Das war der zweite CSD in Offenburg

Mehrere hundert queere und verbündete Menschen nahmen am zweiten Christopher Street Day in Offenburg teil und machten deutlich: Wir gehen nicht wieder weg, wir bleiben!

Gleich zu Anfang fielen mir die vielen Menschen in gelben Warnwesten auf. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass das alles Ordner*innen sein könnten. Doch genau so war es: Das Offenburger Ordnungsamt und die Polizei forderten eine besonders hohe Anzahl Ordner*innen. Und das angeblich nicht aus reiner Schikane (Wer will schon diesen ätzenden Job machen…?), sondern weil es die Gefahrenlage erfordere. Ich habe keine Drohungen gegen den CSD im Vorfeld mitbekommen und ich denke nicht, dass Mensch die Situation in der ostdeutschen Provinz auf Offenburg übertragen kann. Eventuell doch ein klein wenig Schikane?

Los ging es am ZOB nachdem brav und gehorsam die Auflagen verlesen und darauf aufmerksam gemacht wurde, dass die Bullen ja zu unserem Schutz da seien (Wie war das nochmal mit Stonewall und dem Riot? Und dem Überfall auf das Bad-Freienwalde-ist-bunt-Fest, wo die Bullen einfach…nichts taten?): Vorneweg gingen einige Drag Queens, es folgten zwei DJ-Wagen und viele bunte Menschen. Es war eine ausgelassene und gut gelaunte Party mit politischen Forderungen und Parolen. Am Ende kam dann ein eher kommunistisch und palästinasolidarisch geprägter Antifablock. Er war ganz klar der politischste Teil der Demo, auch wenn ich nicht alle Parolen und Forderungen nachvollziehen konnte*. Am Stadtbuckel gab es einen Bannerdrop in Solidarität mit der*dem nach wie vor in Ungarn inhaftierten und sich im Hungerstreik befindenden Antifaschist*in Maja.

Nach fast drei Stunden bei sengender Hitze kreuz und queer durch Offenburg – während am verbotenen Budapester Pride 200.000 Menschen teilnahmen und Orban den queeren Mittelfinger zeigten – endete die Demo im Bürger*innenpark und ging in ein Fest über: Stände mit (auch veganem) Essen und Trinken (Wasser gab es gratis), Informationen, Sex-Toys und vielem mehr und einer Bühne, auf der verschiedene Künstler*innen und Redner*innen auftraten. In einer Rede forderte die*der Sprecher*in, die anwesenden Queers dazu auf, sich auch mit anderen unterdrückten und marginalisierten Menschen und Gruppen zu solidarisieren, ganz nach dem Motto „Wir sind erst frei, wenn es alle sind!“. Ein*e weitere*r Redner*in wandte sich gegen den Rechtsruck und die AfD.

Als mir dann die Sonne endgültig das Hirn weggebrutzelt hatte und das Bier sein Übriges dazu tat, verließ ich das Fest vorzeitig. Im Anschluss fand im Kessel eine scheinbar gut besuchte Aftershowparty statt.

Alles in allem ein gelungener zweiter CSD im beschaulichen Offenburg. Nächstes Jahr gerne wieder: Noch größer, bunter und politischer. Es wäre cool, wenn sich der CSD hier etablieren würde. Auch weil jeder CSD eine antifaschistische Demonstration ist.

Free Maja!
Free all antifas!
Queer liberation now!

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*zum Thema Israel/Palästina hab ich hier einen Text kurz nach dem 7. Oktober 2023 verfasst. Seither ist einiges passiert und Israels Regierung und Armee drehen völlig hohl. Das Leid der Menschen in Gaza ist unermesslich und muss aufhören.

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