Anonyme Künstler*innen eröffneten am 20. Juni auf der Fußgänger*innen- und Fahrradbrücke Passerelle auf der deutsch-französischen Grenze zwischen Kehl und Strasbourg eine autonome Kunstausstellung zum Thema „Flucht und Migration“.
14 Bilder und eine Erklärung auf Englisch, Französisch und Deutsch beschäftigen sich mit den Themen Flucht, Migration, Repression, Festung Europa, Widerstand, einer offenen Gesellschaft, Rechtsruck, Ressentiments und anarchistischen Ausblicken.
Hier die Erklärung im Wortlaut:
“No border, no nation – Keine Grenze, keine Nation”
Diese Utopie rückt in diesen düsteren Zeiten in immer weitere Ferne. Auf der ganzen Welt wird die Bewegungsfreiheit Hilfe suchender Menschen immer mehr eingeschränkt. Nicht nur in den fernen USA unter dem autokratischen Herrscher Trump geht es Geflüchteten und Immigrant*innen an den Kragen. Nein, auch in der ach so grenzenlosen Europäischen Union formieren sich konservative und rechte Kräfte und Regierungen zu einer Allianz des Rückschritts: Zurück zu geschlossenen nationalen Grenzen wird das Menschenrecht auf Asyl mit Füßen getreten, werden vor Krieg, Verfolgung, Armut und Klimakatastrophe geflüchtete Menschen an den Grenzen abgewiesen oder ertrinken im Mittelmeer. Es wird vergessen, wie es zu Beginn den 20. Jahrhunderts in Europa aussah und welche Folgen Nationalismus, Kapitalismus, Rassismus und Antisemitismus für die Welt hatten. Der zweite Weltkrieg, der deutsche Faschismus und die Shoa waren der Gipfel dieser Entwicklung und dürfen sich nicht wiederholen.
Wir wollen in einer Welt ohne Grenzen und Nationen leben, in der sich jeder Mensch frei bewegen und dort niederlassen kann, wo er will. Wir sind solidarisch mit allen Geflüchteten und sagen: “Refugees welcome!”. Immer noch.
Diesen symbolischen Ort, die Passerelle in Kehl, die zwei einst verfeindete Länder miteinander – scheinbar grenzenlos – verbindet, haben wir für unsere Bilder zum Thema “Flucht und Migration” gewählt, weil sie trotz allem ein Ort der Hoffnung ist: Es kann besser für uns alle werden, wenn wir solidarisch, herrschaftsfrei und von unten eine neue Welt aufbauen, in der die Gleichheit aller Menschen nicht nur ein Lippenbekenntnis auf dem Papier ist, sondern gelebte Praxis: Grenzen auf für alle!
No border, no nation!
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