“so was habe ich in meinem ganzen leben noch nicht gesehen.”

ein interview mit einer brasilianischen anarchistin über das land und die proteste im juni 2013

enila dor lebt in porto alegre in brasilien. sie ist seit vielen jahren politisch aktiv und organisiert sich zu verschiedenen themen wie feminismus und anarchismus in gruppen und netzwerken und in der anarchopunkszene.

die proteste und den widerstand in porto alegre hat sie aus nächster nähe miterlebt.

das interview wurde von mitte juli bis mitte august 2013 auf englisch per email geführt.

nigra: hallo enila. erstmal danke, dass du dir die zeit nimmst, meine fragen zu beantworten.

enila: ich danke dir. es ist eine gute gelegenheit, darüber zu berichten, was hier los ist. zeit ist auch eine frage der prioritäten.

wenn ich an brasilien denke, dann kommen mir begriffe wie amazonas, regenwald, yanomami, rio de janero, zuckerhut, karneval und favelas in den sinn. strenge ich mein hirn stärker an, tauchen da auch chico mendez, die landlosenbewegung, roberto freire und ein paar coole anarchopunkbands auf. wie würdest du brasilien beschreiben?

das ist wirklich eine schwere frage. brasilien ist all das, was dir in den sinn kam, eine mischung aus der realität und dem, was sich gut an nichtbrasilianer_innen verkaufen lässt. brasilien ist ein riesiges land mit verschiedenen kulturen, so dass wir sagen können, dass hier viele länder in einem existieren. was in all diesen gleich ist, sind die gesetze: alle bundesstaaten haben die gleichen mehrheitsrechte. die großen medien, die sieben reichen familien gehören, formen und kontrollieren die öffentliche meinung (ähnlich wie in anderen ländern). es gibt viele gesellschaftsschichten und sehr große unterschiede zwischen ihnen. die reichtümer sind im besitz einer sehr kleinen minderheit. die natur ist großartig, aber in den großstädten ist sie weit weg und der größte teil des wassers, der flüsse und meere rund um die städte ist sehr verschmutzt. gentrifikation ist groß im kommen, vor allen dingen wegen der fußballmeisterschaft der männer im kommenden jahr. es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass brasilien eine sehr hohe rate von gewalt gegen frauen hat. sie werden diskriminiert: frauen bekommen weniger gehalt für die gleichen jobs. viele mädchen und frauen prostituieren sich und während der weltmeisterschaft wird der sex-tourismus noch mal zunehmen.

brasilien ist auch ein rassistisches land. wir leben in einer art apartheid: grundsätzlich leben schwarze menschen in ärmlichen gegenden. sie werden öfter von der polizei ins visier genommen und erfahren mehr polizeibrutalität. sie haben weniger zugang zu schulen und jobs. schwarze frauen leiden darunter doppelt.

indigene menschen werden immer noch von ihrem land vertrieben und umgebracht.

es ist eine pessimistische darstellung, aber ich sehe keinen grund darin, hervorzuheben, dass es hier wunderschöne plätze in der natur gibt, die menschen herzlich sind, usw. usf. jede_r weiß das.

wie steht es um die anarchistische bewegung in brasilien? gibt es gruppen, netzwerke oder föderationen?

es gab eine starke anarchistische bewegung am anfang des 20. jahrhunderts, beeinflusst von europäischen einwanderer_innen. es gab einige anarchistische zeitungen, anarchist_innen waren an zwei generalstreiks beteiligt und es gab kommuneexperimente. all das verschwand, als die repression und verfolgung während der diktaturen in den 1930er, 1950er und 1960er jahren zunahm. in den letzten 20 jahren gewann der anarchismus an stärke und sein wiedererwachen ist teilweise auf die punkbewegung zurückzuführen. dort war er thema in der mitte der 1980er jahre. seit da entstehen föderationen, anarchopunkbands, netzwerke, verlage und buchmessen. es gibt auch organisierte anarchafeministische gruppen. und obwohl ich nicht an einen anarchismus ohne feminismus glaube, hebe ich den anarchafeminismus hervor, da er für viele anarchist_innen kein hauptthema ist. und ich sage das, während ich mir vorstelle, wie das einige leute lesen und sagen: “das ist überflüssig. es ist nicht notwendig, anarchafeminismus so zu betonen.” ich sage aber, dass es sehr wohl notwendig ist, den anarchafeminismus auch unter anarchist_innen immer zum thema zu machen, weil es leider auch in der libertären szene viel machismus und gewalt gibt.

bist du organisiert und wenn ja in welcher form?

ja, ich versuche organisiert zu sein, haha. nein, im ernst, ich bin in anarchistischen kollektiven organisiert, ich habe eine kleine bezugsgruppe und bin teil eines anarchafeministischen kollektives. ich arbeite in einem feministischen netzwerk und bin teil einer selbstverteidigungsgruppe für frauen. meine kleine bezugsgruppe und mein feministisches kollektiv organisieren veranstaltungen und aktionen mit anderen anarchistischen gruppen oder libertären, sozialen bewegungen. und im nächsten november organisieren wir die vierte anarchistische buchmesse von porto alegre.

die proteste begannen am 14.06.2013. ich war von der intensität und größe völlig überrascht. als ich dann aber nachgeforscht habe, lernte ich schnell, dass sie nicht in einem vakuum entstanden, sondern eine vorgschichte haben.

hier in porto alegre begannen die proteste im februar dieses jahres. jedes jahr im februar steigen die preise der bustickets und über viele jahre gab es schon proteste in großen städten. aber klar, dieses jahr waren die intensität und quantität viel größer und es fanden auch in vielen kleinstädten proteste statt.

gab es anarchistische beteiligung an den protesten und wenn ja, konnte diese sich inhaltlich einbringen?

sie wurden hauptsächlich von anarchist_innen und einigen linken parteien initiert. überraschenderweise kamen anarchistische ideen in die öffentlichkeit. die leute begannen über anarchismus zu reden. die medien und die regierung konnten nicht leugnen, dass anarchist_innen beteiligt waren. es gab einige ermittlungen gegen anarchist_innen und z.b. die anarchistische föderation (fag) hier wurde von der polizei ohne durchsuchungsbefehl gerazzt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAder höhepunkt der proteste scheint überschritten zu sein, der cup ist zu ende. wie sieht es aktuell aus?

es ist noch nicht vorbei. die proteste gehen an vielen orten weiter, hauptsächlich in rio de janeiro, aber mit weniger intensität. es ist wichtig zu sagen, dass die leute nun (in einem positiven sinn) an die proteste gewöhnt sind. das macht es leicht möglich, wenn nicht sogar unumgänglich, dass neue proteste aufkommen.

in irgendeinem interview habe ich gelesen, dass es kein zufall war, dass die proteste genau mit dem cup zusammenfielen: heute schaut die welt auf uns! dort wurde auch prophezeit, dass rechtzeitig zum world cup eine neue phase des protests anstehen wird. wie siehst du das?

ich denke, dass die proteste größer wurden, als der cup begann. die zwangsräumungen, die abschottung der innenstadt, die krankenhausschließungen und die armee in den straßen machten eine antwort dringlicher. wenn die fußballweltmeisterschaft der männer beginnt, das glaube ich auch, werden dir proteste stark wiederkommen.

wie sahen die proteste in deiner heimatstadt porto alegre aus?

die proteste waren sehr intensiv. es gab viel polizeigewalt und sehr viele riots. so was habe ich in meinem ganzen leben noch nicht gesehen. eigentlich begannen die proteste hier in porto alegre radikaler zu werden, dann in sao paulo und dann an anderen orten. es war unglaublich, zu sehen, wie jeden tag proteste stattfanden und wie ein protest in einer stadt die menschen in der anderen motivierten und umgekehrt. es war wie eine verbindung und auch ein netzwerk. der alltag veränderte sich sehr stark. banken und läden schlossen früher, die leute beendeten ihre schichten auch früher. nach den kämpfen der ersten nacht verrammelten die banken und läden ihre fenster und viele mussten das wieder und wieder tun. die polizei war sehr gewalttätig und setzte eine menge tränengas ein. das tränengas ging aus und der staat musste mehr bestellen. es wurde auch abgelaufenes gas eingesetzt. anderes gas war dafür bestimmt, in kriegsgebiete geschickt zu werden, erreichte diese länder aber nie, sondern wurde hier eingesetzt. es hatte eine andere zusammensetzung und darf hier in brasilien nicht eingesetzt werden (aber in einigen afrikanischen ländern…). einige menschen starben durch den einsatz von tränengas. es wurden auch gummigeschosse benutzt, pfefferspray, wasserwerfer und scharfe munition. es wurden menschen gefoltert und menschen verschwanden. nicht zu vergessen die menschen, die später tot aufgefunden wurden. frauen haben sexualiserte gewalt erfahren und wurden vergewaltigt. favelas (slums; d.ü.) wurden auch öfter überfallen und es gab dort massaker: im erwähnenswertesten fall in der favela da mare in rio de janeiro wurden zehn menschen erschossen. viele demonstrant_innen wurden von autofahrer_innen überfahren, da diese es nicht abwarten konnten, bis die demonstration vorübergezogen war. einige menschen starben. hier ist es wichtig zu erwähnen, dass brasilien eine starke autokultur hat und fahrer_innen, die jemanden verletzen oder töten, werden selten bestraft.

BRAZIL-CONFED-PROTESTin europa erleben wir u.a. in frankreich und ungarn einen krassen rechtsruck. eine zeit lang wurde berichtet, dass rechte gruppen die proteste für sich instrumentalisieren würden und ihnen das auch gelänge. gibt es eine nennenswerte rechte bewegung in brasilien und konnte diese wirklich in den letzten wochen punkten?

ich denke, dass die rechte unterschiedliche tendenzen hat. nationalismus ist immer dabei, aber in verschiedenen ausprägungen. eine ist militaristisch, eher traditionell und konservativ, inspiriert von faschistischen und imperialistischen ideen. die andere ist nationalistisch in ihrer verehrung für brasilien. beide waren bei den protesten präsent. ich denke, dass die letztere erfolgreicher war. sie versuchte die proteste zu entpolitisieren und die menschen abzuschrecken.

ich bin immer wieder davon überrascht, dass bei solchen bewegungen, die jeweiligen nationalflaggen des antsprechenden landes zuhauf geschwenkt werden. so auch auf vielen fotos und in vielen videos aus brasilien. als anarchist sehe ich patriotische tendenzen immer mit sorgen. was würdest du an den protesten kritisieren?

die proteste begannen wegen der erhöhung der busticketpreise und auch wegen den anderen dingen bezogen auf den cup und die ausgaben der regierung für die nächste die fußballweltmeisterschaft. es war eine totale überraschung für die gesellschaft, dass sich so viele menschen beteiligten und mit engagement und stärke protestierten. so war es eine offene tür für die opportunist_innen, die meisten von ihnen aus der mittelschicht, engagiert gegen korruption, und rechte parteien und organisationen. die medien spielten eine wichtige rolle dabei, die proteste zu befrieden und die protestierenden zu verfolgen, die an den riots beteiligt waren. die medien verbrachten die ganze zeit damit, einen unterschied zwischen den “guten” und den “bösen” protestierenden zu konstruieren. sie begannen zu behaupten, dass die proteste sich nur gegen die korruption richten würden. sie versuchten so, die ursprünglichen themen unter den teppich zu kehren. nationalist_innen und moralisierende pazifist_innen kamen zu den protesten. brasilianische flaggen wurden geschwenkt und nationalismus wurde in die szenerie eingebracht. es tat weh zu beobachten, wie leute die polizeigewalt entschuldigten. es war abscheulich, friedensbewegte menschen zu beobachten, wie sie militante protestierende angriffen, die an den riots teilnahmen oder nur graffitis sprühten. die gewalt nahm zu, als neonazis auftauchten und anarchist_innen, punks, leute von mst (movimento dos trabalhadores sem terra; bewegung der landlosen arbeiter_innen) und menschen von linken parteien angriffen. es wurde sehr chaotisch und groß, so dass wir nicht wussten, in welche richtung sich die dinge entwickeln würden. wir hatten angst vor einem staatsstreich. die atmosphäre war seltsam gefährlich und schwer.

rio de janeirosiehst du paralellen zum arabischen frühling oder der gezi-park-bewegung in der türkei? auch dort fing ja alles ganz „harmlos“ an und breitete sich dann wie ein feuer übers ganze land aus.

die gemeinsamkeiten, die ich sehe, sind, dass die menschen das vertrauen in die demokratie verloren haben und dass das internet geholfen hat die dinge leicht und wie einen virus zu verbreiten. in dieser zeit musst du nicht teil einer politischen bewegung sein, um an kämpfen teilzunehmen, sondern du folgst gruppen und blogs. das hat positive und negative seiten, mit denen wir klar kommen müssen.

du lebst in porto alegre. die millionenstadt im süden brasiliens wurde bei uns hauptsächlich dadurch bekannt, dass dort über jahre hinweg das weltsozialforum stattfand. zusätzlich wurde porto alegre hierzulande dafür gelobt, dass ein bis in die stadtteile reichendes system der mitbestimmung und selbstverwaltung eingerichtet wurde. z.b. über bauvorhaben und den gemeindehaushalt sollte so von möglichst vielen menschen mitentschieden werden. inwieweit spiegelt sich das in deiner lebensrealität wieder?

ich denke, dass diese sebstverwaltung nicht so funtioniert, wie es den anschein hat. die beweise dafür sind z.b. die zwangsräumungen, die wachsende anzahl von einkaufszentren, die immer größeren straßen und brücken, die die stadtteile durchschneiden. eigentlich ist “selbstverwaltung” nicht die richtige bezeichnung dafür, sondern “bevölkerungsberatung” und es bedeutet nicht, dass die von den menschen als dringlich betrachtete themen in die realität umgesetzt werden. es gibt das ganze nun schon seit mehr als 20 jahren und es gibt immer noch viele stadtviertel ohne abwasserentsorgung und viele gemeinswesen haben keine schulen und öffentliche verkehrsmittel, wie sie sie gerne hätten.

enila, ich danke dir und wünsche euch alles gute für eure kämpfe.

vielen dank. die fragen waren sehr interessant. ich hoffe, dass meine ausführungen den leuten bei euch etwas sagen werden.

[das interview habe ich für die 改道 gǎi dào gehalten. es erscheint in der aktuellen oktoberausgabe sowohl online wie auch als druck. abonnieren könnt ihr die 改道 gǎi dào hier.]

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demonstration gegen die tödliche eu-abschottung

150 menschen demonstrierten in freiburg für die öffnung der europäischen außengrenzen

nachdem am dritten oktober vermutlich weit über 350 menschen vor lampedusa im mittelmeer ertranken, ist das entsetzen weltweit groß und vielen menschen wird erst jetzt bewusst oder wieder vor augen geführt, wie grausam die abschottungspolitik der europäischen union ist.

so folgten 150 menschen in freiburg dem kurzfristigen aufruf von aktion bleiberecht und zeigten ihre ablehnung dieser politik.

ab 15 uhr versammelten sie sich vor dem rathaus. ein vertreter von aktion bleiberecht schilderte den vermutlichen hergang und setzte ihn in verbindung zur deutschen außen- und eu-politik, deren vertreter_innen sich auch im angesicht von so vielen toten nicht zu schade sind, dafür zu plädieren, frontex zu stärken und die maschen des netzes um europa noch enger zu ziehen. zudem wurde die presseerklärung von pro asyl verlesen.

danach setzte sich die demo eher verhalten, denn laut in bewegung, zog durch die fußgänger_innenzone zum landratsamt, das auch der sitz der ausländerbehörde ist. hier wurden nach einer schweigeminute noch ein paar abschließende worte gesprochen. gegen 16 uhr war die kleine, aber wichtige aktion beendet.

zum hintergrund:

am morgen des dritten oktobers geriet ein boot mit über 500 flüchtlingen vorwiegend aus somalia und eritrea vor der italienischen mittelmeerinsel lampedusa in seenot. nachdem es den menschen an bord nicht gelang über mobiltelefone auf sich aufmerksam zu machen, entzündeten sie in ihrer verzweiflung ein signalfeuer auf dem boot. wahrscheinlich breitete sich das feuer aufgrund von benzin unkontrolliert aus, was letztendlich zum kentern des bootes führte. über 350 menschen starben.

wie kann so etwas auf dem am besten überwachten meeresgebiet europas geschehen? die eu hat mit frontex und dem ab 2014 geplanten eurosur an seinen südlichen außengrenzen eine totalüberwachung zur flüchtlingsabwehr geschaffen. flüchtlingsrettung ist da nicht vorgesehen. seit 1993 sind über 18 000 menschen an den außengrenzen der europäischen union gestorben. die signalwirkung dieser tatsache kann aus sicht der burgherr_innen der festung europa gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: bleibt weg! wir wollen euch nicht! und es ist gefährlich!

wir aber wollen eine welt ohne grenzen, in der jede_r selbst bestimmen kann, wo er/sie leben will. für uns ist es eine verkehrte welt, in der waren und geld frei zirkulieren können, menschen aber beim versuch ihr land zu verlassen oder ein anderes zu erreichen, sterben müssen. dieses sterben ist kein unglück oder schicksal, sondern menschengemacht und mord.

für eine welt ohne nationen, staaten und kapital.

[weitere berichte: 1, 2]
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es ist deutsch in kaltland…

350 menschen demonstrierten in stuttgart gegen staat, nation und kapital. 500 000 menschen feierten mit oder vielleicht sogar für nation, staat und kapital, who knows?

nachdem die antinationalistische demonstration nach tagelangen vorverhandlungen mit den behörden erst um 15:30 h starten durfte ( die polizei wollte nicht zwei demos zur gleichen zeit schikanieren.), zog sich die warterei am infopunkt in der keplerstraße in die länge. so konnte mensch sich zeit nehmen, die unmengen von polizei (zu fuß, beritten, auf zwei und vier rädern oder in der luft) auf sich wirken zu lassen, einen blick auf das deutschlandfest zu werfen oder die genoss_innen auf der antikapitalistischen demonstration ein paar hundert meter weiter zu besuchen.

nach zwei redebeiträgen ging es dann tatsächlich um halb vier uhr los. die stimmung war gut, die parolen altbekannt aber laut und die polizei zurückhaltend. die demoroute war gemischt: viel publikum oder leere straßenzüge. es wurde ordentlich geflyert, mit passant_innen diskutiert und interviews gegeben.

die redebeiträge machten deutlich, wie unterschiedlich die einzelnen gruppen des bündnisses staat, nation und kapital erklären, analysieren und welche schlüsse sie daraus ziehen. in all ihrer unterschiedlichkeit waren die reden vieles, nur eins nicht: flach. und sich einig darin, dass eine gesellschaft ohne staat, nation und kapital eine herrschaftsfreie sein muss. sonst macht dat janze kenen sinn, wa?

die infrastruktur der demo war gut organisiert. eine detailierte aktionskarte machte auswärtigen die orientierung leicht, jederzeit waren demosanis am start, ein gut vorbereitetes out-of-action-team bot betreuung für den fall der fälle an, ein infotelefon nahm die neuesten gerüchte an, ein ticker streute diese und ein ermittlungsausschuss stand bereit, um im falle von verhaftungen die rechtliche begleitung zu gewährleisten.

alles in allem eine gelungene demo ohne stress und mit einer gewissen außenwirkung.

dem gegenüber standen 500 000 menschen, die durch die stuttgarter innenstadt flanierten und sich die volle packung staat, nation und kapital gaben, garniert mit militaristischen einlagen, bier und schlechten deutschen musiker_innen.

auf der heimfahrt in den zügen, die stuttgart verließen, musste mensch dann auf tuchfühlung mit dem deutschen partymob gehen. pseudo-dirndl und lederhosen dominierten das bild. ob wasengeschädigt oder deutschlandtrunken, was machte das schon für einen unterschied? sexistische, homophobe und rassistische lieder grölend, war er sich in seiner promillebenebelten widerlichkeit keiner dummheit zu schade und zeigte seine erschreckende fratze.

zu hause angekommen, musste deutschland dann erstmal sterben

[einen weiteren bericht von zur selben demo, nicht zur anderen, finder ihr hier

und focus südwest bei radio dreyeckland liefert ein feature.]

 

 

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anarchy in the ortenau…

[hier die einladung der nimmermüden initiative zum nächsten treffen]

Nächstes Treffen der Initiative für eine anarchistische/libertäre Gruppe in der Ortenau

Hiermit laden wir euch zum nächsten Treffen der Initiative für eine anachistische/libertäre Gruppe in der Ortenau ein. Wir treffen uns diese Mal am Mittwoch, den 28.08.2013 wieder im Alarm-Raum in der Lise-Meitner-Straße 10. Der Raum ist ab 18.30 Uhr geöffnet, beginnen wollen wir pünktlich um 19.00 Uhr.

Themen des kommenden Treffens sind die Überlegungen, ab wann eine Gruppe auch eine richtige Gruppe ist und wie eine solche Gruppe dann an die Öffentlichkeit treten kann.

Wir freuen uns jederzeit über interessierte Menschen!

Mit solidarischen Grüßen, eure Initiative

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gegen alle flaggen! flaggschiffe versenken!

[hier der aufruf der antifa ortenau zu protest und widerstand gegen den auftritt von parteinazis in offenburg]

NPD „Flaggschiff“ kommt nach Offenburg

Nachdem 2010 die Nazis in Offenburg von 400 Antifaschist_innen umstellt wurden und 2011 der geplante Naziaufmarsch komplett floppte, versuchen es die Nazis nun erneut. Am Freitag, den 30.08.2013 wollen sie erneut nach Offenburg kommen, um ihre rassistischen und menschenverachtenden Ideen zu propagieren. In den letzten Wochen versuchten sie das in mehreren Städten, überall das gleiche Bild: ein paar Nazis stehn vor ihrem LKW und werden von vielen Antifaschist_innen übertönt und aus der Stadt gejagt. Auch in Offenburg werden sie keine Chance bekommen, ihre Hetze gegen Flüchtlinge in die Öffentlichkeit zu tragen.

Gemeinsam gegen Rassismus und Faschismus!

NPD Flaggschiff versenken!

Treffpunkt: 30.08.2013, 9 Uhr, Marktplatz Offenburg

Die NPD will ihre Kundgebung um 10 Uhr auf der Kreuzung Marktplatz/Fischmarkt durchführen.

Die Uhrzeiten und Versammlungsorte der Nazis wurden in den letzten Tagen kurzfristig geändert (andere Kundgebungsort, früherer Beginn, um Proteste zu vermeiden). Stellt euch darauf ein und achtet auf Ankündigungen unter: Antifa Ortenau

antifascistas

 

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…never do what you are told!

[hier die einladung zum nächsten treffen der initiative zur gründung einer anarchistischen/libertären gruppe in offenburg und der ortenau]

Am Sonntag, den 21.07, ab 18:30 Uhr, findet im Alarmraum, Lise-Meitner-Straße 10, in Offenburg erneut ein Treffen der „Initiative zur Gründung einer anarchistischen/libertären Gruppe in Offenburg und der Ortenau“ statt.

Das Hauptthema des Abends wird die Vorstellung des Anarchistischen Netzwerks Südwest* sein. Hierzu wird eine Person des Netzwerkes über ihre Erfahrungen berichten, dann wollen wir gemeinsam die Broschüre des A-Netzwerkes lesen und unsere Meinungen darüber austauschen.

Wir freuen uns jederzeit über neue Gesichter.

Mit li(e)bertären Grüßen!

a las barricadas 36

 

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gedenktag für clément méric: von verfehltem gedenken und spontaner bewegung

200 menschen gedachten in einer bizarren kundgebung in strasbourg dem von nazis ermordeten antifaschisten clément méric. im anschluss demonstrierten 100 menschen spontan zum selbstverwalteten kulturzentrum molodoï.

clément méric wurde am sechsten juni in paris von drei nazis angegriffen und so schwer verletzt, dass er kurz darauf im krankenhaus verstarb.

clément war student, gewerkschaftler und antifaschist, der sich auch für die rechte von homosexuellen eingesetzt hat. und das in einer zeit, in der 10 000e von menschen in frankreich auf die straßen gehen, um menschen mit anderer sexueller orientierung weiterhin die gleichen rechte zu verwehren.

seither fanden viele demonstrationen und aktionen in gedenken an clément, nicht nur in frankreich, statt. der heutige 23. juni war von seinen pariser genoss_innen als frankreichweiter gedenktag angesetzt und so wurde auch von der strasbourger linken zu einer kundgebung auf dem place kléber mobilisiert.

nach und nach trudelten dort ca 200 menschen (ca 50 davon kamen aus dem nahen baden-württemberg) mit ebenso vielen fahnen ein: npa, pcf, pcof, attac, sud, … und versammelten sich vor dem denkmal jean-baptiste klébers, auf dessen sockel aktivist_innen von „justice et libertés“ ihr gruppentransparent hielten und ein anderer anfing, unermüdlich immer die gleichen parolen durch ein megafon zu rufen. mensch wartete vergeblich auf ein erinnern an clément, eine rede zu den zuständen im homophoben frankreich oder zu anderen naziübergriffen, die seither stattgefunden hatten. lustlos standen oder saßen alle herum und ignorierten den mann mit dem megafon mehr oder weniger. dieser wurde aber nicht müde, seine parolen zu rufen. sie hatten alle nicht direkt etwas mit cléments tod zu tun, sondern richteten sich gegen den front national, dessen führerin marine le pen und andere französische nazis oder handelten von einer welt, die „nein!“ rufen würde. aber nicht mal die anwesenden menschen riefen „nein!“.

genauso unmerklich wie die kundgebung begonnen hatte, endete sie. die fahnen wurden eingerollt und in kleinen grüppchen verließen die menschen den platz, ohne dass auch auch nur ein flugblatt verteilt oder ein_e passant_in in das große geheimnis dieser denkwürdigen veranstaltung eingeweiht worden wäre.

ungefähr 100 menschen blieben zurück mit einem komischen, unbefriedigten gefühl im bauch: das kann es doch nicht gewesen sein. eine kurze meinungsumfrage und es war klar: es sollte eine spontandemonstration geben. so demonstrierte ein bunt zusammengewürfelter haufen zaghaft parolen rufend vom place kléber zum selbstverwalteten kulturzentrum molodoï, begleitet von drei fahrradpolizist_innen und einer streife. an einer straßenbahnhaltestelle zeigten betrunkene herrenmenschen den hitlergruß mit „sieg heil!“-rufen und kamen damit ungeschoren davon.

was für ein tag. aber es kann ja nicht immer so kommen…

in gedenken an clément méric.
möge die erde im leicht sein.

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zugtreffpunkt offenburg für die demo am 23.06.2013 in strasbourg

am sonntag alle nach strasbourg! hier der aufruf von der antifa ortenau und alarm offenburg:

Am 23. Juni werden in ganz Frankreich Antifaschist_innen in Erinnerung an den von Nazis getöteten Clément Méric auf die Straße gehen. Wir unterstützen den Aufruf und organisieren einen Zugtreffpunkt in Offenburg, um gemeinsam nach Strasbourg zu fahren. Wir treffen uns am 23.06.2013 um 14.20 Uhr am Haupteingang am Offenburger Bahnhof, der Zug fährt um 14.34 Uhr und kommt um 15.04 Uhr in Strasbourg an.

Solidarität ist unsere Waffe!

Antifa Ortenau und Alarm Offenburg

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antifademo in strasbourg

Faschismus tötet. Lasst ihn uns zusammen bekämpfen!

Am fünften Jumanif antifani haben Aktivist_innen der extremen Rechten Clément Méric ermordet. Er war Gewerkschaftler, Student und aktiver Antifaschist. Dieser Mord empört uns und wir revoltieren. Er reiht sich ein in viele Angriffe von Gruppen der extremen Rechten in den letzten Monaten.

Die Situation erfordert deutliche Aktionen, die der Propagierung dieser widerlichen Ideen und Praktiken einhalt gebieten. Heute ist es dringend geboten, dass wir uns die Straße wieder zurücknehmen bevor die Angst das Lager wechselt.

Ein frankreichweiter Aufruf zu antifaschistischen Aktionen wurde von seinen Genoss_innen für den 23. Juni 2013 in Erinnerung an Clément Méric veröffentlicht. Wir schließen uns dem Aufruf an und treffen uns am 23. Juni um 16 Uhr auf dem Place Kleber in Strasbourg. Danach gibt es ein antifaschistisches Treffen im Molodoï.

Die Solidarität ist unsere Waffe!

Einige Antifaschist_innen

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Fünftes Treffen der Initiative für eine anarchistische Gruppe in der Ortenau

Hiermit laden wir euch zum nächsten Treffen der Initiative für eine anarchistische Gruppe in der Ortenau ein. Wir treffen uns am Mittwoch, den 19.6.2013 um 18.30 Uhr im Alarm Raum, Lise-Meitner-Straße 10, in Offenburg . Der Raum ist ab 18.30 Uhr geöffnet, wir wollen pünktlich um 19 Uhr beginnen.

Beim letzten Treffen wurde vereinbart, dass wir uns weiter mit dem Text „Endlich aus der Nische raus – Wie können wir anarchistische Zusammenhänge vergrößern?“ von W.M. aus der Märzausgabe der Gai Dao beschäftigen wollen, aber auch die Ideen und Gespräche des letzten Treffens aufgreifen wollen.

Wir freuen uns auf neue Gesichter, aber auch auf etwas ältere.

Mit li(e)bertären Grüßen

Einige Anarchist_innen

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