mit dem bus gings mitten in der nacht los nach dresden. unterwegs trafen wir immer mehr busse und bildeten den konvoi aus bayern und baden-württemberg. ohne kontakt zu nazis oder polizei erreichten wir um halb neun uhr morgens die ausfahrt dresden/prohlis . wir stiegen schon einige kilometer vor dresden aus und begannen mit weit über 1000 menschen den langen marsch in die stadt.
bei minusgraden bahnten wir uns den weg in die innenstadt, über uns der obligatorische helikopter.
in der reichenbachstraße/ecke gutzkowstraße dann die erste polizeikette. wir ließen uns aufspalten und abdrängen, eine kurze jagd durch höfe und gärten begann, begleitet von pfefferspray und tonfaschlägen.
der weg war nun von einer zweireihigen polizeikette und einem wasserwerfer abgeriegelt. wir sollten uns in die entgegengesetzte richtung bewegen, wo wir dann zu einem von der polizei bestimmten platz geleitet werden sollten. immer wieder gelang es kleinen gruppen durch die unorganisiert und planlos wirkenden einheiten der polizei zu brechen.
letztendlich landeten wir, von der polizei gelotst auf der kreuzung franklinstraße/strehlener straße, wo dann eine blockade begann. scheinbar machte dieser ort sinn, da er auf einer der möglichen nazirouten lag: die strehlener straße geht in die bayrische straße über, wo in höhe des hauptbahnhofes ein paar hundert nationalsozialisitsche jammergestalten herumlungerten und vergeblich darauf warteten, dass sie ihren glorreichen trauermarsch beginnen konnten.
versorgt mit heißer suppe, tee und der üblichen samba-gruppe, befanden wir uns nun südlich des hauptbahnhofs, sozusagen im aufmarschgebiet der nazis. in richtung norden durfte die blockade verlassen werden. umgekehrt wurde niemand zu uns durchgelassen. doch auch das gelang immer wieder: die polizeiabsperrungen und die dazugehörigen beamt_innen wurden einfach beiseite geschoben und gestoßen. hilflos mussten diese mitansehen, wie unsere blockade wuchs.
das herumliegende material einer angrenzenden baustelle und große mülltonnen wurden in mehr oder weniger sinnvolle straßensperren umfunktioniert, wobei der eine oder andere gegenstand seltsamerweise immer wieder in brand geriet. bei minusgraden ein vorteil. tiefschwarze rauchschwarten hüllten die nachbarschaft ein und verbreiteten einen ätzenden gestank.
über den ticker und die durchsagen des lautsprecherwagens erfuhren wir von anderen bestehenden blockadepunkten und es wurde so langsam klar, was schon wochen vorher erhofft wurde: die dämlichen nazis waren umsonst nach dresden gekommen und ihre zahl lag weit unter der der letzten jahre.
mehrere male versuchte die polizei sich stark in szene zu setzen, bahnte sich ruppig einen weg durch die sitzenden menschen, fuhr einen wasserwerfer auf und knüppelte immer wieder auf menschen ein. das alles zeigte wenig wirkung und beeindruckte die leute wenig: das ziel war solange zu bleiben, bis klar war, dass die nazis nicht marschieren würden. zivilcourage at it’s best: die menschen nehmen ihre belange selbst in die hände auch gegen den staat und seine gewaltmonopolistin, die polizei. allein das mitzuerleben ist es immer wieder wert, den ganzen scheiß mitzumachen. menschen zu sehen, die sich selbst ermächtigen gegen die autoritäten, ist wie ein energieschub, der mut macht.
in mehreren deligiertenplena wurde die lage besprochen und überlegt, wie es weitergehen könnte. die blockade sollte gehalten werden. einige wollten weiter zu anderen blockadepunkten, wieder andere wollten zum hauptbahnhof. dort landete auch nach einigem hinundher unsere bezugsgruppe. hier war partystimmung angesagt, da das scheitern der nazis schon sicher war: musik wummerte über den platz, es wurde getanzt und eine berliner vokü gab leckere vegane suppe aus.
mit guter laune, durchgefroren und müde erreichten wir unbeschadet um 18 uhr unseren bustreffpunkt, wo schon viele andere grinsende und erschöpfte leute saßen. alle aus unserem bus kamen unbeschadet wieder zurück. nach ein paar bieren schlummerten wir während der heimfahrt den schlaf der sieger_innen und träumten von einer welt ohne nazis…dresden ohne nazis hatten wir heute ja schon erreicht.
auch dieses jahr konnten die nazis also nicht marschieren. erreicht hatten das alle zusammen. weder die autonomen, die organisierten antifas, die sportlichen kleingruppen, noch die bürger_innen, gewerkschaften und parteien hätten dies einzeln geschafft. bündnisarbeit ist nicht immer leicht, aber der kleiste gemeinsame nenner, nämlich gegen nazis, scheint zumindest hier umsetzbar zu sein.
von der autobahn… …über stock und stein… schweine im weltall
eiswürfelwerfer ingewahrsamnahme blockade franklinstraße
dicht an dicht kuscheln die rote decke
durchbruch knie in die fresse in grafitti veritas
achtung baustelle! am lagerfeuer gera 2011
[wenn du die fotos anklickst, werden sie größer]
linx:
indymedia deutschland
no pasaran
dresden nazifrei (immer noch offline, nach der polizeirazzia)