Nach über dreißig Jahren Punk, schreibe ich hier meine erste Plattenrezension und dann auch noch über eine rap-rock-artige Kinderplatte…los geht’s!
Schon die erste Platte von Sukini „Schmetterlingskacke“ von vor vier Jahren war bis vor Kurzem die beste Kinderliederplatte, die ich je gehört habe. Und ich kenn so einige richtig schlimme…Sie war ein totaler Gegenentwurf zum ekligen Rolf Zuckowski und Co. Bei Sukini reimt sich Anarchie auf Fantasie und in superverständlicher Sprache verhandelt sie genau die Themen, über die sie schon als Zeckenrapperin Sookee für „Erwachsene“ gerappt hat: Feminismus, Gefühle, Homosexualität, Gleichberechtigung, Queerness, Respekt, Bewegungsfreiheit u.v.m.
Nun kam ihre zweite Platte raus: „Da haben wir den Salat“. Und sie toppt noch die Erste. Das ist richtig gute Mucke mit Gänsehauttexten: Warum gab es solche Musik nicht, als ich sie gebraucht hätte? Die Musik ist nicht mehr so raplastig sondern rockiger, sie ist sehr vielseitig und es kommen verschiedene Instrumente zum Einsatz. Dafür holt sie sich Support von Saskia Lavaux, der Band D!E GÄNG und Shaban. Inhaltlich schließt sie an die erste an. Sie ist aber deutlicher, härter und fordernder. Vielleicht auch, weil ihr eigenes Kind jetzt älter ist und zur Schule muss? Würde mich nicht wundern, wenn sie eine Freie Schule gründet.
„Her mit der Revolution, liebe Leutis,
her mit der Revolution!“
Sukini; aus dem Song „Okay leutis“
Für mich ist der Hit der Platte auf jeden Fall „Da haben wir den Salat“: Ein Lied gegen Tierausbeutung und für den Veganismus. Yeah! Aber auch alle anderen Stücke sind absolute Knaller. Es geht um Gefühle, Schule, Zensuren, Achtsamkeit, Geschlechter, Kinderrechte, häusliche Gewalt, Vielfalt und den Safer Space Frauenhaus. Am Ende kommt wie bei „Schmetterlingskacke“ ein Einschlaflied.
„Sie sind kein Schinken, Mortadella, ihre Milch kein Mozarella.
Kein Ei, kein Fisch auf’n Tisch, kein Kaninchen auf’m Teller.
Sie alle gehören in Gewässer, auf Wiesen oder Felder.
Und die Milch der lieben Kuh trinken die Kälber besser selber.“
Sukini; aus dem Song „Da haben wir den Salat“
Diese Platte sollte in allen Kinderzimmern und auf allen Kindergeburtstagen rauf und runter laufen: Philosopie, Politik, Ethik und Sexualität sind nicht nur Erwachsenenthemen. Alle Kinder haben das Recht über sie adäquat, emanzipatorisch und verständlich informiert zu werden. Und das macht Sukini mit ihrer Musik. Und es würde sicher nicht schaden, wenn die Erwachsenen auch zuhören.
Dass das Ganze wie schon die letzte Platte beim weltgrößten Musik-Konzern Universal Music Group verlegt wird, ist für mich schon ein Wermutstropfen (Ich konnte mich jedenfalls nicht dazu überwinden, denen noch mehr Kohle in den Rachen zu stopfen und hab mir die Songs auf anderem Weg besorgt). Aber wenn ich sehe, wie Kinder in meinem Umfeld auf Sukinis Musik abfahren, kann ich beide Augen zudrücken…und auf „play“ drücken!