.
Organisierte Hausgemeinschaften, wie sie in
Hausprojekten existieren, ermöglichen von Gentrifizierung betroffenen
MieterInnen, sich gegen drohende Verdrängung effektiv zur Wehr zu setzen.
Daher ist der Kampf für den Erhalt eines Autonomen Hausprojektes ist als exemplarisch für den Widerstand gegen Gentrification zu begreifen.
„Wenn sie sich mit eine_r von uns anlegen, legen sie sich mit uns allen an.“
Die Liebig 14 ist in Berlin Teil einer Struktur linksradikaler Freiräume, in denen versucht wird, die Einflüsse gesellschaftlicher Ausgrenzungs- und Unterdrückungsmechanismen wie z.B. Rassismus, Sexismus, Homophobie möglichst gering zu halten. Doch geht es nicht darum, sich die eigene schöne Welt zu schaffen sondern um den Anspruch , mit den Ideen einer Gesellschaft ohne Kapitalismus, Hierarchien und Unterdrückung, in die Gesellschaft zu intervenieren. In Angesicht dessen, wäre der Verlust eines Raumes, in dem dies Erprobt und für einige Menschen Lebbar gemacht wird nicht hinzunehmen. Das Vorgehen gegen eines unserer Kultur- und Wohnprojekte ist mit ein Angriff auf alle, die dieses und ähnliche Projekte nutzen aber auch auf alle, die mit den Ideen und Ansprüchen des Projektes die Gesellschaft erreichen wollen. Darum seid Solidarisch und unterstützt den Kampf um den Erhalt der Liebigstraße 14.
Gerade in letzter Zeit kam es in Berlin zu einem schlag der staatlichen repressionsorgane gegen einzelpersonen sowie linksradikale strukturen. Menschen wurden festgenommen, Hausprojekte gerazzt, keine 2 wochen später wird das Wohnprojekt in der Brunnenstrasse 183 geräumt und kurz darauf ein Jugendlicher in einem Park von Zivilpolizisten angeschossen. Darauf gab es bereits viele Antworten, jedoch gilt es auch nach vorne zu blicken und sich auf kommende Ereignisse vorzubereiten um nicht weiter in die deffensive zu geraten. Eine Räumung der Liebig 14 kommt für uns nicht in frage. Zeigen wir gemeinsam, dass wir keinen bock haben auf diesen staat und seine repression, dass wir keinen bock haben auf Fremdbestimmung und dass wir keinen bock haben auf kapitalistische Verwertungslogik. Wir wollen das schöne leben – nicht übermorgen, nicht morgen sondern jetzt!
Kapitalistischen normalbetrieb stilllegen!
Wir bleiben alle!