200 menschen gedachten in einer bizarren kundgebung in strasbourg dem von nazis ermordeten antifaschisten clément méric. im anschluss demonstrierten 100 menschen spontan zum selbstverwalteten kulturzentrum molodoï.
clément méric wurde am sechsten juni in paris von drei nazis angegriffen und so schwer verletzt, dass er kurz darauf im krankenhaus verstarb.
clément war student, gewerkschaftler und antifaschist, der sich auch für die rechte von homosexuellen eingesetzt hat. und das in einer zeit, in der 10 000e von menschen in frankreich auf die straßen gehen, um menschen mit anderer sexueller orientierung weiterhin die gleichen rechte zu verwehren.
seither fanden viele demonstrationen und aktionen in gedenken an clément, nicht nur in frankreich, statt. der heutige 23. juni war von seinen pariser genoss_innen als frankreichweiter gedenktag angesetzt und so wurde auch von der strasbourger linken zu einer kundgebung auf dem place kléber mobilisiert.
nach und nach trudelten dort ca 200 menschen (ca 50 davon kamen aus dem nahen baden-württemberg) mit ebenso vielen fahnen ein: npa, pcf, pcof, attac, sud, … und versammelten sich vor dem denkmal jean-baptiste klébers, auf dessen sockel aktivist_innen von „justice et libertés“ ihr gruppentransparent hielten und ein anderer anfing, unermüdlich immer die gleichen parolen durch ein megafon zu rufen. mensch wartete vergeblich auf ein erinnern an clément, eine rede zu den zuständen im homophoben frankreich oder zu anderen naziübergriffen, die seither stattgefunden hatten. lustlos standen oder saßen alle herum und ignorierten den mann mit dem megafon mehr oder weniger. dieser wurde aber nicht müde, seine parolen zu rufen. sie hatten alle nicht direkt etwas mit cléments tod zu tun, sondern richteten sich gegen den front national, dessen führerin marine le pen und andere französische nazis oder handelten von einer welt, die „nein!“ rufen würde. aber nicht mal die anwesenden menschen riefen „nein!“.
genauso unmerklich wie die kundgebung begonnen hatte, endete sie. die fahnen wurden eingerollt und in kleinen grüppchen verließen die menschen den platz, ohne dass auch auch nur ein flugblatt verteilt oder ein_e passant_in in das große geheimnis dieser denkwürdigen veranstaltung eingeweiht worden wäre.
ungefähr 100 menschen blieben zurück mit einem komischen, unbefriedigten gefühl im bauch: das kann es doch nicht gewesen sein. eine kurze meinungsumfrage und es war klar: es sollte eine spontandemonstration geben. so demonstrierte ein bunt zusammengewürfelter haufen zaghaft parolen rufend vom place kléber zum selbstverwalteten kulturzentrum molodoï, begleitet von drei fahrradpolizist_innen und einer streife. an einer straßenbahnhaltestelle zeigten betrunkene herrenmenschen den hitlergruß mit „sieg heil!“-rufen und kamen damit ungeschoren davon.
was für ein tag. aber es kann ja nicht immer so kommen…
in gedenken an clément méric.
möge die erde im leicht sein.