Demonstration in Mannheim: There is no alternative – Kapitalismus überwinden!

Seit über 4 Jahren befindet sich die Weltwirtschaft in der schwersten Krise seit langem. Einhergehend mit einer massenhaften Verelendung, Arbeitslosigkeit und allgemeinen Verschärfung der Lebensbeding-ungen, spitzt sich diese auch in Europa – vor allem in Griechenland, Spanien und Portugal – immer weiter zu. Immer neue, schärfere und größere Sparprogramme und Rettungspakete sollen den Kapitalismus vor dem Zusammenbruch bewahren.

Das Drohszenario der Kredit- und Schuldenkrise dient der aus Europäischer Kommission, IWF und EZB bestehenden Troika zur Legitimation eines angeblich alternativlosen Spardiktats. Diese verordnete Sparsamkeit führt dazu, dass die „Sparsünder“ geradezu kaputtgespart werden. Die Folge sind massivste Einschnitte in Gesundheits- und Sozialsysteme, die die Menschen in Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Spanien oftmals an den Rand ihrer Existenz drängen. Während in diesen Ländern immer wieder Widerstand in Form von Streiks und Massenprotesten gegen das EU-Krisenregime aufkommt, sieht die derzeitige Lage im „Exportweltmeisterland“ Deutschland, das bisher als Gewinner aus der Krise hervorgeht, ganz anders aus:

Die gegenüber anderen EU-Ländern aggressive Krisenpolitik der Bundesregierung ruht auf einer soliden Basis aus Gewerkschaften, die dem Standort Deutschland sozialpartnerschaftlich verbunden bleiben, einer Opposition, die sich herzergreifend um den „deutschen Steuerzahler“ sorgt, sowie nationalistischen Ressentiments in weiten Kreisen der Bevölkerung. Chauvinistische Parolen und Pauschalisierungen, wie bspw. die “griechische Regierung müsste endlich mal ‘ihre Hausaufgaben machen’” (Westerwelle) oder das Bild des „faulen Griechen“ (Bild-Zeitung), stoßen in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit auf Zustimmung.

Zwar beteiligten sich hierzulande im vergangenen Jahr mehrere Tausend Menschen an antikapitalistischen Protesten wie dem europaweiten M31-Aktionstag oder auch Blockupy, doch von einem breiten Widerstand gegen das EU-Krisenregime in Deutschland kann bisher keine Rede sein. Während von der einen Seite nationalistische Stammtischparolen zu hören sind, beklagt man sich in linksliberalen Kreisen über die entfesselten Märkte und sehnt sich nach einem „gezähmten“ Kapitalismus. Mit Tobin-Steuer, Bankenverstaatlichung und einem soliden Sozialstaat soll der scheinbar vom rechten Wege abgekommene „Finanzmarktkapitalismus“ wieder in eine „produktive“, „schaffende“ soziale Marktwirtschaft überführt werden, von der angeblich alle profitieren würden.

Eine solche Kritik läuft Gefahr, letztlich mit moralischen Schuldzuweisungen Ressentiments zu bedienen. Verursacht wurde die aktuelle Krise jedoch nicht von spekulierenden Banken, Manager*innen oder den „Sozialschmarotzern“. Sie ist vielmehr ein immer wieder – mal mehr, mal weniger regelmäßig – auftretender fester Bestandteil des Kapitalismus.

Der Kapitalismus ist die einzige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in der der Überfluss an Gütern ein Problem darstellt. Unverkäufliche Güter können zum Ruin ihrer Besitzer*innen führen und schlussendlich zu einer Überproduktionskrise. Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen, denen es am Nötigsten fehlt und die nicht in der Lage sind, das einzige worüber sie verfügen – ihre Arbeitskraft – zu verkaufen.

Dies führt zu der absurden Situation, dass Lebensmittel, welche nicht verkauft werden können, auf der Müllhalde landen, während andernorts Menschen Hunger leiden. Oder dass zum Beispiel in Spanien neue Häuser gebaut wurden, die nun leer stehen, da sie sich niemand leisten kann; gleichzeitig steigt die Zahl obdachloser Menschen an.

Die Produktivkräfte (sprich, die Maschinen zur Produktion von Gütern) waren in der Menschheitsgeschichte noch nie so weit entwickelt wie heute. Es wäre durchaus möglich, in einer Welt, die weder Hunger und Krieg noch Leid oder andere existentielle Ängste kennt, zu leben. Dazu wäre es nur notwendig, die Produktion der Güter bedürfnisorientiert und vernünftig in die eigenen Hände zu nehmen. Der Kapitalismus ist aber weder das Eine noch das Andere, sondern Willkürherrschaft der Warenproduktion. Im Kapitalismus zählt nur die Verwertung des Wertes, sprich das Erwirtschaften von Profit, um diesen sogleich wieder zu reinvestieren, aber nie die Bedürfnisse aller Menschen.

Anstelle dieses kapitalistischen Überlebenskampfes und dem aus ihm erwachsenen Krisennationalismus setzen wir uns für eine antinationale Solidarität zwischen allen Menschen ein, die unter den Lasten des kapitalistischen Alltagswahnsinns leiden. Alternativlos für ein Ende des alltäglichen Elends sind für uns nicht Spardiktate oder Haushalts-konsolidierungen sondern einzig „Die Überwindung aller Verhältnisse, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx).

Wir setzen uns ein für eine Welt, in der die Menschen ihr Zusammenleben nicht mehr nach den Zwecken von Konkurrenz und Verwertung in nationalstaatlichen Grenzen ausrichten, sondern selbstbestimmt und solidarisch in freier Vereinbarung zusammenleben. Wir wollen darum keinen „besseren“, vermeintlich „sozialeren“ Kapitalismus, sondern gar keinen!

 Wir sind uns bewusst, dass ein Umsturz der Verhältnisse in Europa und erst recht in Deutschland derzeit alles andere als greifbar scheint. Trotzdem, und gerade deswegen, wollen wir unsere Kritik am Bestehenden am 22. Dezember 2012 in Mannheim auf die Straße tragen und das EU-Krisenregime sowie den kapitalistischen Alltag zumindest punktuell delegitimieren.

Denn es gibt keine Alternative: Kapitalismus überwinden!
Für eine solidarische, herrschaftsfreie Gesellschaft!

Sa, 22 Dezember, Mannheim Hauptbahnhof, 15 Uhr

Blog zur Demo: esistdassystem.blogsport.de

(Wir freuen uns, wenn ihr den Aufruf unterstützen möchtet. Schreibt uns: demo[at]a-netz.org)

Anarchistisches Netzwerk Südwest

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Das Anarchistische Netzwerk Südwest* schließt sich dem Forum deutschsprachiger Anarchist*innen an

Auf der Vollversammlung des Anarchistischen Netzwerks Südwest* haben wir beschlossen, uns als regionale Struktur dem Forum deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA-IFA) anzuschließen. Wir wollen damit der verstärkten Zusammenarbeit beider Organisationen in der letzten Zeit und der Tatsache, dass einige Gruppen und Personen in beiden Organisationen aktiv sind, Rechnung tragen. Außerdem streben wir eine Vernetzung und Aktivität an, die über den Südwesten* hinaus, im deutschsprachigen Raum, aber natürlich auch weltweit geht.

Die anarchistische Bewegung im deutschsprachigen Raum ist derzeit stark wie schon lange nicht mehr. Vor einigen Jahren ließen sich die anarchistischen Gruppen noch an einer Hand abzählen. In den letzten Monaten und Jahren haben sich viele neue Gruppen, und Netzwerke gegründet. Gründungen von weiteren Gruppen, aber auch regionalen Föderationen, wie die der Anarchistischen Föderation Rhein Ruhr laufen gerade.

Außerdem haben wir den Eindruck, dass das Bewusstsein, sich zu organisieren und zu vernetzen unter den Anarchist*innen im Allgemeinen gestiegen ist. Einen weiteren Schub gab dieser Entwicklung auch das internationale anarchistische Treffen in Saint Imier im Sommer diesen Jahres.

Wir hoffen durch diesen Schritt dazu beizutragen, die Organisation der anarchistischen Bewegung weiter voranzutreiben und durch das Arbeiten in hierarchielosen, föderalen Strukturen zu zeigen, dass eine herrschaftsfreie Organisation auch über größere Distanzen und mit vielen Menschen möglich ist.

Das Anarchistische Netzwerk Südwest* und die in ihm vernetzten Gruppen werden dabei natürlich weiterhin, wie alle anderen Gruppen und Föderationen im FdA, autonom bleiben und ihre lokale und regionale Arbeit wie gewohnt fortsetzen.

In diesem Sinne: Anarchie leben – Anarchismus organisieren!

Anarchistisches Netzwerk Südwest* im Oktober 2012

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unsere solidarität gegen euere repression

[ein aufruf zur solidarität von der antinationalen.org aus saarbrücken]

Am Mittwoch Abend, den 20. Juli 2011, zog eine unangemeldete Demonstration durch die Saarbrücker Innenstadt.
Anlass der Demonstration war der 10. Todestag des italienischen Aktivisten Carlo Giuliani. Dieser wurde während der schweren Auseinandersetzungen, rund um den G8 Gipfel 2001 in Genua von einem Carabinieri ermordet.
In zahlreichen weiteren Städten in ganz Europa trugen an diesem Tag Menschen ihre Solidarität und Wut auf die Straßen.
Kurz nach 18.00 Uhr startete die, etwa 30 Personen große, Spontandemo mit einer Runde durch das Nauwieser Viertel. Neben Parolen (Carlo Giuliani – das war Mord; Carlos Blut auf dem Asphalt – die Bullen ham’ ihn abgeknallt etc.) sorgte ein Transparent und massenhaft am Rand des Zuges verteilte Flyer für die nötige Aufmerksamkeit und Information der Passant*innen.
Als die Demo sich auf der Bleichstraße, Richtung St. Johanner Markt bewegte, fuhr ein erster Streifenwagen an den Demonstrant*innen vorbei und bremste vor diesem scharf ab, augenscheinlich um den Zug aufzuhalten. Daraufhin bog die Demo in eine Seitengasse ein und erreichte über Umwege den zentralen Marktplatz in der Innenstadt. Von dort aus ging es weiter durch die Fußgängerzone, Richtung Hauptbahnhof. Inzwischen trafen immer mehr Einsatzkräfte der Polizei ein, die zu Beginn jedoch noch umgangen werden konnten, da sie sich aufgrund ihrer anfänglichen, zahlenmäßigen Unterlegenheit zunächst zurück hielten. Auf Höhe des Karstadt löste sich die Demonstration aufgrund immer höherer Polizeipräsenz auf und die Menschen zerstreuten sich in verschiedene Richtungen. Jedoch wurden mehrere Kleingruppen vor der Europa-Galerie von, mittlerweile eingetroffenen Einheiten der Bereitschaftspolizei, gestellt und nach einer kurzen Verfolgungsjagd durch den Konsumtempel überwältigt und mit Handschellen abgeführt.
Alle Festgenommenen wurden auf die Innenstadtwache „Karcherstraße“ verbracht, wo sie abfotografiert und durchsucht wurden. Gegen alle wurden Anzeigen, u.A. wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und Widerstand gegen die Staatsgewalt erhoben. Die Anklagen gegen 12 der 13 Festgenommenen wurde fallengelassen. Ein Aktivist muss sich jedoch jetzt vor Gericht verantworten. Am ersten Verhandlungstag, an dem keine Zeugen geladen waren, stellte der Staatsanwalt die maßlos überzogene Forderung einer Geldstrafe in Höhe von 800 Euro und einem halben Jahr Bewährung.

Kommt alle am 16.10.2012 ins Amtsgericht Saarbrücken und zeigt eure Solidarität mit den Aktivist*innen. Seid kreativ und zeigt euren Protest!

Zeigen wir, dass Solidarität nicht nur ein Wort für uns ist, sondern ganz konkrete Ansatzpunkte in der Realität findet.

Kein Fußbreit der Repression!

Unterstützt die Aktivist*innen am 16.10.
Amtsgericht Saarbrücken, 9:00, Saal 2!

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solidaritätskonzert im molodoï

im herbst 2010 gab es in frankreich eine große bewegung gegen die pläne der regierung, die rente zu reformieren. die staatliche repression traf einige menschen dieser bewegung und sie geht heute weiter in form von gerichtsverfahren gegen sie.

antonin ist einer dieser menschen. antonin wurde verhaftet, nachdem er an einigen nichtangemeldeten demonstrationen teilgenommen hatte. er wurde mit einer selbstgemachten schleuder und einer kleinen menge benzin (25 cl) aufgegriffen – diese hätte für eine lampe oder feuerjonglage ausgereicht.

er wurde der versuchten herstellung eines molotov cocktails und des mitführens einer verbotenen waffe angeklagt. während des ersten verfahrens wurde er zu drei monaten haftaufschub auf drei jahre bewährung verurteilt. ebenso sollte er an einem staatsbürgerschaftskurs teilnehmen. wenn er sich in diesen drei jahren etwas zu schulden kommen ließe, müsste er für drei monate in den knast. desweiteren sollte er für die verweigerung einer dna-entnahme ein bußgeld über 400 € bezahlen.

gegen dieses urteil ging er in berufung. ein neues verfahren sollte am vierten april 2012 in reims stattfinden, wurde aber auf den zwölften september 2012 verschoben.

die prozesskosten sind sehr hoch und stellen einen anderen aspekt der staatlichen repression dar.

zur unterstützung von antonin und um das nötige geld zu beschaffen, organisieren wir ein solidaritätskonzert am sechsten september im molodoï, in der rue du ban la roche 19, in strasbourg.

lasst uns unsere widerstandsnetzwerke verstärken. solidarität ist eine waffe.

strasbourg legal team

[den kompletten text im original französisch findet ihr auf der seite von alsace libertaire. hier wird auch nicht von drei jahren knast, sondern von drei monaten geschrieben. das habe ich in meiner übersetzung übernommen.]

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chile: luciano “tortuga” verurteilt

[abc-berlin hat die englische übersetzung aus dem spanischen von waronsociety ins deutsche übersetzt.]

Heute, am 15. August um 13 Uhr verlas das Strafgericht in Santiago das Urteil gegen Luciano.

Im Raum 901 des Gerichts verurteilten die RichterInnen Mauricio Olave (Vorsitzender), Graciela Gómez (Schriftführerin) und Antonio Ulloa (Mitglied des Gericht; stimmte für die Einführung des Anti-Terror-Gestzes) Luciano Pitronello Schuffeneger aufgrund von „illegalem Transport von Sprengstoff“, „Sachbeschädigung“ (an der Bank) und „Gebrauch eines falschen Nummernschildes“.

Das verhängte Urteil im Einzelnen:
Für die Beschädigung der Santander-Bank: 41 Monate Haft, Entzug der öffentlichen Rechte oder Arbeit für die Dauer der Strafe.
Für den Besitz von Sprengvorrichtungen: 3 Jahre und ein Tag Haft, Entzug aller politischen und öffentlichen Rechte und Arbeit für die Dauer der Strafe.
Für das Fahren eines Fahrzeuges mit fremden Nummernschild: 541 Tage Haft, Entzug der öffentlichen Rechte oder Arbeit für die Dauer der Strafe und Entzug des Führerscheins für 3 Jahre.

Da jede der auferlegten Strafen unter 5 Jahren liegt und aufgrund der Tatsache dass er nicht vorbestraft ist, sprach sich das Tribunal für die Freilassung Tortugas aus, mit der Bedingung, dass er sechs Jahre unter Aufsischt stehen müsse. Deswegen muss Luciano nicht in den Knast zurück, sondern wird unter der Aufsicht eines von den Bullen Deligierten stehen (Psychologe oder Sozialarbeiter), der/die in Abständen Einschätzungen zu Lucianos Person machen wird.

Die Staatsanwaltschaft des Innenministeriums reagierte sofort nach der Urteilsverlesung frustriert und fügte hinzu, dass sie vor das Berufungsgericht ziehen werden, um das Urteil für nichtig zu erklären, für das sie insgesamt zehn Tage Zeit hätten. Die Staatsanwaltschaft ist auf die Stimme von Richter Antonio Ulloa angewiesen, der in der Abstimmung für die Anwendung des Anti-Terror-Gesetzes auf Lucianos Fall in der Minderheit war.

Das komplette Urteil in Spanisch.

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systempunkte.org sucht Unterstützung

hier ein aufruf vom sehr lesenswerten anarchistischen/libertären blogprojekt systempunkte.org:

systempunkte.org sucht Unterstützung

Nachdem wir das Projekt systempunkte.org nach einer etwa 6-monatigen Pause wiederbelebt haben, sind wir dringend auf der Suche nach Unterstützung! Wir suchen Personen, die bei uns Artikel veröffentlichen, bloggen oder bei Übersetzungen helfen wollen. Insbesondere freuen wir uns über Texte, die unter die Oberfläche gehen bzw. Übersetzungen solcher Texte. Dabei sollten sie ungefähr in den Rahmen der Veröffentlichungen passen, die bisher bei uns zu finden sind. Auch Texte, die schon woanders (z.B. in gedruckter Form) publiziert wurden, sind willkommen. Nicht ganz so begeistert sind wir von Flugblättern oder Artikeln, die breit gestreut werden, also auf diversen vergleichbaren Plattformen gelesen werden können.

Für alle, die uns noch nicht kennen:
systempunkte.org ist eine Plattform für politische Artikel und Blogposts mit libertärer/anarchistischer Ausrichtung. Wir möchten Inhalte aus dem radikal freiheitlichen und egalitären Spektrum zusammentragen sowie eigene Inhalte beisteuern. Das Ziel ist es anarchistische Ideen und Vorstellungen der Netzöffentlichkeit darlegen. Dazu befassen wir uns mit aktuellen Debatten, mit politischer Theorie und praktischen Anregungen. „Dort draußen“ – im öffentlichen Diskurs – finden Veränderungen und Ereignisse statt, die häufig Anlass zur Sorge bereiten; gelegentlich halten sie aber auch positive Überraschungen und emanzipatorisches Potential bereit, wenn sie nur genau genug betrachtet werden. In beiden Fällen aber ist ein anarchistischer Diskussionsbeitrag sinnvoll. Gelegentlich versuchen wir uns an Übersetzungen fremdsprachiger Texte, um deren Ideen in den deutschsprachigen Raum einzubringen.

Das Projekt ist um ein Redaktionsteam herum organisiert. Wir sind offen und auf der Suche nach Mitautor_innen und neuen Beiträgen, die inhaltlich passen. Wenn Du hier Beiträge veröffentlichen, Texte übersetzen, oder bloggen möchtest, dann kontaktiere uns doch.

Die Kontaktdaten finden sich unter: http://systempunkte.org/kontakt

Die Inhalte stehen generell unter Creative Commons und dürfen ungefragt geteilt werden – solange kein kommerzieller Nutzen daraus gezogen wird.

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englische anarchist_innen nach rückkehr aus saint-imier in heathrow vorübergehend inhaftiert

während der letzen woche kamen tausende anarchist_innen aus europa in saint-Imier, schweiz, zusammen, um das 140. jubiläum der gründung der anarchistischen internationalen zu feiern. das treffen hatte die form eines festivals und einer bildungsveranstaltung mit musik, filmen, unterhaltung, ebenso mit workshops und diskussionen.

bei der rückkehr vom treffen in saint-imier wurden zwei anarchist_innen, einer von ihnen ist mitglied der anarchistischen föderation großbritannien, für nahezu zwei stunden am londoner flughafen heathrow vom so15 (terrorismusbekämpfung) in gewahrsam genommen. während der ingewahrsamnahme wurde den anarchist_innen gesagt, dass ihre normalen rechte keine gültigkeit hätten. ihre namen, adressen, emailadressen, dna und fingerabdrücke wurden genommen. die in gewahrsam genommenen anarchist_innen wurden auch gezwungen, verzichtserklärungen zu unterschreiben – legal oder nicht legal – betreffend ihr recht zu schweigen und ihr recht auf einen rechtsbeistand. die polizei führte auch eine gründliche durchsuchung des persönlichen besitzes durch, fotokopierte literatur und ausweise und entnahm informationen von telefonen und kameras.

während der ingewahrsamnahme beschuldigte die polizei ständig die anarchist_innen zu lügen in bezug auf ihre beteiligung an kriminellen aktivitäten und behauptete, dass sie weitere polizeiaktionen gegen eine_n der in gewahrsam genommenen anarchist_innen durchführen würden. zusätzlich stellten so15-offizier_innen eine reihe von provokanten, irrelevanten und beleidigenden fragen, einschließlich „was würden sie tun, wenn jemand ihre mutter vergewaltigen würde?“. augenscheinlich taten sie dies, um einen gefühlsausbruch und strafbare, wütende oder gewalttätige antworten zu provozieren. ein mitglied (28), das aus angst vor polizeirepressionen nicht namentlich genannt werden möchte, sagte: „wir wurden wie kriminelle behandelt. ich sagte ihnen, dass ich zum kongress ging, weil ich amateurjournalist bin und artikel über aktivismus schreibe. sie sahen mein notebook, meine kamera und mein diktiergerät, aber sie sagten, ich würde lügen. ein_e offizier_in sagte: „sie sagten, dass sie ein_e anarchist_in seien. ich habe anarchist_innen in den nachrichten gesehen. sie sind gewalttätig, werfen molotovcocktails und stören den alltag der leute. sie schreiben keine artikel.“

die terrorismusbekämpfungsoffizier_innen wussten nichts davon oder entschieden sich dazu es zu ignorieren, dass während des ersten tages des treffens, die internationale der anarchistischen föderationen (bei der die anarchistische förderation großbritannien mitglied ist) eine stellungnahme veröffentlicht hatten, die alle terroristischen taktiken, um eine anarchistische gesellschaft zu erreichen, ablehnt.

im gegensatz zu den britischen sicherheitskräften berichteten die lokale presse und die einwohner_innen von saint-imier sehr positiv über das anarchistische treffen.

mit diesem zwischenfall sehen wir einen weiteren ruck richtung politischer polizeiarbeit und der kriminalisierung politischer weltanschauungen. die zwei in gewahrsam genommenen anarchist_innen waren nie in irgendeine illegale oder gewalttätige aktion involviert oder in irgendeine aktion, die die terrorabwehr betreffen würde.

wie in der vergangenheit, als die londoner polizei die menschen dazu aufrief, informationen über örtliche anarchist_innen weiterzugeben („anarchist_innen sollten gemeldet werden, ermahnt die westminster antiterrorpolizei“ | uk news | the guardian), erlitten anarchist_innen schikane für ihre politische überzeugung.

als klassenkämpferische anarchist_innen glauben wir, dass der staat wenig tut, außer den interessen der reichen und mächtigen zu dienen auf kosten der normalen leute. dies tritt klar zu tage, wenn menschen, die kritische ansichten in bezug auf den staat vertreten, wie kriminelle und terrorist_innen behandelt werden. wir wollen eine klassenlose gesellschaft schaffen, die auf freiheit, gleichheit und kooperation basiert. wir glauben an die fähigkeit der normalen leute, die gesellschaft selbst zu verwalten ohne die einmischung durch bosse und politiker_innen. dieser zwischenfall war keine reaktion auf irgendein verbrechen. er zeigt die unterdrückung und kriminalisierung einer politischen überzeugung.

www.afed.org.uk

anmerkungen:
anarchsimus ist eine politische philisophie, die versucht eine gesellschaft der gleichen, in der gegenseitige hilfe, kooperation, und direkte demokratie den kapitalismus und den staat ablösen, zu errichten.
der kongress in saint-imier war ein treffen von anarchist_innen aus der ganzen welt, um das 140. jubiläum des ersten treffens der anarchistischen internationalen in der schweizer stadt saint-imier im jahr 1872 zu feiern.
die anarchistische föderationist eine föderation von anarcho-kommunist_innen in großbritannien, die eine gesellschaft der gleichen errichten will.

[die englische originalversion dieses textes findet ihr hier.]

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saint-imier im august 2012

weit über 3000 anarchist_innen aus der ganzen welt und jeden alters trafen sich vom 08. bis zum 12. august 2012 in der schweizerischen kleinstadt saint-imier und loteten ihre möglichkeiten und grenzen aus.

 

 

damals
vor genau 140 jahren, 1872, gründeten die anarchistischen und antiautoritären (ex-) mitglieder der internationalen die antiautoritäre internationale arbeiter_innenassoziation in saint-imier im schweizer jura.

 

 

 

 

das treffen
das diesjährige jubiläum nahm das organisationskommitee als anlass die weltweite anarchistische bewegung erneut nach saint-imier einzuladen. und sie kam: menschen aus den meisten (allen?) europäischen ländern, aus südafrika, mittel- und südamerika, weißrussland, kanada, den usa, kamerun, japan, etc. nahmen an dem fünftägigen treffen teil. mai dian aus china konnte die einladung nicht wahrnehmen, da ihm die chinesischen behörden die ausreise verweigerten.

es kamen so viele menschen, dass der vorgesehene zeltplatz auf dem mont soleil zwei mal erweitert werden musste und nahezu jedes zimmer in der 4700 einwohner_innen zählenden kleinstadt vermietet war. wildes campen wurde geduldet und viele menschen übernachteten in ihren bussen.

die volxküchen le sabot, kokerellen, die maulwürfe und ein fahrender brotbäcker sorgten drei mal am tag gemeinsam mit vielen freiwilligen für veganes und biologischen essen und heiße und kalte getränke. auch für menschen mit lebensmittelallergien war gesorgt: sie konnten sich und ihre allergie in eine liste eintragen und wurden extra bekocht. hinter dem espace noir gab es einen crêpestand und einen fleischgrill. an verschiedenen theken wurde bier, wein und anderes ausgeschenkt.

das inhaltliche programm war so vielseitig, dass es ob der unzähligen themen schwer fiel, sich zu entscheiden. die veranstaltungsräume waren über die ganze stadt verteilt, aber leicht zu fuß in wenigen minuten zu erreichen. immer wieder sprengten die teilnehmer_innenzahlen die räume.

im grande salle de spectacle in der stadthalle war eine simultanübersetzung in oft vier verschiedenen sprachen eingerichtet, die mittels funk auf kopfhörer übertragen wurde. ansonsten wurde die übersetzung den anfordernissen entsprechend von den anwesenden selbst geregelt.

in zwei verschiedenen kinos liefen an allen fünf tagen unzählige filme der verschiedensten genres.

ein wichtiger ort des austauschs und sich treffens war die gut besuchte büchermesse in der eishalle. verlage, gruppen, föderationen, netzwerke, gewerkschaften und vertriebe aus frankreich, spanien, schottland, deutschland, italien, der schweiz und andern (?) ländern boten tonnenweise bücher, broschüren, flyer, filme, plakate, aufkleber, buttons und andere mehr oder weniger sinnvolle gimmicks an.

und damit eltern all das wahrnehmen konnten, gab es eine mehrsprachige kinderbetreuung.

zusätzlich zum im voraus feststehenden programm organisierten sich viele veranstaltungen und workshops autonom oder spontan. so fanden auch themen wie tierrechte, kreative antirepression, regionale vernetzung und vieles mehr ihren platz und ihre interessenten.

wandzeitungen informierten über neue themen, aktionen, ärgernisse, ortswechsel, mitfahrgelegenheiten und riefen zum hierbleiben auf.

einen sehr großen und wichtigen raum nahm das informelle austauschen, treffen und kennenlernen ein. überall und jederzeit wurde diskutiert, gestritten, gelacht, geplant und sich vernetzt.

an der abschlussveranstaltung im grande salle de spectacle am sonntag nachmittag nahmen mehrere hundert menschen teil. hier wurden mehrere, auch kritische, texte von verschiedenen gruppen, netzwerken und föderationen verlesen. im anschluss gaben viele menschen ihre einschätzungen und kritiken des treffens über das saalmikrofon weiter.

die angestrebte gemeinsame abschlusserklärung blieb aus verschiedenen gründen aus.

die einwohner_innen saint-imiers waren freundlich, oft auch hilfsbereit und konnten dank des treffens eine steigerung des umsatzes verzeichnen, was den bürgermeister dazu veranlasste, uns für das nächste jahr wieder einzuladen (was mich eher davon abhalten würde…). bemerkungen, wie die eines sohnes zu seinem vater im supermarkt, der von krustigen punx verstopft war, „die sollten sich zuallererst mal waschen.“, waren eher selten. für den sonntag abend war ein gemeinsames festessen mit den einwohner_innen geplant (weiß da jemand mehr?).

die gemeinde saint-imier ist sich ihrer anarchistischen geschichte durchaus bewusst, was sicherlich auch an der unermüdlichen arbeit des selbstverwalteten kollektivs espace noir liegt. so finden sich in der stadt an mindestens drei orten öffentliche, von der gemeinde eingerichtete hinweise in form von schildern und einer kleinen litfasssäule, die bezug nehmen auf die anarchistischen uhrmacher_innen, den espace noir und das hotel central, wo sich vor 140 jahren die antiautoritäre iaa gründete.

solidarische kritik am organisationskommitee und den kritiker_innen des treffens
wer schon einmal in die vorbereitung eines so großen treffens eingebunden war, weiß wie viel arbeit das bedeutet: pressearbeit, veranstaltungsorte organisieren, referent_innen einladen, sich mit den behörden herumschlagen, anwohner_innen für sich gewinnen, geld auftreiben, infomaterial erstellen, herstellen lassen und vertreiben, eine website erstellen und pflegen, emailaccounts verwalten, ständige plena, sich die bullen vom hals halten, verschiedenste materialien wie zelte, übersetzungstechnik, stühle, tische, beamer, computer, kabel aller längen und größen ohne ende beschaffen und vieles mehr. wer dann auch noch nebenher eine lohnarbeit im genick und andere z.b. familiäre verpflichtungen hat, hat plötzlich zwei fulltimejobs. genau das haben die wenigen menschen des kommitees (meiner information nach waren das ca. 20 leute) über viele monate geleistet. und weil es menschen sind, haben sie dinge übersehen, schlichtweg vergessen oder sogar in ihrer überforderung ignoriert. sie haben deutlich im vorfeld und während des treffens um unterstützung gebeten.

mich hat die einforderung von perfektion von einigen harschen kritiker_innen geärgert. sie hatte oft den beigeschmack von konsumismus und erweckte bei mir den verdacht, dass diese kritiker_innen vergessen hatten, dass wir ja auf einem anarchistischen treffen waren: wenn mir etwas nicht passt, dann suche ich mir genoss_innen und wir packen das problem selber an (was ja auch in saint-imier überall passierte, weshalb ich die kritik noch viel weniger verstand.). immer wieder wurden die mangelhaften übersetzungskünste der freiwilligen simultanübersetzer_innen (sie gaben ihr bestes: vielen dank für die manchmal lustigen oder haarsträubenden übersetzungen.) oder die völlig fehlende übersetzung in einigen veranstaltungen (wem, außer den anwesenden, will mensch das zur last legen?) angeprangert. es wurde sich an der nicht überall vorhandenen barrierefreiheit gestoßen (eine große einschränkung für die betroffenen. wie hätten wir das solidarisch und praktisch lösen können?) . der im vorfeld nicht eingeplante safer space verärgerte viele genoss_innen (sie organisierten ihn hochmotiviert selbst). das verkaufen von fleisch erzürnte viele veganer_innen und tierrechtler_innen (sie umzingelten und löschten den grill.). die nicht ausreichende anzahl von räumlichkeiten nervte (wir wichen unter freien himmel aus.) . die festpreispolitik der abendveranstaltungen und des zeltplatzes kotzte an (ein photovoltaiksoundsystem legte für alle und draußen auf und jemand handelte einen autonomen zeltplatz aus.).

drogenkonsum, zu viele mitteleuropäische weiße männer, ein um sich prügelnder partner, in einen permakulturgarten einer anwohnerin kackende camper_innen, auf dem boden liegende kippen, t-shirtverkauf, kein alkohol bei migros, zu viel alkohol überall, nervende fotograf_innen, szeneheld_innen, zu wenig presseaufmerksamkeit, projektwerkstatt saasen, lächerliche schwarzrote nostalgiehüte aus spanien, inhaltlich zu oberflächliche veranstaltungen, zu wenig diskussion, zu wenig streit, zu viel streit, ein cremefraichetriefender gewerkschaftler, israelfans, palästinafans, hundehalter_innen, hunde, zugeparkte straßen, graffitis, zu wenige frauen, überlastetes w-lan, zu viel gelaber, zu wenig aktion, kein klopapier, chaostage 2012 in karlsruhe, … da war für jede_n was dabei.

ein optimistisches fazit
das organisationskommitee und wir alle gaben unser bestes, was oft nicht genug oder mangelhaft war. wir kamen für fünf tage aus allen teilen der welt zusammen und einige haben gelernt, dass auch anarchist_innen, nur weil sie für eine herrschaftsfreie welt kämpfen, dennoch geprägt von kapitalismus, sexismus, rassismus und all den anderen widrigkeiten unserer unperfekten und ungerechten welt sind.

wir haben die besten absichten, viele gute ideen und sind auf einem harten aber auch schönen weg. uns vereint das wissen, dass der mensch ein soziales wesen ist, das solidarisch und liebevoll mit sich und anderen umgehen kann und dass wir weder eine regierung, eine polizei, eine kirche noch den alles zerstörenden kapitalismus brauchen. uns trennt viel weniger als wir denken.

und das tolle ist, dass wir aus unseren fehlern lernen können. wir alle nehmen viele neue erfahrungen mit nach hause. unsere gehirne werden noch tage und wochen nach saint-imier rattern, verarbeiten und auswerten (so ist auch dieser text nur ein kleiner, voreiliger auschnitt aus diesen fünf tagen.). menschen, die noch nie etwas vom konzept des safer space gehört haben, werden dieses zu hause vorstellen. in permakulturen scheißende anarchist_innen lesen etwas über nachhaltige selbstversorgung und entdecken die gemeinsamkeiten zum anarchismus. anarchistische männer reflektieren ihren vorhandenen sexismus. anarchafeminist_innen vernetzen sich weltweit und treffen sich in zwei jahren unter sich. das organisationskommitee des nächsten treffens vertraut in uns alle, lernt von den voküs und erhebt keine festpreise. wir alle tragen das nächste treffen besser mit und es wird eine unglaublich gute übersetzung geben, alle räume richten wir barrierefrei ein und das fleisch auf dem grill wird aus seitan sein. insurrektionalist_innen, plattformist_innen und andere strömungen unserer bewegung fallen sich um die hälse (ohne sie zu würgen) und jagen die regierungen zum teufel.

danke, dass wir alle da waren.

viva la anarquia.

[fotos durch anklicken vergrößern. mehr findet ihr in der indymedialinksuntenversion des artikels.]

english version pdf

 

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die antifa ortenau rockt den kessel in offenburg

seit gut einem halben jahr gibt es nun die (neue) antifa ortenau und am kommenden samstag wird sie euch eine fette party mit bands, veganer vokü, infotischen und einigem mehr kredenzen.

mit am start sind die allseits bekannten amen 81, die do läuft’s crew, down on me und der zum abtanzen gute breakpete.

für die kalorien sorgt alarm mit einer gediegenen veganen volxküche.

 

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der europäische marsch der sans papiers und migrant_innen in offenburg

120 menschen ohne papiere, flüchtlinge aus über 25 staaten und ihre unterstützer_innen hielten in der offenburger innenstadt eine kundgebung ab, um auf ihre situation als menschen zweiter klasse in der eu aufmerksam zu machen.

am 1. juni marschierten sie in brüssel los und überquerten viele innereuropäische grenzen: für menschen mit dem „richtigen“ pass kein problem, für sans papiers immer ein glücksspiel. sie besuchten schengen in luxemburg, viele orte in frankreich, dann mannheim, heidelberg, karlsruhe und heute schließlich auch offenburg.

angekommen am bahnhof formierte sich gegen 13 uhr eine spontandemonstration zum eigentlichen kundgebungsort unter den pagoden in der offenburger fußgänger_innenzone. trommelnd, singend und parolen rufend setzte der marsch ein buntes zeichen im überraschten offenburg.

unter den pagoden versammelten sich zahlreiche schaulustige um die aktivist_innen. solidarische menschen mischten sich unter diese, tanzten mit ihnen und stimmten in die sprechchöre mit ein: „bleiberecht überall! kein mensch ist illegal!“

in einer rede wurde auf die menschenunwürdigen gesetzgebungen der einzelnen eu-staaten und besonders auf die situation von flüchtlingen in deutschland eingegangen: das lagersystem, die abschiebeknäste und die polizeistaatliche residenzpflicht.

nach einem kurzen grußwort von offenburger aktivist_innen gab es eine erneute spontandemo. diesmal zurück zum bahnhof, wo der marsch in den zug nach freiburg strömte. dort wird es eine gemeinsame demo gegen die abschiebung von 300 roma und sinti aus freiburg geben.

der marsch soll weiter in die schweiz, nach italien und wieder nach frankreich gehen, wo er am 2. juli endlich in strasbourg ankommen wird, um vor dem europaparlament die anliegen der sans papiers und migrant_innen vorzutragen. in der eu-hauptstadt sollen aktionstage rund um die themen bewegungsfreiheit und selbstbestimmung des aufenthaltsortes stattfinden.

einen kleinen etappensieg haben die menschen des marsches schon errungen: sie selbst entscheiden, wohin sie sich begeben und wo sie sich aufhalten – zumindest seit dem 1. juli.

solidarität mit allen sans papiers. papeles para todos.
wer bleiben will, soll bleiben. wer kommen will, soll kommen.

[aktuelle infos und die hintergründe gibts auf dem blog des europäischen marsches der sans papiers und migrant_innen.]

[zum vergrößern, bilder anklicken.]

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