solidarität mit sand im getriebe in freiburg!

[nachdem die polizei im auftrag der stadt ohne vorwarnung die am straßenrand parkenden wägen des kollektivs sand im getriebe beschlagnahmt hat, ist die wut in freiburg groß. zeigt eure wut, geht auf die straße und demosntriert für mehr wagenplätze in freiburg und überall.

hier der aufruf zur demo am kommenden samstag]

Gegen Wagenklau und Hetze – Für mehr Wagenplätze

sig

Am Morgen des 14.04.2014 liess die Stadt Freiburg 11 Fahrzeuge der Wagengruppe Sand im Getriebe von einem Grossaufgebot der Polizei räumen und beschlagnahmen. Seither sind über 15 Menschen obdachlos.

Die Wagengruppe Sand im Getriebe ist nun länger als zweieinhalb Jahren auf der Suche nach einem Platz. Einem Platz auf dem sie selbstverwaltet und solidarisch miteinander Leben kann. Einen Platz der einen unkommerziellen Treffpunkt bieten soll. Einen Platz auf dem ein sozialer und kultureller Austausch möglich ist.

Nachdem die Gruppe im letzten Sommer mit Hilfe einer konstruierten Lüge der Polizei von ihrem damaligen Standort vertrieben wurde, fand diese einen neuen Platz auf dem Parkplatz der Pädagogischen Hochschule. Dort war sie aber nur bis zum 31.März 2014 geduldet.

Nach dem 31. März ging es wieder an die Straßenkante. Dort wurden sie 2 Wochen dauerobserviert und unter Androhung von Räumung und Beschlagnahme durch die Stadt gehetzt.

Am Montag den 14.A pril machte die Stadt ernst und stahl Ihnen ihre Wagen und Hänger und hat so unsere Freund_Innen/Genoss_Innen/Kolleg@s obdachlos gemacht.

Seit Monaten versperren sich Stadt und Behörden einem Dialog mit der Wagengruppe obwohl diese mehrfach das Gespräch gesucht hatte. Stattdessen werden potentielle Stellflächen verbarrikadiert und unbefahrbar gemacht .

Lasst uns diesem ignoranten Verhalten der Stadt und der Ordnungsbehörden am Samstag dem 19.04.2014 um 16 h mit einer lautstarken, entschlossenen und kreativen Demonstration entgegentreten.

Ob zu Fuß oder auf Rädern – kommt nach Freiburg!

Für die sofortige Herausgabe der Wägen!
Für mindestens einen neuen Wagenplatz!
Lasst uns Sand im Getriebe der Stadt sein!

 Samstag 19.04.14 – 16 h – Freiburg im Breisgau

 

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der diskriminierung entgegentreten! ein text gegen die proteste gegen den bildungsplan 2015

[im folgenden könnt ihr einen text des libertären bündnisses ludwigsburg [lb]² gegen die besorgten eltern, homophoben gotteskrieger*innen und rechten marktliberalen lesen. diese gehen zur zeit einmal im monat in stuttgart gegen den bildungsplanentwurf der grün-roten regierung von baden-württemberg auf die straße. er sieht vor, dass im schulunterricht die verschiedenen sexuellen orientierungen und die daraus folgenden lebensentwürfe den schüler*innen gleichberechtigt vermittelt werden sollen. genauso wie [lb]² bin ich kein fan des schulsystems und seiner krassen auswüchse, kann aber den rüchwärtsgewandten thesen der bildungsplangegner*innen rein gar nix abgewinnen und halte die melange auf stuttgarts straßen für sehr gefährlich. the streets are ours!]

Der Diskriminierung entgegentreten! Ein Text gegen die Proteste gegen den Bildungsplan 2015

Coppers-Kissing-Banksy-WallpaperAlles Nazis oder was?
Wir sind gegen die Proteste gegen den Bildungsplan. Doch warum?
Einige bisherige Berichte (Artikel bei linksunten) versteiften sich auf das Thema Neonazis bei den Demonstrierenden gegen den Bildungsplan. Hier halten wir eine differenziertere Betrachtung für notwendig. Neonazis finden zwar klare Anknüpfungspunkte, sind aber nicht die Initiator*innen und stellen auch nicht die Mehrheit der Teilnehmer*innen der Proteste. Die Teilnehmer*innen rekrutieren sich vielmehr aus dem gesamten konservativen und reaktionären Spektrum: Christliche Fundis, PI-News1, Konservative Aktion, AfD, etc. Auch die Russisch-Orthodoxe Gemeinde scheint eine relevante Rolle einzunehmen. Unseres Erachtens ist Heterosexismus und Homophobie ein zentraler Antrieb für die Proteste der Bildungsplan-Gegner*innen, auch wenn sie selbst es leugnen und “nur um das Wohl ihrer Kinder besorgt sind”.
Hier besteht immer die Gefahr: Wenn unsere Kritik zu sehr auf einzelne Akteur*innen abzielt, gibt man den restlichen Demonstrierenden den Raum, sich von diesen Akteur*innen inhaltlich zu distanzieren und ihre “besorgte Eltern”-Scharade weiter zu spielen.
Um an dieser Stelle entgegenzuwirken werden wir uns im Folgenden grundlegend mit den gesellschaftlichen Mechanismen, die hinter den Bildungsplangegner*innen stehen, auseinandersetzen.
Dazu wollen wir gerne etwas weiter ausholen und die ständig stattfindende unterbewusste Kategorisierung der menschlichen Wahrnehmung in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Diskriminierungsformen setzen. Wir erklären die Schlagworte Heteronormativität und Heterosexismus. Erst darauf aufbauend wollen wir die Diskriminierung durch die Bildungsplangegner*innen aufgreifen.

Sind wir neutral?
Wir Menschen aus dem westlichen Europa halten uns gerne für aufgeklärt und objektiv. Was auch immer wir in unserem Alltag tun, wenn wir durch die Straßen laufen und andere Menschen wahrnehmen, beim Fernsehen, im Kino… – überall wo wir andere Menschen erblicken oder mit ihnen in Kontakt treten, nehmen wir von uns an, dass wir in einer relativen Unvoreingenommenheit anderen Menschen gegenüber leben. Sicher, mal gefällt uns eine Frisur nicht oder wir mögen bestimmte Personen nicht besonders. Aber ansonsten sind wir neutral. Oder nicht?

Sozialisation und unterbewusste Kategorisierung
Dabei ist uns meist gar nicht bewusst, dass unser Gehirn ununterbrochen Menschen in Kategorien einteilt:
jugendlich, weiblich, von hier (vermutlich deutsch), dünn, trendy, attraktiv, oder: männlich, dick, mittleren Alters, südländisch, bieder, unattraktiv, vermutlich arm.
Ob im Sinne einer Beschränkung auf das Wesentliche oder aus Zeitmangel angewendet ermöglichen uns Kategorien und Klischees als vereinfachte und verallgemeinerte Vorstellungen über Menschen zunächst einmal Orientierung, Sicherheit und dienen einer schnellen Kommunikation.
Nun wäre theoretisch einer unbewussten Kategorisierung anderer Menschen in unserer Umgebung nichts vorzuwerfen, wäre sie neutral und bei Bedarf flexibel. Ist sie aber nicht.
Wir nehmen zwar eine eigene Neutralität an, in Wirklichkeit aber wachsen wir in einer von Ungleichheit bestimmten Gesellschaft auf und verinnerlichen Rollen und Diskriminierungsformen. Was ist normal, was ist anders, wer/was sind “wir”, wer/was sind “die anderen”. Dieses Wissen ist ein gesellschaftlicher Code, den viele Menschen seit ihrer frühesten Jugend verinnerlichen und weitergeben. In der Familie, in Freundschaften und Beziehungen, über Medien, Politik, Wissenschaften, Bildung und so weiter.
Sozialisation bezeichnet die Verinnerlichung solcher gesellschaftlicher Normen. Über Sozialisation lernen wir in Kategorien zu denken, die in dem jeweiligen Zusammenhang und der (Entstehungs-)Geschichte unserer gesellschaftlichen Umgebung entstanden sind. Miteinbezogen werden dabei unterschiedliche Kategorien, die den Status und die Anerkennung von Menschen in einer Gesellschaft bestimmen, zum Beispiel: Geschlecht, Hautfarbe, Kultur, soziale Schicht, Background, Behinderung/Nicht-Behinderung, Alter,…Diese Kategorien sind von Menschen gemacht und haben reale Auswirkungen auf die betroffenen Personen.
Der heutige (westeuropäische) gesellschaftliche Ist-Zustand privilegiert Träger*innen bestimmter Eigenschaften (z.B.: männlich, heterosexuell, weiß, deutsch, gut gekleidet, nicht arm). Alle Menschen, die innerhalb dieser Gesellschaft sozialisiert wurden (und damit diese “Privilegien” als positiv und normal verinnerlicht haben), streben nach diesen Eigenschaften. Wenn Menschen diesen gesellschaftlichen “Idealzustand” nicht erfüllen (können oder wollen), werden sie als “anders” kategorisiert. “Anders” meint nicht nur abweichend vom gesellschaftlichen Ist-Zustand, sondern wird gleichzeitig auch negativ bewertet.

Gesellschaftlicher Ausgangspunkt
Wir leben in einer Gesellschaft, in der als „anders“ wahrgenommene Menschen – Menschen die nicht den Wertvorstellungen der dominierenden Mehrheitsgesellschaft entsprechen – Ausgrenzung, Nicht-Anerkennung, und unterschiedliche Formen der Gewalt erfahren.
Unterdrückungsmechanismen wie beispielsweise gesellschaftliche Ausgrenzung und Diskriminierung gehen mit den bestehenden Hierarchien einher, die das Bild unserer Gesellschaft prägen. Sie führen zu Ungleichheit, untermauern bereits bestehende Diskriminierung und erneuern sich ständig selbst. Dieses ständige Erneuern passiert nicht von allein, sondern wird von Menschen bewusst oder unbewusst durchgeführt. Anstatt bestehende Ungleichheit und Hierarchien in Frage zu stellen, grenzt man sich gegen andere Menschen ab und diese aus. Besondere Benachteiligung, Gewalt und Herabwürdigung erfahren Menschen, die aufgrund von Äußerlichkeiten und anderen Merkmalen, ihrer Kultur, (angenommenen) Herkunft, sexueller Orientierung, Behinderungserfahrung, Alter und/oder Geschlecht diskriminiert werden.

Diskriminierung
Ein wesentlicher Bestandteil von Diskriminierung ist die Zusammenfassung und Kategorisierung von Menschen zu Gruppen und der damit verbundenen Unterstellung bestimmter Eigenschaften. Die weit verbreitete Einstellung und Akzeptanz von Vorurteilen, die Menschen betrifft, diese in ihrem Handeln einschränkt und somit reale Auswirkungen auf deren Alltag hat, wird Diskriminierung genannt (2).
Es gibt viele verschiedene Formen der Diskriminierung, die sich gegenseitig überschneiden und bedingen. Gemeinsam haben sie, dass die betroffenen Menschen aufgrund von bestimmten Merkmalen oder ihrer Gruppenzugehörigkeit benachteiligt oder ausgegrenzt werden.
Die als „anders“ wahrgenommene Menschen, jene, die nicht in die allgemein gesellschaftlich anerkannten Wertvorstellungen passen, sind täglich mit Diskriminierung konfrontiert. Gewalttätig ist Diskriminierung immer und kann tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche, seelische und geistige Unversehrtheit und die Entfaltungsmöglichkeiten der betroffenen Menschen haben.
Wir sehen daher drei Ebenen, auf denen sich die Gewalt durch Diskriminierung manifestiert.
1. Auf individueller Ebene: Hier wird Diskriminierung beispielsweise durch verbale Gewalt in Form von Vorurteilen, Witzen und Bemerkungen ausgedrückt, oder durch direkte körperliche Gewalt.
2. Auf gesellschaftlicher Ebene: etwa in Form von Ausgrenzung und einem allgemein anerkannten Wissen darüber, was natürlich und was unnatürlich ist, wer zu dem “wir” und wer zu “den anderen” gehört; ebenso durch psychische Gewalt wie Nicht-Anerkennung einer Identität und (Be-)hinderung einer persönlichen, individuellen Entfaltung.
3. Auf struktureller und institutioneller Ebene: Die Diskriminierten erfahren keine gleichberechtigte Beteiligung/ Mitgestaltung/ Mitwirkung/ Mitbestimmung an gesellschaftlichen Ressourcen, in sozialen, politischen, materiellen, kulturellen Bereichen.

Heteronormativität und Heterosexismus als Diskriminierungsform
Als Heteronormativität wird ein Geschlechtersystem bezeichnet, bei dem nur zwei Geschlechter, nämlich Mann und Frau, gesellschaftlich zur Norm erhoben werden.
Dabei wird das jeweilige Geschlecht (Mann oder Frau) sowohl mit den gesellschaftlich Rollenvorstellungen von Männern und Frauen verbunden, als auch mit der heterosexuellen Orientierung. Das heißt, dass es bestimmte gesellschaftlich anerkannte Vorstellungen darüber gibt, welche Rollen jeweils Männern und Frauen entsprechen, welche (eher) nicht, und dass die einzige natürliche Beziehungsform eine heterosexuelle Zweierbeziehung zwischen Mann und Frau ist.
Heteronormativität bestimmt somit, was als „normale“ Sexualität gilt und ist gleichzeitig mit den von vielen Menschen verinnerlichten Normen und Vorstellungen bezüglich Körper, Geschlecht, Charakterzuschreibungen, Familie, … verknüpft. Die daraus entstehende Diskriminierungsform wird als Heterosexismus bezeichnet. Sie lässt keine weiteren Sexualitäten und Geschlechter zu.

“Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber…”
Wie bereits in der Einleitung erwähnt werfen wir den Bildungsplangegner*innen heterosexistische und homophobe Diskriminierung vor. Unseres Erachtens ist Heterosexismus und Homophobie ein zentraler Antrieb für die Proteste der Bildungsplan-Gegner*innen, auch wenn sie selbst es leugnen und sich als “besorgte Eltern” darstellen.
Die heteronormative Form des Zusammenlebens (Vater, Mutter, Kinder) findet selbstverständlich und selbstbewusst im öffentlichen Raum statt. Andere Konzepte des Zusammenlebens hingegen haben sich im Privaten abzuspielen – und dort auch zu bleiben. Dieses Messen mit zweierlei Maß zeigt sehr deutlich die diskriminierende Haltung der Bildungsplangegner*innen. Das Verschweigen und die Nicht-Anerkennung bestimmter Identitäten ist auch in anderen Bereichen (z.B. Rassismus) ein machtvolles Ausgrenzungs- und Unterdrückungsinstrument.
Die Angst zu schüren, durch die bloße Erwähnung alternativer Sexualitäten und Geschlechterrollen seien Kinder und Familie bedroht, gründet auf Vorurteilen und falschen Unterstellungen, sie ist heterosexistisch und homophob.
Dieser Verbreitung diffuser Ängste und Unterstellungen wollen wir uns entgegenstellen und für gegenseitige Wertschätzung und eine selbstbestimmte Sexualität eintreten.
Wir haben uns dagegen entschieden der Argumentation der Bildungsplangegner*innen weiteren Raum in unserem Text zu geben.

Unsere Kritik
Wir kritisieren die Vorstellung einer natürlich gegebenen Heterosexualität von Mann und Frau und die damit verbundene Heteronormativität in der Gesellschaft.
Wir gehen davon aus, dass Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität immer in einen gesellschaftlichen Kontext eingebunden sind und aus diesem entstehen.
Dabei werden diese Annahmen durch Medien, Literatur, Musik, … und durch Institutionen wie die Kirche, Schule, (Teile der) Wissenschaft,… als angebliche Wahrheit untermauert.
Diese konstruierte Annahme heterosexueller Mann/ heterosexuelle Frau als einzig gültige Lebensweise empfinden wir als unmenschlich und diskrimierend, da sie aus unserer Sicht nicht der menschlichen Vielfalt gerecht wird.

Bildungsplan
Wir sind uns natürlich der Ironie der seltsamen Ausgangslage bewusst: Wir unterstützen und verteidigen eine Initiative der Landesregierung. Klar ist, dass wir nicht grundsätzlich gut finden, was die Regierung treibt und dass wir den Bildungsplan nur partiell unterstützenswert finden.
Uns ist es jedoch wichtig ein klares Zeichen gegen die reaktionären Kräfte zu setzen, die sich da zusammentummeln, um gegen den Bildungsplan vorzugehen.
Unsere Ansprüche an ein Bildungssystem sind sicherlich andere als die des Staates.
Aber auch das jetzige Bildungssystem sollte neben vielem weiterem den Menschen die nötigen Koordinaten mitgeben an denen sie sich orientieren können und auch Kritik- und Toleranzfähigkeiten vermitteln. Darüber hinaus ist es wichtig, dass jungen Heranwachsenden Wissen und Mittel an die Hand gegeben werden, die sie zur eigenbestimmten unvoreingenommen Selbsterkenntnis eigener Sexualität befähigen. An dieser Stelle begrüßen wir den Ansatz in den Arbeitsversionen des neuen Bildungsplans über alternative Formen bezüglich Sexualität und Geschlecht aufzuklären.
Das Schweigen über oder gar Tabuisieren von bestimmten Formen der Sexualität oder Lebensentwürfen steht einer gesunden selbstbestimmten Entwicklung junger Menschen und ihrer Sexualität entgegen.
Aufklärungsarbeit an Schulen ist also keine “Propaganda”, sondern dient dem ureigenen Interesse aller Kinder.

Was wir wollen
Wir lehnen Hierarchien und die damit einhergehenden Unterdrückungsmechanismen und Diskriminierungen ab. Um diese abschaffen zu können, müssen wir diese erkennen und reflektieren.
Wir wollen Hierarchien bekämpfen, die die Menschen in einer Gesellschaft nach Macht und Nicht-Macht, in höhere und nieder Statusgruppen einteilen.
Hierzu ist es nötig, aktiv zu werden. Dazu gehört auch das Hinterfragen der eigenen Rollen, genaues Hinhören, aufmerksam machen, sich in den Weg stellen, Schreiben, es gibt ganz viele Möglichkeiten… jede*r kann etwas tun!
Ziel ist es, zu einem anderen Umgang der Menschen untereinander zu kommen – jenseits von Diskriminierung, Unterdrückungsmechanismen und Machtstrukturen.
Wenn wir eine Gesellschaft anstreben, in der Vielfalt das gesellschaftliche Bild prägt und unterschiedliche Lebensentwürfe gleichberechtigt nebeneinander stehen können, hat in dieser Form des Pluralismus Diskriminierung keine Berechtigung. Da Diskriminierung immer gewalttätig ist – auf die ein oder andere Weise – darf ihr kein Raum gelassen werden um sich auszubreiten.

Deshalb stellen wir uns dieser Diskriminierung entschlossen und kreativ entgegen. Auf der Straße, in unserem Alltag und in den Köpfen.
Für die freie Vereinigung freier Individuen.

Libertäres Bündnis Ludwigsburg, 04. April 2014
Unterstützt vom Anarchistischen Netzwerk Südwest*

Fußnoten:
(1) Politically Incorrect-News: rechtes, reaktionäres Internetportal
(2) Auch auf anderen Wegen wie beispielsweise institutionelle Gewalt kann Diskriminierung entstehen

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antimilitarismus in russland: anarchist*innen in petrozavodsk von maskierten entführt und schwer misshandelt

[diesen text habe ich aus dem englischen übersetzt.]

anarchist*innen aus fists_starpetrozavodsk, russland, wurden von unbekannten maskierten entführt und schwer verletzt.

anarchist*innen, organisator*innen der demonstration „gegen den krieg in der ukraine“ in petrozavodsk, russland, wurden von unbekannten maskierten entführt und schwer verletzt.

am neunten märz, während der traditionellen food not bombs aktion, sollte in petrozavodsk die demonstration „gegen den krieg in der ukraine“, für eine friedliche lösung der angespannten dortigen situation und um weiteres blutvergießen zu verhindern, stattfinden.

am abend des achten märz wurden zwei der organisator*innen der demonstration und einer ihrer freund*innen angegriffen. zwei autos kamen und ein dutzend maskierter griffen sofort an. sie schrien „ihr wollt verdammt nochmal unsere krim an die leute von bandera abgeben?“, „ihr werdet lernen, zu demonstrieren, ***“ und so weiter. nach einer schnellen aber technischen ausführung (?; d. übersetzer*in), stiegen die angreifer*innen in die autos und fuhren weg.

am nächsten morgen, eine halbe stunde vor der demo, während sie das haus nach dem kochen für food not bombs verließen, wurden erneut vier teilnehmer*innen der aktion und der demo von unbekannten maskierten angegriffen, geschlagen, in zwei autos gestoßen und weggefahren. wie später bekannt wurde, wurden sie in einen wald, 40 bis 45 kilometer von der stadt entfernt, gebracht. während der fahrt wurde ihnen von den angreifer*innen erzählt, dass sie ihr eigenen gräber ausheben werden. die ganze zeit über wurden sie geschlagen und misshandelt. nach der ankunft wurden die opfer einzeln an verschiedenen plätzen aus den autos geholt (jede*r wurde von drei bis vier maskierten begleitet und dann fuhr das auto eine strecke weiter), wieder geschlagen und misshandelt. es wurden polizeischlagstöcke und klarsichtfolie benutzt. die angreifer*innen drohten damit, sie zu verkrüppeln oder zu töten.

währendessen kamen einige unbekannte leute mit provozierenden zeichen, die nichts mit dem thema der demo zu tun hatten, zur demo, machten ein foto und verschwanden wieder. der misserfolg der demo war also geplant. teilnehmer*innen der veranstaltung, genauso wie andere aktivist*nnen, haben gute gründe, sich um ihre eigene sicherheit und die ihrer lieben sorgen zu machen.

bitte gebt diese information weiter.

(quelle: http://avtonom.org/en/news/anarchists-petrozavodsk-russia-were-kidnapped…)

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zügellose party außer rand und band…

[hier die einladung zur party der a-ini]

Anarquia si! Gründungsfeier der Anarchistischen Initiative Ortenau

Im Dezember 2013 haben wir uns nach über einem halben Jahr des Treffens und Diskutierens als Anarchistische Initiative Ortenau gegründet.

Das wollen wir mit euch feiern!

Bei Elende Bande (Anarcho-Riot-Folk-Punk aus Freiburg), ab.out (Elektroyeah), Cocktails und veganem Essen könnt ihr auf Tuchfühlung gehen mit den netten Anarchist*innen von nebenan…

Wie schon die gute, alte Emma Goldman sagte: “Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution!”

Der Eintritt ist natürlich frei.
Samstag, 8. März 2014, 20 Uhr
Alarmraum, Lise‐Meitner‐Str. 10, Offenburg

Eure Anarchistische Initiative Ortenau

 

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die putinspiele sind vorbei – die repression geht weiter…

kaum sind die olympischen winterspiele in sotschi zu ende, kehrt der repressive alltag in russland zurück. die anarchistin alexandra dukhanina wurde im sogenannten bolotnayaprozess zu drei jahren haft auf bewährung verurteilt und kam so vergleichsweise glimpflich davon: die sieben männlichen angeklagten wurden zu teilweise mehrjähriger lagerhaft verurteilt.

während im gerichtsgebäude die strafmaße verlesen wurden, demonstrierten draußen mehrere hundert menschen, um sich solidarisch mit den angeklagten zu zeigen. auch hier kam es sofort zu über 200 festnahmen.

5317-02-tabakov_bolotnaya_case_court_protest_omon_6219

 

 

 

[foto, geklaut bei the moscow times, von igor tabakov]

links:
abc belarus
taz
telepolis
the moscow times

 

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organize!

[seit winter 2013 hat die ortenau wieder eine anarchistische gruppe. und ich bin mit dabei. gestern sind wir in die öffentlichkeit des internets getreten: die anarchistische initiative ortenau. hautnah könnt ihr uns auf unserer gründungsfeier am achten märz im alarmraum offenburg erleben.]

hier dokumentiere ich unser vorläufiges selbstverständnis.]

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Selbstverständnis der Anarchistischen Initiative Ortenau

Wer sind wir?
Wir sind Menschen, die in einer Gesellschaft ohne Gewalt und Herrschaft leben wollen. Die Tatsache, dass die Welt derzeit weit von diesen Idealen entfernt ist, ist der Grund dafür, dass viele von uns sich seit Jahren in verschiedenen Zusammenhängen und Kämpfen engagiert haben und wir uns nun seit Winter 2013 in der Anarchistischen Initiative Ortenau organisieren.

Was wollen wir nicht? Was wollen wir?
Als Anarchist*innen1 lehnen wir Herrschaft von Menschen über Menschen ab. Diese zieht sich durch alle Lebensbereiche, Staaten und Gesellschaften, durch Kindheit, Bildung, Lohnarbeit hin bis zum Tod. Sie bringt all die Unterdrückungsformen mit sich, die wir überall jederzeit miterleben müssen: Sexismus, Homophobie, Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Umweltzerstörung, Armut und Hunger.
Kapitalismus ist eine der stärksten Formen von Herrschaft. Der ihm innewohnende Zwang zu Profit und Wachstum zerstört die Natur, quält und tötet Milliarden von Lebewesen und droht das Leben auf der Erde u.a. durch den Klimawandel für zukünftige Generationen unmöglich zu machen.
Der bürgerliche Rechtsstaat ermöglicht durch seine Gesetzgebung das Funktionieren des Kapitalismus. Dadurch sind Staat und Kapitalismus heutzutage untrennbar miteinander verwoben.
Dagegen setzen wir eine hierarchiefreie Gesellschaft, in der alle Menschen nach ihren Bedürfnissen leben können. Wir bevorzugen ein solidarisches Miteinander, ohne Zwang zum Funktionieren, das dem Individuum die Freiheit lässt, immer ja oder nein sagen zu können, ohne dass diese an unveränderliche Bedingungen oder Regeln geknüpft wäre.
Die Produktion von Gütern und Energie und die Angebote von Dienstleistungen sollen sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und würden sich ökologischen und sozialen Belangen unterordnen. Dezentral, selbstverwaltet und selbstbestimmt könnte so gewirtschaftet werden, ohne die Ökosysteme des Planeten und damit die Menschheit zu vernichten.
Der Alltag ermöglicht die Teilhabe am politischen, sozialen und kulturellen Leben der jeweiligen Gesellschaft. Diese Teilhabe ist Voraussetzung für eine freie Entfaltung des einzelnen Menschen.
Alle Belange sollen von allen Betroffenen mitbestimmt und entschieden werden können. Dafür braucht es keine Nationen von Millionen von Menschen, sondern kleine Gemeinschaften, Kommunen und Föderationen, in denen der einzelne Mensch für sich und seine Bedürfnisse selbst eintreten kann.

Wie sieht unsere Praxis aus?
Die Einsicht, dass wir noch weit von einer anarchistischen Gesellschaft entfernt sind, entmutigt uns nicht.
Wir wollen nicht auf die Revolution warten oder darauf hoffen, dass am Ende der Zeit sich alles zum Guten entwickeln wird, sondern wir wollen schon heute – jetzt – unseren Teil dazu beitragen. Alle Gesellschaften wurden und werden von Menschen gemacht und können darum auch von ihnen verändert werden. Die Geschichte zeigt auch, dass einst als unumstößlich geltende Gesellschaftsformen sich im Laufe der Zeit gewandelt haben, z. B. die Entwicklung von der Monarchie zur Demokratie. Es ist möglich, eine Gesellschaft grundsätzlich umzustrukturieren.
Um diesen Prozess anzustoßen, ist es wichtig, dass wir einerseits als Individuen vorleben, dass eine andere Gesellschaft möglich ist, indem wir in unserem Umfeld versuchen, unsere Ansprüche zu leben. Dass dies im jetzigen Alltag nur begrenzt möglich ist, ist uns klar.
Andererseits wollen wir uns als Gruppe in Diskussionen, soziale Bewegungen und Kämpfe einbringen und mit Veranstaltungen und Demonstrationen unsere Ideen öffentlich machen. Wir wollen uns vernetzen und als Ansprechpartner*innen in unserer Region zur Verfügung stehen. Kontakte zu und das Arbeiten mit Menschen, die sich nicht explizit als Anarchist*innen verstehen, sind für uns wichtig und alltagspolitisch notwendig. Darum sind wir für punktuelle und langfristige Bündnisarbeit offen. Dabei wollen wir unsere anarchistischen Ideale nicht verleugnen und wir müssen immer wieder neu prüfen, wie weit wir dabei gehen wollen.
Innerhalb der Gruppe tauschen wir uns über aktuelle Entwicklungen aus, diskutieren über viele Themen und versuchen unsere (anarchistischen) Positionen und Ideen zu vertiefen, zu erweitern und zu reflektieren.
Wir verstehen uns als offene Initiative und freuen uns über Gleichgesinnte und Interessierte, die zu uns stoßen wollen.

Anarchistische Initiative Ortenau (Stand Februar 2014)

Kontakt:
Email: a-ini-og@immerda.ch (öffentlicher schlüssel)
Web: aiog.noblogs.org
Post: Anarchistische Initiative Ortenau, c/o Alarm e.V., Postfach 10 01 61, 77621 Offenburg

1Das “*”, das sogenannte Gender-Gap, ist der Versuch, in der Schriftsprache alle Geschlechter zu berücksichtigen.

 

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alexandra dukhanina: „da waren nur infame lügen und brutaler zwang“

[dieser text ist eine übersetzung von mir aus dem englischen. den artikel findet ihr hier und hier. das russische original hier.]

abschließende stellungnahme in einem moskauer gericht am fünften februar 2014 der anarchistin alexandra dukhanina (naumova), angeklagt wegen gewalt gegen polizeibeamt*innen während einer kundgebung der opposition auf dem moskauer bolotnaya platz am sechsten mai, 2012.

alexandrazuerst dachte ich, dass dieser ganze fall eine art verrückter fehler und unsinn wäre. aber jetzt, nach dem anhören der reden der staatsanwält*innen und nachdem ich herausfand, was die haftbedingungen sind, die sie für uns alle fordern, realisierte ich, dass sie sich an uns allen rächen. sie rächen sich, weil wir dort gewesen sind und sahen, wie alles wirklich geschah. wer die zusammenstöße provozierte, wie die menschen geschlagen wurden, die ungerechtfertigte grausamkeit. sie rächen sich an uns, weil wir nicht klein beigeben und unsere nichtexistierende schuld eingestehen. nicht während den ermittlungen, noch während des prozesses. sie rächen sich auch, weil ich ihnen nicht bei ihren lügen half und mich weigerte auf ihre fragen zu antworten.

es muss eine gewichtige sache sein, derer ich mich schuldig gemacht habe. und sie ist es wert dafür mit sechs jahren in einer strafkolonie bestraft zu werden. es war niemand anderes einer solchen bestrafung wert, nur wir sind übrig: sie haben angst vor echten kriminellen, die fremden, die ihnen im weg standen, wurden eingesperrt und sie rühren ihre eigenen leute nicht an. es ist nun an ihnen, euer ehren, zu entscheiden, wie sie ihnen helfen können, auf kosten unserer schicksale glücklicher zu werden, wie sie neue posten, dienstgrade und auszeichnungen bekommen können.

aber, letzten endes, warum sechs jahre? was sind die „mindestens acht gezielten würfe“, die ich machte? woher kamen sie? auf wen habe ich gezielt und wen habe ich getroffen? acht verschiedene polizeibeamt*innen? oder acht mal die zwei polizeibeamt*innen, weswegen ich angeklagt wurde? falls das so ist, wie oft und welchen von ihnen? wo sind die antworten auf all diese fragen? letzten endes sollten sie zuerst mal detaillierte beschreibungen machen und beweise erbringen und nur dann einsperren – schließlich sind es sechs jahre lebenszeit. das ist gar nicht komisch. aber jetzt sieht es nicht mal wie eine lüge aus. es ist lügende demagogie ohne fakten, die mit den leben von menschen spielt. was wäre, wenn sie 188 videos hätten und nicht acht? würden sie dann behauptet haben, dass ich 188 mal geworfen hätte?

es sind zwei polizeibeamt*innen der omon (otryad mobilniy osobogo naznacheniya, eng. special purpose mobile unit, dt. mobile spezialeinheit; nigra) gegen die ich gewalt angewendet habe. sie haben sie gesehen. sie sind zwei- oder dreimal so groß wie ich und sie trugen körperprotektoren. eine*r von ihnen spürte gar nichts. der andere wurde nicht von mir verletzt und erhob keine klage gegen mich. ist das der massenaufstand und die gewalt für die ich sechs jahre ins gefängnis gehen soll?

oh, ich vergaß die kvass (russisches sodagetränk; nigra) – die flasche allein ist schon fünf jahre wert und acht gezielte würfe mögen das restliche jahr ergeben. jetzt, da sie mir das gesagt haben, kenne ich immerhin den preis von kvass. und können sie mir auch sagen wo mein massenlandfriedensbruch beginnt und endet und wo gewalt gegen polizist*innen beginnt? und was ist der unterschied zwischen diesen beiden dingen? ich habe irgendwie nicht richtig verstanden: welche brandstiftung? angriffe? zerstörung fremden eigentums? und wo bin ich bei all diesen dingen? was habe ich kaputt gemacht? was habe ich angezündet? was habe ich zerstört? mit wem habe ich eine verschwörung angezettelt? was beweist auch nur eines dieser dinge? kurz gefasst, ich bekomme vier jahre wegen artikel 212 [aus dem strafgesetzbuch der russischen föderation, bezogen auf massenunruhen], nur weil ich da war? also ist meine anwesenheit auf einer ursprünglich friedlichen kundgebung die massenunruhe, an der ich teilgenommen habe? da ist nichts außer eben das. schauen sie sich diese menschen an. sie sind keine mörder*innen, diebe oder betrüger*innen. uns alle einzusperren wäre nicht nur ungerecht, sondern erbärmlich.

viele menschen haben vorgeschlagen, dass ich gestehen und mich entschuldigen solle, dass ich sagen solle, was die ermittler*nnen hören wollten. aber ihr wisst, dass ich es nicht für geboten halte, mich bei diesen menschen zu entschuldigen. es ist die regel in diesem land, dass vollzugsbeamt*innen absolut unberührbar sind, obwohl es viele bekannte berichte über sie im zusammenhang mit schutzgelderpressungen und drogenhändler*innen, prostitution und vergewaltigung gibt. Erst kürzlich gab es einen solchen fall in der region lipetsk.

die inhalte der anklagen gegen uns sind nicht nur lächerlich, sie sind absurd und basieren nur auf aussagen von polizeibeamt*innen der omon. also, was haben wir hier, wenn eine person epauletten trägt? ist sie dann automatisch ehrlich und heilig?

euer ehren, in den acht monaten dieses verfahrens haben sie von der verteidigung genug beweise für unser aller unschuld erhalten. wenn sie uns nun in ein gefangenenlager schicken, werden sie leben und schicksale für nichts zerstöre! wollen die behörden so verzweifelt zeigen, wie wir bestraft werden, dass sie für solch eine tat bereit sind? beamt*nnen, vergewaltiger*nnen oder polizist*innen … [unverständlich] eine bewährungsstrafe zu geben ist normal: sie sind die unberührbaren, sie sind von eurer art. aber wir können im gefängnis dahinsiechen – wer sind wir schon, wir sind nicht einmal reich. aber aus irgendeinem grund bin ich sicher, dass ich sogar im gefängnis freier sein werde, als viele von ihnen, weil ich ein reines gewissen habe. und die, die in freiheit bleiben, die mit ihrer sogenannten verteidigung von ordnung und freiheit weiter machen, werden auf ewig in einem käfig mit ihren kompliz*innen leben.

ich kann meine fehler zugeben und falls ich durch die wahrheit und durch fakten überzeugt hätte werden können, dass ich etwas illegales getan habe, hätte ich das zugegeben. aber kein mensch hat jemals irgendetwas erklärt: da waren nur infame lügen und brutaler zwang. durch zwang können sie … [unverständlich]. und das wurde mir alles angetan. aber durch zwang und lügen kann nichts bewiesen werden. und kein mensch bewies meine schuld. ich bin mir sicher, dass ich im recht und unschuldig bin.

ich würde gerne mit einem zitat aus „zwiebelchen“ (orig. it. il romanzo di cipollino; nigra) von gianni rodari enden:

„-mein armer vater! du wurdest ins gefängnis gesteckt wie ein krimineller, mit dieben und banditen.
-was redest du da, sohn, – unterbrach ihn sein vater. – es sind viele ehrenhafte menschen im gefängnis!
-aber warum sind sie eingesperrt? was für böse dinge haben sie getan?
-genaugenommen gar nichts, sohn. darum wurden sie eingesperrt. prinz lemon mag keine anständigen menschen.
-im gefängnis zu sein ist eine große ehre?, fragte er.
-so scheint es nun zu sein. gefängnisse wurden gebaut für die, die stehlen und morden, aber unter prinz lemons herrschaft ist alles anders herum, diebe und mörder sind in seinem palast und ehrbare menschen sind im gefängnis.“

mehr über alexandra dukhanina:

alexandra dukhanina – eine anarchistin, eine aktivistin in der sozialen bewegung, verteidigerin des tsagovsky-waldes und eine teilnehmerin von occupy abai – wurde am 27. mai 2012 inhaftiert. sie wurde angeklagt anhand paragraf 212, absatz 2 des strafgesetzbuches der russischen föderation (bezogen auf unruhen) und paragraf 318, absatz 1 (gewalt gegen regierungsbeamt*innen) im zusammenhang mit geschehnissen auf dem bolotnaya platz am sechsten mai 2012. am 29. mai entließ richterin natalya dudar vom gericht im stadtteil basmanny/moskau in den hausarrest. anwalt dmitry efremov sagt, dass alexandra abstreitet, gewalttaten begangen zu haben und in dem videomaterial, auf dem die anklagen beruhen, ist nicht klar zu sehen, was von alexandra geworfen wird und gegen wen. die derzeitigen anschuldigungen können auf eine gefängnisstrafe von drei bis acht jahren hinauslaufen. (aus http://wiki.avtonom.org/en/index.php/Alexandra_Dukhanina)

 

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les flics en bresil

die tage erschien die februarausgabe der gai dao. von zapatismus über science-fiction bis hin zu pjotr kropotkin findet ihr eine große bandbreite an interessanten themen. auch von mir gibt’s eine kleine übersetzung eines aufrufs der federation anarchiste „Nein zur Kooperation der Polizeien!“ und einen kurzen input „Grenzübergreifende Polizeiarbeit“.

diese könnt ihr hier lesen:

Nein zur Kooperation der Polizeien!
Lang lebe die internationale Solidariät!

28. November 2013

Ende 2013, nach den Demonstrationen, die einige Monate vorher stattgefunden hatten, ging die französische Polizei, die CRS (Compagnies Républicaines de Sécurité; franz. für Sicherheitskompanien der Republik), nach Brasilien, um Polizeibeamt_innen des „Shock Battalions“ (Batalhão de Choque – BPCHq ) der Militärpolizei von Rio de Janeiro zu trainieren.

Der Zweck des Austausches zwischen den beiden Polizeikräften war der Informationsaustausch darüber, wie auf Riots und Vandalismus zu reagieren ist und wie gewalttätige Gruppen und Plünderungen zu kontrollieren sind im Hinblick auf Veranstaltungen, die während der Fußballweltmeisterschaft der Männer 2014 und den Olympischen Spielen 2016 stattfinden werden.

Die französische Polizei scheint darauf spezialisiert zu sein, mit Protestdemonstrationen fertig zu werden und Menschenmengen zu kontrollieren.

Die französische Regierung hat schon in der Vergangenheit ihre Eile gezeigt, repressive und militärische Hilfe zu bringen:

  •  Während der „Operatin Condor“, die in einer präventiven Gegenrevolution zugunsten der südamerikanischen Diktatoren in den 1970er Jahren bestand, wurden tausende von politischen Gegner_innen ermordet oder sie verschwanden.
  • Die französische Polizei brachte ihre im Algerienkrieg erworbene „Erfahrung“ (Folter, Techniken der Gegenguerilla, Nachbarschaftskontrolle) ein. Ein Resultat davon waren insbesondere die Aktivitäten der „Todesschwadronen“
  • In jüngster Zeit, zu Beginn der Revolution in Tunsien, bot die französische Regierung ihre Dienste an, um zu intervenieren und dem Regime bei der Unterdrückung der Protestbewegung zur Hand zu gehen. Frankreich hat auch Polizeiausrüstung an Ben Ali geschickt.
  • 2010 intervenierte Frankreich mit Ordnungskräften der öffentlichen Gewalt und der Staatssicherheit in Ägypten, um ihnen „Crowd Management bei Großveranstaltungen“ zu lehren.
  • Ganz zu schweigen vom militärischen Eingreifen in Afrika und anderswo…

Polizeistaaten werden alles tun, um die Protestbewegungen zu ersticken, die in Brasilien, Mexiko, Nordafrika und anderswo entstehen.

In Brasilien prallen die Geldsummen, die für die riesigen Projekte der Weltmeisterschaft aufgewendet werden, mit der Wirklichkeit einer Bevölkerung zusammen, die für ihre Rechte, für größere Gleichheit und soziale Gerechtigkeit kämpft.

Unsere Antwort muss die Errichtung wirklicher Solidarität sein, um der Repression durch die Polizei, dem Elend und der Ausbeutung zu begegnen.

Wir verurteilen auf das Schärfste diese repressive Politik und laden alle libertären Organisationen ein, sich den Protestbewegungen anzuschließen, um ihnen Unterstützung und logistische und technische Hilfe anzubieten, über ihre Aktionen zu berichten und Netzwerke der Solidarität gegen Polizeirepression zu gründen, zusammen mit der Internationalen der anarchistischen Föderationen (ifa@federation-anarchiste.org).

deutsche bullen flics francaises 2009grenzübergreifende polizeiarbeit

nicht nur der französische und der brasilianische staat arbeiten auf polizeilicher ebene zusammen. seit jahren nehmen gemeinsame ermittlungen, datenaustausch und einsätze zu. zunächst beschränkt auf die bekämpfung von terrorismus, internationaler (drogen-) kriminalität und von fußballrandale bei internationalen spielen, hat sich der handlungsraum schnell auf migration und die sozialen bewegungen ausgeweitet.

es wird die ganze bandbreite an repressionsmethoden angewandt: uniformierte polizeitruppen, zivilbeamt*innen, beobachter*innen, undercoverpolizist*innen und internetspezialist*innen.

so ist es innerhalb der eu gängig, dass in grenzgebieten die jeweiligen polizeien gemeinsam auf streife gehen, ermitteln und daten austauschen.

bei demonstrationen kommt es immer wieder vor, dass polizist*innen der nachbarländer mit beobachtender funktion anwesend sind, z.b. im dreiländereck deutschland-frankreich-schweiz.

besonders intensiv war die zusammenarbeit zwischen frankreich und deutschland während des nato-gipfels 2009. hier wurden nicht nur informationen ausgetauscht, sondern auch wasserwerfer und manpower. grundlage dafür ist der prümer vertrag von 2005.

die uniformierten einheiten sind beim einsatz leicht zu erkennen und einzuordnen. schwerer bis unmöglich ist dies bei spitzel*innen.

2010 wurde der britische undercoverpolizist mark kennedy, bzw. stone,enttarnt: über viele jahre war er mit dem wissen der jeweiligen staaten, international im einsatz und hat die weltweite radikale linke ausspioniert.

viele weitere international tätige undercoverpolizist*innen wurden seither enttarnt und ihre internationale tätigkeit aufgedeckt. aber immer noch gehört diese mieseste aller polizeiarbeiten zur gängigen praxis.

begegnen sich hier zwei oder mehrere staaten auf „augenhöhe“, sieht es beim beispiel frankreich/brasilien anders aus: repressive entwicklungshilfe könnte mensch dies nennen. einer der mächtigsten westlichen industriestaaten gibt den behörden eines „schwellenlandes“ nachhilfe in demokratischer unterdrückung von protest und widerstand. crowdcontrol als exportgut. und auch hier mischt deutschland seit 1989 vorne mit: deutsche polizist*innen bilden z.b. im rahmen der eupol afghanistan mission seit 2002 afghanische polizist*innen aus. hier geht es nicht nur um die reine ausbildung, sondern um taktiktraining, grenzsicherung, aufbau von infrastruktur und übergabe von ausstattungsmaterial. auch in der türkei werden polizist*innen von den deutschen behörden ausgebildet.

so wird auf internationaler ebene, auch auf öffentlichen kongressen, das know-how staatlicher repressionsmethoden entwickelt und ausgetauscht. ziel ist dabei immer mehr, flüchtlingsbewegungen und revolutionäre entwicklungen frühzeitig zu erkennen, zu kanalisieren oder ganz im keim zu ersticken.

links zum weiterlesen:

 

 

 

 

 

 

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250 für die befreiung von mensch und tier

unter dem motto „wiesbaden pelzfrei – total liberation“ demonstrierten über 250 menschen gegen die ausbeutung von mensch und tier.

 war das motto der demos der letzten jahre nur „wiesbaden pelzfrei“, hatten sich die organisator*innen erstmals dazu entschlossen sowohl im motto wie auch im aufruf auf die gemeinsamkeiten der ausbeuterischen verhältnisse hinzuweisen, die mensch und tier gleichermaßen betreffen: eine gesellschaft ohne tierausbeutung ist mit dem kapitalismus nicht zu haben. eine gesellschaft ohne ausbeutung von menschen durch den menschen auch nicht.

auf dem bahnhofsplatz waren ca. zehn stände aufgebaut, gut bewacht von bestens ausgerüsteten polizeieinheiten. hier konnte mensch sich über veganismus, antispeziesismus, tierrechte, gnadenhöfe, tiertransporte, pelzindustrie und viele andere unterthemen informieren. dazu gab es viele vegane speisen, wie torten, burger und chili und musik aus der konserve. kam hier beim infomaterial der aspekt der „total liberation“ noch zu kurz, wurde dies spätestens mit der auftaktrede eines menschen der orga-gruppe nachgeholt: er schilderte die beweggründe, die dazu führten, dass sich die „wiesbaden pelzfrei“-demo in diesem jahr mit dem zusatz „total liberation“ schmückte und ab nächstem jahr nur noch „total liberation“ heißen wird. der kampf für tierrechte ist sinnlos, solange wir nicht auch für die menschenrechte einstehen. beides ist untrennbar miteinander verbunden. der kapitalismus schafft mit seinen produktionsweisen leid und es ist ihm egal, ob die leidtragenden tiere oder menschen sind: profit muss erwirtschaftet werden und dafür muss alles zu ware werden.

so wurde bei fast jedem zwischenstopp der demo (vor pelzläden, metzgereien, mc donalds, tchibo, deutsche bank, nordsee,…) auf die auswirkungen der kapitalistischen wirtschaftsweise auf tiere, auf menschen und auf die erde hingewiesen.

ausdauernd demonstrierte die menge über drei stunden durch die gesamte innenstadt, leicht umgemodelte, altbekannte linke parolen rufend und flyer verteilend. die demo wurde die gesamte zeit über von einem lockeren polizeispalier begleitet, immer bereit, „sensible“ ziele wie pelzläden und metzgereien zu schützen.

die explizite bezugnahme auf linke inhalte, die einsicht, dass die systemfrage auch von tierrechtler*innen gestellt werden muss und die radikale ablehnung der kapitalisitschen produktionsweise erweiterten den horizont der demo ungemein. das kam gut bei den teilnehmer*innen an und hielt esoterisch-religiös-rechte spinner*innen fern.

untill every cage is empty.
für die soziale revolution.

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herzlich willkommen im anarchistischen netzwerk südwest*!

vor kurzem ist das anarchistische netzwerk südwest* gewachsen und nun ist es offiziell. hier die meldung von der a-netz-seite:

AI2

Kaiserslautern/Kusel: Juhu – wir sind im A-Netz!

Die Anarchistische Initiative Kaiserslautern/Kusel gibt es nun schon seit längerem. Obwohl anfangs nur eine kleine Gruppe junger IdealistInnen hatten wir den Wunsch, uns überregional zu organisieren um die anarchistische Sache an sich und nicht nur bei uns zu Hause zu stärken.

Jetzt ist ein erster Schritt dazu getan: Am Anfang diesen Jahres wurden wir ins Anarchistische Netzwerk Südwest aufgenommen. Damit sind wir auch Mitglied der Föderation deutschsprachiger AnarchistInnen, die international vernetzt ist.

Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit in A-Netz und FdA und hoffen, unseren Beitrag zu einer großen anarchistischen Bewegung leisten zu können.

Ein Hoch auf die Anarchie!

 

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